Süddeutsche Zeitung

Demonstrationen in Hongkong:Maskierte reißen Barrikaden nieder

  • Im Zentrum Hongkong haben Hunderte Maskierte die von den pro-demokratischen Demonstranten errichteten Barrikaden gestürmt.
  • Zuvor hatte die Hongkonger Polizei am Morgen bereits damit begonnen, die Barrikaden zu entfernen.
  • Hongkongs Verwaltungschef beharrt auf der umstrittenen Wahlreform.

Maskierte stören Proteste

Im Zentrum Hongkonks spielen sich chaotische Szenen ab. Maskierte Personen haben dort Barrikaden der pro-demokratischen Demonstranten niedergerissen. Das berichten übereinstimmend die Nachrichtenagentur dpa und die South China Morning Post. Etwa 500 Maskierte tauchten demnach am Montagmittag (Ortszeit) im Stadtzentrum auf. Sie skandierten "Macht die Straßen frei" und räumten die Straßensperren aus dem Weg.

"Sie zerstören Medikamente und Vorratslager", klagte eine pro-demokratische Aktivistin. Die Protestgegner hätten nicht nur Barrikaden niederrissen, sondern auch persönliche Gegenstände der Demonstranten entwendet, sagten Aktivisten. Die Lage ist unübersichtlich, weil nicht klar ist, wer hinter den Protestgegnern steht. Auch Taxi- und Lastwagenfahrer sowie Passanten sollen sich ihnen angeschlossen haben.

Im Stadtteil Mong Kok übertrifft die Zahl der Gegendemonstranten sogar deutlich die der Demonstranten. Wie die South China Morning Post berichtet, ist die Stimmung angespannt.

Die Polizei versuchte, Protestierende und Vermummte auseinanderzuhalten. Mindestens 40 Polizisten waren der South China Morning Post zufolge im Einsatz. Wie die britische BBC unter Berufung auf lokale Medien meldete, soll es einige Festnahmen gegeben haben.

Räumungen an Protestorten

Zuvor hatte die Polizei am Montagmorgen damit begonnen, von den Demonstranten errichteten Barrikaden abzubauen. Wie Reporter vor Ort beobachteten, räumten sie vor allem am Hauptdemonstrationsort im zentralen Geschäftsviertel Admiralty Straßensperren ab.

Ziel der Aktion war es, die Verkehrsbehinderungen zu mindern, wie die Polizei der Nachrichtenagentur dpa zufolge mitteilte. Es sei kein Versuch gewesen, die Lager der Demonstranten mit ihren Zelten zu räumen. Aktivisten waren zuerst alarmiert, ließen die begrenzte Polizeiaktion aber zu. Eine Konfrontation blieb aus.

Einige hundert Demonstranten hatten in der Nacht weiter an den drei Protestorten in Admiralty und Causeway Bay auf der Insel Hongkong sowie im Geschäftsviertel Mong Kok auf der Halbinsel Kowloon campiert.

Absage an freie Wahlen

Am Wochenende sagte der Verwaltungschef von Hongkong, Leung Chun Ying, die kommunistische Führung in Peking werde von ihrem Beschluss nicht abrücken, bei der Wahl seines Nachfolgers 2017 nur vorab bestimmte Kandidaten zuzulassen. Die Chancen, dass der Ständige Ausschuss des Nationalen Volkskongresses seine umstrittene Wahlreform revidiere, liege "bei null", sagte Leung dem Fernsehsender TVB. Die Regierung werde sich zwar weiter um Gespräche mit den Demonstranten bemühen. Deren Bewegung sei aber außer Kontrolle geraten. Die Blockade von zentralen Teilen der Wirtschaftsmetropole könnte nicht endlos weitergehen.

Wegen der umstrittenen Wahlreform gehen die Menschen in der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong seit mehr als zwei Wochen auf die Straßen. Trotz wiederholter Aufrufe der Behörden, die Proteste zu beenden, verstetigten die Demonstranten diese mit dem Aufbau von Zelten und Duschen eher noch.

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SZ.de/dpa/AFP/Reuters/fran/gal
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