Süddeutsche Zeitung

Demonstrationen - Berlin:Extinction Rebellion-Demo vor Haus der Deutschen Wirtschaft

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Berlin (dpa/bb) - Umweltaktivisten der Gruppe Extinction Rebellion haben am Dienstag vor dem Haus der Deutschen Wirtschaft in Berlin mit einer Protestaktion für mehr Klimaschutz demonstriert. Etwa 25 junge Menschen mit Mund-Nase-Schutz saßen am Vormittag auf dem Boden vor dem Eingang. Auf einem Transparent stand "Hier sitzt die Klimaschmutzlobby".

Jeweils drei Männer und Frauen hatten sich laut Extinction Rebellion an zwei große Kisten geklebt und gekettet. Nach Angaben der Polizei war die Stimmung friedlich. Sechs Demonstranten seien kurzzeitig festgenommen worden, weil sie versucht hätten, die Einfahrt zur Tiefgarage zu blockieren.

Das Haus der Deutschen Wirtschaft in Berlin-Mitte ist der Sitz des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeber (BDA) sowie des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK).

Extinction Rebellion erklärte, die Aktion richte sich gegen den BDI. "Blockierer blockieren" und "There is no economy on a dead planet" (Auf einem toten Planeten gibt es keine Wirtschaft) war auf einem Transparent über dem Eingang zu lesen. Darunter stand das Modell einer Erdkugel. Man habe die BDI-Zentrale "besetzt und blockiert", schrieb Extinction Rebellion im Internet. Am Vormittag ging ein Aufruf heraus: "Es wird dringend Unterstützung gebraucht."

Nach Angaben der Polizei und einer BDI-Sprecherin waren keine Demonstranten im Gebäude. Auch der Zugang dazu sei jederzeit ohne Probleme möglich gewesen. Eine Räumung sei nicht geplant, hieß es. "Wir bleiben da ganz entspannt", sagte die BDI-Sprecherin. Dem Polizeisprecher zufolge wird es Ermittlungen wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz geben, weil die Demonstration nicht angemeldet worden sei. Ansonsten lasse man die Demonstranten vorerst gewähren.

Extinction Rebellion hatte eine ganze Reihe von Protestaktionen für mehr Klimaschutz zwischen dem 12. und 21 Juni in ganz Deutschland angekündigt. Zu den Strategien der Gruppe gehören Aktionen zivilen Ungehorsams wie Flashmobs und Fahrraddemos sowie Brücken- und Straßenblockaden.

Am Montag begann eine auf 24 Stunden angelegte Demonstration mit Vorträgen und Musik nahe dem Bundeswirtschaftsministerium. Etwa 100 Teilnehmer nahmen am Montagnachmittag teil. Sie forderten "Sonne statt Kohle" und setzten sich auf Plakaten für CO2-Neutralität bis 2025 ein. Am Mittwoch soll es eine Fahrradsternfahrt bis Berlin-Mitte geben, am Samstag ist eine Demonstration mit Booten auf der Spree geplant. Auch mit weiteren Blockadeversuchen ist nach den Ankündigungen zu rechnen.

Im vergangenen Jahr hatten sich noch deutlich mehr Menschen aufsehenerregenden Protesten angeschlossen. So beteiligten sich in Berlin Anfang Oktober 2019 Tausende an einer Aktionswoche.

Wegen der Corona-Pandemie sollte es aktuell keine Massenblockaden geben, hatte die Organisation vergangene Woche angekündigt. Stattdessen seien kleinere Aktionen des "zivilen Ungehorsams" unter dem Titel "Rebellion Wave" geplant. Im Internet sollte es begleitend eine "digitale Rebellion" geben, an der sich jeder beteiligen könne.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-200616-99-438570
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Direkt aus dem dpa-Newskanal