Demonstrationen - Cottbus:150 Menschen demonstrieren gegen Diskriminierung an Schulen

Brandenburg
Teilnehmer der Demonstration "Vielfalt statt Einfalt - Schule ohne Diskriminierung" stehen mit Schildern und Plakaten vor dem Schulamt in Cottbus. Foto: Patrick Pleul/dpa (Foto: dpa)

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Cottbus (dpa/bb) - Etwa 150 Menschen haben vor dem Schulamt in Cottbus gegen Diskriminierung, Rassismus und Rechtsextremismus an Schulen in Südbrandenburg demonstriert. Darunter waren Lehrkräfte, Eltern, Schülerinnen und Schüler. "Wer nichts macht, macht mit" und "Nazis raus aus Schulen", stand auf selbstgemalten Plakaten.

Auf der Kundgebung, dass vom Netzwerk Mehr Demokratie an Schulen initiiert wurde, sprachen auch erstmals die beiden Lehrkräfte aus Burg, die in einem anonymen Brief auf rechtsextreme Vorfälle an ihrer Schule aufmerksam gemacht hatten. Zuvor hatte das Brandenburger Bildungsministerium klargestellt, dass ihnen keine dienst- oder arbeitsrechtlichen Konsequenzen drohen.

In dem Brief hatten die Lehrkräfte geschildert, sie seien an der Schule täglich mit Rechtsextremismus, Sexismus und Homophobie konfrontiert. Es gebe Hakenkreuze auf Möbeln, rechtsextreme Musik im Unterricht und demokratiefeindliche Parolen in den Schulfluren. Zudem erlebten sie eine "Mauer des Schweigens", hieß es in dem Brief. Die Lehrkräfte beklagten mangelnde Unterstützung von Schulleitungen, Schulämtern und Politik. Der Staatsschutz ermittelt.

Rassimus, Sexismus und Homophobie an Schulen dürfe nicht toleriert werden, sagte ein Lehrer aus Burg, der den Brief mit verfasst hat. "Wir müssen uns klar machen, dass diese Form der Diskriminierung nicht nur eine Bedrohung für die betroffenen Schülerinnen und Schüler darstellen, sondern auch für unsere Gesellschaft als Ganzes." Er forderte mehr Schulsozialarbeit mit Fachpersonal und Schulungen für Lehrkräfte, damit sie auf solche Vorfälle reagieren können.

Zudem sollte die Vermittlung demokratischer Werte ins Zentrum des Unterrichts gerückt werden. "Es darf nie wieder weggesehen werden", so der Lehrer. Das Bildungsministerium in Potsdam und das Schulamt forderte er auf, sicherzustellen, dass Schulen ausreichend finanziell und personell ausgestattet werden, um präventiv gegen Sexismus, Rassismus und Homophobie vorgehen zu können. "Ich kann einfach nur hoffen, dass man eine offene Debatte auslöst", sagte eine Lehrerin und Mitverfasserin des Briefs der dpa. Sie wolle nicht mehr mit dem Titel "Nestbeschmutzer" kämpfen, die Lehrerschaft sei aber gespalten.

Unterstützt wurden die Lehrkräfte aus Burg von Schülerinnen ihrer Schule. Zwei Jugendliche berichteten von Beleidigungen und rechten Vorfällen. "Das ist normaler Alltag". Der Brief habe für Aufmerksamkeit an der Schule gesorgt, was gut sei, so die Schülerinnen, die ihre Namen nicht nennen wollten. Nun werde in den Klassen diskutiert. Teilweise werde auch die Meinung vertreten, dass alles gar nicht so schlimm sei. Es gebe auch "Mitläufer".

"Wir brauchen kein kurzfristiges Stückwerk, keine Einzelfallrhetorik, sondern der Staat muss beweisen, dass er handlungsfähig und gewillt ist, rechte Strukturen in Schulen und darüber hinaus entschieden zu bekämpfen", erklärte Alex Kulik vom Netzwerk Mehr Demokratie an Schulen.

Das Bündnis übergab dem Leiter des Schulamtes, Uwe Marder, seine Forderungen schriftlich. Marder sagte auf der Kundgebung Unterstützung "in jeglicher Hinsicht" zu. Es sei gut, dass sich die Lehrkräfte aus Burg geäußert hätten, das sei legitim. Der Brief habe einen Prüfprozess in Gang gesetzt.

© dpa-infocom, dpa:230508-99-610258/3

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