Demonstrationen - Berlin:Gegen Corona-Regeln und gegen Rechts: Viele Demos in Berlin

Berlin
Attila Hildmann bei einer Demonstration vor dem Reichstag. Foto: Carsten Koall/dpa (Foto: dpa)

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Berlin (dpa/bb) - Verteilt über diverse Orte sind in Berlin am Samstag wieder Demonstranten gegen die coronabedingten Beschränkungen auf die Straße gegangen. Die Versammlungen waren dieses Mal zumeist kleinteilig - der große Ansturm blieb aus. Erneut gab es auch Gegenprotest sowie unter anderem eine Kundgebung gegen Rechts und einen Aktionstag von Radfahrern. Etwa 1000 Polizisten waren im Einsatz, wie die Polizei in einer Bilanz mitteilte. Sie begleiteten mehr als 40 Kundgebungen. Zudem sei im Internet zu weiteren Ansammlungen aufgerufen worden.

Ganz große Versammlungen gegen die Corona-Maßnahmen wie an vorangegangenen Wochenenden gab es nicht. Samstag vor einer Woche folgten dem Aufruf von Fernsehkoch Attila Hildmann laut Polizei etwa 700 Menschen zum Reichstagsgebäude. Am Alexanderplatz waren vor zwei Wochen mehr als 1200 Menschen unerlaubt zu teils aggressiven Protesten zusammengekommen.

Demonstriert wurde am Samstag vor allem zwischen Alexanderplatz und Großem Stern. Die Kundgebungen verliefen nach Polizeiangaben weitestgehend störungsfrei. Etwa 180 Menschen wurden vorübergehend in Gewahrsam genommen, aber alle wieder entlassen. Ermittelt werde wegen Verstößen gegen die Corona-Regeln. Zudem seien Strafanzeigen unter anderem wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte, tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte, Beleidigungen, Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz und Volksverhetzung gefertigt worden. Fünf Polizisten seien verletzt worden, einer habe im Krankenhaus behandelt werden müssen.

Vorübergehend festgenommen wurde auch Hildmann, der später eine Kundgebung unweit des Kanzleramtes abhielt. Ihm würden Verstöße gegen das Versammlungs- und das Infektionsschutzgesetz vorgeworfen, sagte eine Polizeisprecherin. Der für seine veganen Rezepte bekannte Koch, der auf dem Weg zu der Kundgebung war, war zuletzt mit der Verbreitung von Verschwörungstheorien in der Corona-Krise aufgefallen. Er kritisierte seine Festnahme bei der Versammlung scharf.

Vor der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz demonstrierten mehrere Dutzend Menschen gegen Rechts. Vom Theatergebäude hingen Transparente mit der Aufschrift "Kein Platz für Antisemitismus" und "Kein Platz für Verschwörungsideologien". Für den Platz lagen Anmeldungen unter anderem vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und von Anwohnerinitiativen gegen Verschwörungstheorien und für Solidarität in der Corona-Krise vor.

An vergangenen Samstagen hatte es vor der Volksbühne Demonstrationen gegen die Corona-Beschränkungen gegeben. Unter den Teilnehmern der sogenannten Hygiene-Demonstrationen waren auch Rechtspopulisten und Anhänger von Verschwörungstheorien.

Die Polizei richtete teilweise Durchlassstellen ein, unter anderem auf dem Alexanderplatz. "Hier erreichten einige Versammlungen nicht die angemeldeten Teilnehmendenzahlen", einige andere seien gar nicht erst durchgeführt worden, hieß es in der Bilanz. An einer Demonstration von Gegnern der Corona-Beschränkungen am Großen Stern am Nachmittag nahmen zunächst nur vereinzelt Menschen teil.

Eine Demonstration am Großen Stern unter dem Motto "Heimat und Weltfrieden" am Mittag war nach Angaben der Polizei vom Veranstalter beendet worden, nachdem sich die Teilnehmer nicht an die Vorgaben gehalten hatten, wie die Polizei per Twitter mitteilte. Erlaubt waren nur 50 Teilnehmer, es seien aber rund 100 gewesen, hieß es weiter. Von einigen Demonstranten wurden die Personalien aufgenommen, nach Polizeiangaben unter anderem wegen Beleidigung und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte sowie Verstöße gegen das Infektionsschutzgesetz.

Auf der Straße Unter den Linden trafen am Nachmittag ein Fahrradkorso und Teilnehmer einer beendeten Versammlung aufeinander. Dadurch sei "eine unzulässige Ansammlung mit über 200 Personen" entstanden, die Gruppen seien getrennt worden.

In Berlin - und vielen anderen Städten bundesweit - schufen am Samstag zudem Radfahrer neue Wege für sich - symbolisch. Anlass war der von Greenpeace und dem ADFC ausgerufene "Aktionstag Pop-Up-Radspuren". Die Teilnehmer richteten in Reinickendorf, im Wedding, in Charlottenburg und in Neukölln vorübergehend neue Radstreifen ein - mit Menschen und Pylonen als Abgrenzung. Die Lage bei einem angemeldeten Fahrradkorso in Reinickendorf blieb nach Polizeiangaben entspannt.

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