Demonstrationen - Berlin:Christopher Street Day als Online-Event

Berlin
Eine Demonstrantin hält beim Dyke Marsch eine Regenbogenflagge. Foto: Christophe Gateau/dpa (Foto: dpa)

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Berlin (dpa/bb) - Der 42. Christopher Street Day in Berlin ist am Samstagnachmittag in ungewohnter Form als TV-Übertragung im Internet gestartet. Wegen der Corona-Pandemie wurde im Haus der Statistik am Alexanderplatz ein Studio mit Livebühne aufgebaut. Rund 30 Organisationen und Vertreter verschiedener Gruppen beteiligten sich an dem Multimedia-Event unter dem Motto "Don't hide your Pride!".

"Wir dürfen in unserer Stadt, in unserem Land nicht akzeptieren, dass es Übergriffe gibt", sagte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) vor einem Regenbogen-Banner am Roten Rathaus. "Es gibt Trans- und Homophobie, es gibt Ausgrenzung, es gibt Gewalt." Die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Claudia Roth (Grüne), forderte "gleiche Rechte und nicht nur ein bisschen gleiche Rechte". Die Unterdrückung von Homosexuellen in osteuropäischen Ländern dürfe nicht vergessen werden.

Während im Nachmittagsprogramm hauptsächlich Initiativen und ihre Ziele vorgestellt wurden, war für den Abend ein Unterhaltungsprogramm mit Musik geplant. Auf Youtube, wo die Veranstaltung ausgestrahlt wurde, liefen unterdessen Kommentare im Sekundentakt ein. "Total ungewohnt nicht direkt dabei zu sein", schrieb eine Zuschauerin. Ein Fazit zum Online-CSD gaben die Organisatoren am Sonntagnachmittag zunächst nicht ab.

Einige kleinere Demos gab es am Samstag trotzdem. Der "Dyke*Marsch" mit rund 1000 angemeldeten Teilnehmerinnen zog vom Neptunbrunnen in der Nähe des Alexanderplatzes zum Brandenburger Tor. Die Demonstrierenden trugen bunte Verkleidungen in CSD-Manier mit Regenbogenfahnen, manche waren mit freiem Oberkörper unterwegs.

Parallel zu den CSD-Aktionen haben Menschen in Berlin am Samstag auch der Verfolgung und Ermordung von Homosexuellen im Nationalsozialismus gedacht. Bürgermeister Klaus Lederer legte am Samstag für das Land Berlin am Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen einen Kranz nieder. "Ihr Leid muss uns Verpflichtung sein, für queere Rechte weltweit einzutreten", schrieb Lederer bei Twitter.

Im Nationalsozialismus wurden nach Angaben der Bundesstiftung für politische Bildung insgesamt 50 000 Männer als Teil der Verfolgung von Homosexuellen zu Freiheitsstrafen verurteilt. Nach Schätzungen von Historikern wurden in der NS-Zeit etwa 10 000 bis 15 000 homosexuelle Männer in Konzentrationslager gebracht.

Die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas und der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg hatten dazu eingeladen, im Laufe des Tages Blumen und Kränze am Denkmal im Tiergarten niederzulegen. Wegen der Corona-Pandemie waren keine Reden und auch keine Veranstaltung mit einer größeren Gruppe geplant.

Der CSD soll an die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender, Intersexuellen und queeren Menschen erinnern. Ende Juni 1969 stürmten Polizisten in New York die Bar "Stonewall Inn" in der Christopher Street und lösten einen Aufstand von Schwulen, Lesben und Transsexuellen gegen die Willkür aus.

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