Demonstrationen - Kirtorf:Umweltschützer protestieren gegen Baumfällungen für Autobahn

Demonstrationen
Aktivisten protestieren im Dannenröder Forst. Foto: Andreas Arnold/dpa (Foto: dpa)

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Homberg/Ohm (dpa/lhe) - Barrikaden, Mahnwache und fallende Bäume: Der Konflikt um die Rodungen für den Weiterbau der Autobahn 49 in Mittelhessen hat sich am Montag fortgesetzt. Die Baumfällarbeiten und der Protest von Umweltschützern dagegen konzentrierten sich diesmal auf den Maulbacher Wald bei Homberg (Ohm). Die Aktivisten leisteten erneut passiven Widerstand, wie ein Polizeisprecher berichtete. Er sprach von einem "dynamischen", weitgehend friedlichen Verlauf. Erneut waren zahlreiche Beamte im Einsatz. Wo der Wald geräumt war, fällten schwere Forstmaschinen in raschem Tempo die Bäume.

Die Polizei sperrte das Gebiet rund um die Fällarbeiten weiträumig ab und brachte Aktivisten von Bäumen und aus dem Wald. Spezialkräfte holten eine Person aus einer Hängematte aus rund zehn Metern Höhe. Ein Aktivist habe sich in einer Barrikade verschanzt, die einzustürzen drohte, berichtete die Polizei. Speziell geschulte Kräfte holten ihn demnach dort heraus. Insgesamt seien neun Menschen durch Höhenretter gesichert abgeseilt worden. Verletzt wurde niemand. Im Verlauf des Tages nahm die Polizei mehr als 20 Menschen in Gewahrsam.

Etwa 60 bis 100 Personen besetzten einen Verkehrskreisel in Homberg (Ohm), was für Stau und Behinderungen sorgte. Eine Mahnwache mit etwa 30 Personen in der Nähe der Fällarbeiten am Maulbacher Wald wurden nach Angaben der Polizei aufgelöst und etwa 200 Meter weiter weg verlagert. Diese habe sich im Sicherheitsbereich rund um die Rodungsarbeiten befunden. Die Auflage der Versammlungsbehörde sei gewesen, die Mahnwache deshalb zu verlegen. Die Umweltschützer übten an dem Vorgehen Kritik.

Am Nachmittag demonstrierten laut einem Polizeisprecher etwa 65 Aktivisten bei einem großen Lastwagen bei Homberg in der Nähe der Rodungsgebiete: "Einige Personen haben eine Raupe auf dem Tieflader in 4,50 Meter Höhe bestiegen. Dafür haben wir die Höhenretter angefordert." Noch am Abend seien "starke Kräfte" im Einsatz gewesen, teilte die Polizei mit.

Auch in Berlin gab es am Montag Proteste gegen den Weiterbau der A49, die einmal Kassel und Gießen besser miteinander verbinden soll. Aktivisten der Gruppe Extinction Rebellion blockierten die Seiteneingänge des Bundesverkehrsministeriums. An der Aktion seien rund 80 Menschen beteiligt, sagte eine Sprecherin. "Wir fordern Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer auf, die Rodungen für den Dannenröder Wald in Hessen zu stoppen."

In der Bundeshauptstadt kritisierte CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt (CSU) indes die Forderung der Grünen nach einem Moratorium beim Bau von Autobahnen und Bundesstraßen. "Ein Straßenbau-Moratorium ist Gift für den Wirtschaftsstandort Deutschland und eine harte Attacke gegen die Mobilität insbesondere in den Regionen", sagte Dobrindt am Montag der Deutschen Presse-Agentur. "Deutschland braucht aber Innovationen statt Ideologie, und deswegen arbeiten wir für einen nachhaltigeren, innovativeren und digitaleren Verkehr." Die Grünen hatten in einem Tweet vom Sonntag anlässlich des umstrittenen Weiterbaus der A49 die Verkehrsplanung der Bundesregierung als "zukunftsblind" bezeichnet und ein Moratorium für den Neubeginn von Autobahnen und Bundesstraßen gefordert.

Dobrindts Parteikollege, Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, schrieb in Richtung der Grünen am Montag auf Twitter: "Die Großstadt-Grünen verstehen nicht, was ganz Deutschland braucht. Die Straße ist ein unverzichtbarer Verkehrsweg - NEBEN der Schiene, Luft und Wasser." Dass die Grünen sich nun bei der A49 in Szene setzten, beweise ihre Doppelmoral, kritisierte Scheuer. In Hessen stehe der Bau der A49 im schwarz-grünen Koalitionsvertrag.

Die Rodungen für die A49 hatten am Donnerstag im Herrenwald bei Stadtallendorf begonnen - ebenfalls begleitet von Protesten sowie einem Großaufgebot der Polizei. Am Wochenende ruhten die Arbeiten. Wann die ersten Bäume im Dannenröder Wald fallen, ist noch unklar.

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