Den Haag:Bosnischer Serbenführer Karadžić wegen Völkermords zu 40 Jahren Haft verurteilt

Das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag hat Radovan Karadžić wegen Völkermordes und anderer Verbrechen schuldig gesprochen. Nach Ansicht des Gerichts ist er einer der Hauptschuldigen des Massakers von Srebrenica 1995.

Der frühere bosnische Serbenführer Radovan Karadžić ist wegen Völkermordes in Srebrenica und anderen Anklagepunkten zu 40 Jahren Haft verurteilt worden.

Der 70-Jährige musste sich in dem Prozess vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag in elf Anklagepunkten verantworten, unter anderem wegen Völkermordes und Mordes. Die Ankläger hatte für den Fall einer Verurteilung lebenslange Haft gefordert.

Radovan Karadžić wurde vorgeworfen, einer der Drahtzieher hinter den bosnisch-serbischen Gräueltaten während des Bosnien-Kriegs von 1992 bis 1995 zu sein. Das Gericht ist nun zu der Ansicht gekommen, dass der ehemalige Psychiater tatsächlich einer der Hauptschuldigen des Massakers in der damaligen UN-Schutzzone Srebrenica ist. Serbische Einheiten hatten dort im Juli 1995 8000 muslimische Männer und Jungen ermordet. Bis heute werden dort immer wieder neue Massengräber entdeckt, so etwa im Dezember letzten Jahres unter einer Mülldeponie.

Der frühere Präsident der Republik Serbien wurde in zehn von elf Anklagepunkten schuldig gesprochen. Nicht schuldig befunden wurde er eines weiteren Völkermordes, nämlich bei der Vertreibung bosnischer Muslime und Kroaten aus Dörfern, die die serbischen Truppen für sich beanspruchten. Es wird damit gerechnet, dass Karadžić in Berufung geht.

Insgesamt starben in dem Konflikt 100 000 Menschen, mehr als zwei Millionen wurden vertrieben. Karadžić hatte stets bestritten, für Verbrechen verantwortlich gewesen zu sein und einen Freispruch in allen Anklagepunkten gefordert. Er behauptet bis heute, von den Vorgängen in Srebrenica nichts gewusst zu haben. Es gebe keine Beweise dafür, dass er das Massaker befohlen habe.

Karadžić wurde seit 1996 mit internationalem Haftbefehl gesucht. Er war erst 2008, nach 13 Jahren auf der Flucht in der serbischen Hauptstadt Belgrad festgenommen worden. Zuvor hatte er unter falscher Identität im Untergrund gelebt und als Alternativmediziner praktiziert, Bücher veröffentlicht und Seminare gegeben. Laut UN-Tribunal deckten Helfershelfer aus der serbischen Armee, Politik und Geheimdienst ihn und seinen ehemaligen General Ratko Mladic.

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