Demonstration nach dem Tod eines Teenagers in Florida:"Wir wollen, dass der Mörder unseres Sohnes verhaftet wird"

Ein unbewaffneter Jugendlicher - erschossen vom Mitglied einer Bürgerwehr. Der Vorfall in einer Kleinstadt in Florida hat die Debatte um unterschwelligen Rassismus in Teilen der US-Gesellschaft wieder aufkommen lassen. Jetzt haben Tausende für eine Bestrafung des Schützen demonstriert.

Der afroamerikanische Jugendliche war unbewaffnet und nach dem Einkaufen auf dem Weg zur Freundin seines Vaters. Doch dort kam er nie an. Er wurde auf der Straße erschossen.

Der Todesschütze ist ein 28-jähriger Weißer lateinamerikanischer Abstimmung. Er ist Freiwilliger bei der "neigborhood watch", einer der Bürgervereine zum Selbstschutz vor Kriminellen, wie es sie in vielen Gegenden der USA gibt - und er erklärt, aus Notwehr gehandelt zu haben, weil der Jugendliche ihn angegriffen habe. Zeugen widersprechen jedoch dieser Darstellung.

Der Vorfall, der sich Ende Februar zugetragen hat, löste in den USA eine erregte Debatte um die Benachteiligung von Afroamerikanern im Justizsystem und unterschwelligen Rassismus in Teilen der US-Gesellschaft aus.

Kritisiert wird, dass die Polizei die Todesumstände des Teenagers nicht gründlich genug untersucht haben soll. Außerdem habe sie den Schützen nicht festgenommen. Die Beamten berufen sich dabei auf das "Stand Your Ground"-Gesetz (Weiche nicht zurück), das den Menschen in Florida ein besonders weitgehendes Recht auf Selbstverteidigung einräumt.

Tausende Menschen haben jetzt in Sanford eine Bestrafung des Schützen gefordert. Nach Angaben der Polizei versammelten sich am Donnerstagabend (Ortszeit) bis zu 20.000 Menschen in einem Stadtpark zu einer friedlichen Kundgebung. Zu der Demonstration waren Menschen aus ganz Florida und aus Nachbarstaaten angereist.

"Die Rassenfaktor hat ganz bestimmt eine Rolle gespielt", sagte eine Teilnehmerin "Wie kann es sein, dass die Polizei den Kerl nicht festgenommen hat, der einen jungen Mann erschossen und ihn wie Abfall hat liegen lassen?"

Der Vater des getöteten Teenagers forderte ein entschlossenes Vorgehen der Behörden: "Wir wollen, dass der Mörder unseres Sohnes verhaftet und verurteilt wird", sagte er. An der Kundgebung nahmen auch Religionsvertreter und der afroamerikanische Bürgerrechtler Al Sharpton teil. Für Montag wurden neue Proteste vor dem Gerichtsgebäude der Stadt angekündigt.

Im Internet unterzeichneten bereits mehr als eine Million Menschen eine Petition, die eine Strafverfolgung des Schützen fordert. Das US-Justizministerium erklärte, dass ihre für rassistische Verbrechen zuständigen Bürgerrechtsexperten eine "sorgfältige und unabhängige Prüfung der Beweise" vornehmen würden. Auch die Bundespolizei FBI hat Ermittlungen aufgenommen. Eine sogenannte Grand Jury soll in Florida am 10. April klären, ob die Beweise ausreichen, um Anklage gegen den Schützen zu erheben.

Der umstrittene Polizeichef von Sanford legte sein Amt vorübergehend nieder. Der Stadtrat hatte ihm in einer Abstimmung am Mittwochabend das Vertrauen entzogen.

Die Familie des Schützen wies die Vorwürfe eines rassistischen Mordes zurück. Der 28-Jährige habe hispanische Wurzeln und viele afroamerikanische Freunde und Familienmitglieder. "Er wäre der letzte, der jemanden wegen irgendetwas diskriminiert", sagte sein Vater.

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