Demonstrationen - Hannover:Mehr als 1000 Demonstranten gegen Corona-Maßnahmen

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Zahlreiche Fahrzeuge der Polizei stehen vor dem niedersächsischen Landtag. Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa (Foto: dpa)

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Hannover (dpa/lni) - Mehr als 1000 Menschen haben am Samstag in Hannover gegen die staatlichen Corona-Maßnahmen protestiert. Sie beklagten unangemessene Eingriffe in die Grundrechte und staatliche Willkür. An dem Protestzug durch die Innenstadt beteiligten sich nach Polizeiangaben rund 1100 Teilnehmer. Viele von ihnen hielten sich nicht an die Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, so dass die Polizei die Demonstration mehrmals unterbrach und an die Maskenpflicht erinnerte, die gerichtlich bestätigt worden war. Dadurch sei es zu "erheblichen zeitlichen Verzögerungen" gekommen, teilte die Polizei mit. Ein Teilnehmer wurde aus der Versammlung ausgeschlossen, weil er laut den Beamten trotz wiederholter Aufforderung das Tragen eines Mund-Nase-Schutzes verweigerte. Eine Rednerin sprach auf einer Kundgebung zu Beginn der Proteste von einer "Fake-Pandemie". "Sie nehmen uns unsere Menschenrechte ab", sagte sie mit Blick auf die Bundesregierung. Steuergelder würden verprasst, weil etwa teure Beatmungsgeräte ins Ausland verschenkt würden, die in Deutschland keine Verwendung fänden. Eine private Initiative hatte den Protest unter dem Titel "Walk to freedom" (Gang zur Freiheit) angemeldet, insgesamt war mit 2000 Teilnehmern gerechnet worden.

In der Stadt gab es auch Protestveranstaltungen gegen die Kritik an den Corona-Maßnahmen, etwa von der Linken Jugend mit 200 Teilnehmern. Bei einer Kundgebung "Aufstehen gegen Rassismus" wurden laut Polizei rund 450 Menschen gezählt. Zu einer dritten, eigentlich von den Veranstaltern abgesagten Gegen-Versammlung kamen laut Polizei etwas über 100 Menschen.

Bei den Protesten blieb es nach Polizeiangaben bis zum späten Nachmittag friedlich. Am Abend teilte die Polizei mit, dass die Einsatzkräfte größere Störungen "durch konsequentes Einschreiten verhindert" hätten. Es waren auch keine Reichsflaggen oder Reichskriegsflaggen zu sehen. Stattdessen wurden Regenbogenflaggen gezeigt und Transparente etwa mit dem Slogan "Inzwischen sind mehr Menschen an Corona verblödet, als gestorben".

Unter den Gegnern der Corona-Maßnahmen waren auch Mütter der Initiative "Eltern stehen auf". Kinder seien die Leidtragenden der Einschränkungen, sagte eine Teilnehmerin. Auf T-Shirts standen Sprüche wie "Corona ist ein Raubzug" oder "Gegen Impfpflicht, Maulkorb, Staatsgewalt, Lügenpresse, Volksverräter".

Um der Maskenpflicht zu entgehen, legten rund 70 Teilnehmer Atteste vor, die bescheinigen sollten, dass das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes aus medizinischen Gründen nicht möglich sei. Wegen gefälschter Atteste leitete die Polizei in einigen Fällen Ermittlungen ein.

Die Polizei war mit mehreren Hundert Beamten im Einsatz, mehrere Wasserwerfer standen in den Straßen der Landeshauptstadt, auch die Reiterstaffel war vor Ort. Kritisch war die Lage, als der Protestzug in der Nähe des Landtags vorbeizog, wo sich rund 50 Menschen aus dem linken Spektrum versammelt hatten. Dort kam es aber nicht zu Störungen der Demonstration.

Vor dem Landtag hatten sich zahlreiche Polizisten postiert, um zu verhindern, dass Demonstrationsteilnehmer in das Gebäude gelangen. Im Anschluss an die Demonstration in Berlin hatten Ende August nach Polizeiangaben etwa 300 bis 400 Demonstranten Absperrgitter am Reichstagsgebäude überrannt und sich lautstark vor dem Besuchereingang aufgebaut.

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