Demokratischer Präsidentschaftskandidat:Wer ist Martin O'Malley?
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Von Johannes Kuhn, San Francisco
Langsam schleichen sie sich in das Sichtfeld, jene der breiten Öffentlichkeit unbekannten Politiker, die Hillary Clinton die Nominierung der Demokraten 2016 streitig machen wollen.
Nach dem Linken Bernie Sanders wagt sich am Samstag auch Martin O'Malley aus der Deckung - der ehemalige Bürgermeister von Baltimore und Gouverneur von Maryland hat seine Kandidatur offiziell verkündet.
Schon bei der Verkündung macht er klar, mit welcher Taktik er versuchen wird, Clinton zu attackiern. Unter Anspielung auf seine Kontrahentin bei den Demokraten sowie den vermuteten republikanischen Kandidaten Jeb Bush, die beide mit Ex-Präsidenten verwandt sind, sagte er: "Die Präsidentschaft ist keine Krone, die zwischen zwei adligen Familien hin- und hergereicht wird." 2008 hatte O'Malley Clintons Kandidatur noch öffentlich unterstützt.
Für was steht er und welche Themen will er setzen? Ein erster Überblick.
Das ist Martin O'Malley
Eigentlich hat Martin O'Malley alles, was der progressive Flügel der Demokraten sucht. Er ist mit 52 Jahren relativ jung, vertritt liberale Kern-Positionen und hat bereits ausgiebige Erfahrung in hohen Ämtern (Bürgermeister von Baltimore 1999-2007, Gouverneur von Maryland 2007-2015). Dennoch ist er bislang vor allem Politik-Junkies bekannt, in der Regel für seinen Ansatz, politische Entscheidungen stark an die Auswertung von Daten und Statistiken zu knüpfen.
Das sind seine Positionen
Während seiner Amtszeit als Gouverneur setzte O'Malley die gleichgeschlechtliche Ehe, Studiums-Zuschüsse für undokumentierte Migranten oder die Abschaffung der Todesstrafe im Bundesstaat durch. Im bisherigen Wahlkampf hat er in der klaren Ablehnung des Transpazifischen Freihandelsabkommens (TPP) ein erstes Thema gefunden, auch die Anhebung des Mindestlohns auf 15 US-Dollar und einen Weg zur Staatsbürgerschaft für undokumentierte Einwanderer stehen auf seiner Liste.
Wie O'Malley zu Hillary Clinton steht
2002 schrieb Bill Clinton dem damaligen Bürgermeister Martin O'Malley einen Brief: "Ich würde mich nicht wundern, wenn du es ganz nach oben schaffst", heißt es darin. Die Clintons förderten das politische Talent in den folgenden Jahren nach Kräften und traten in Wahlkämpfen auf; O'Malley revanchierte sich 2007 mit Wahlkampf-Einsätzen und einer frühen Empfehlung, Hillary Clinton zu wählen.
Inzwischen versucht der 52-Jährige, sich von der ehemaligen Außenministerin zu distanzieren. "Die US-Präsidentschaft ist keine Krone, die zwischen zwei Familien hin und hergereicht wird", kritisierte er jüngst die Polit-Dynastien Clinton und Bush, in einem Wahlkampf-Spot ist vom "Generationswechsel" die Rede. Sein Urteil über Barack Obama ist noch strenger: Der US-Präsident habe es nicht geschafft, Republikaner und Demokraten zu einer pragmatischen Zusammenarbeit zu bringen.
Was er mit den Ausschreitungen in Baltimore zu tun hat
Die jüngsten Krawalle in Baltimore nach dem Tod des Afroamerikaners Freddie Gray rückten auch O'Malleys Amtszeit wieder in den Vordergrund: Als Bürgermeister hatte er um die Jahrtausendwende eine Null-Toleranz-Strategie der Polizei veranlasst, die für viele Exzesse gegen Schwarze verantwortlich gemacht wird. Im Jahr 2005 führte die Polizei in der 620 000-Einwohner-Stadt 108 000 Verhaftungen durch.
Wie die Chancen des Ex-Gouverneurs stehen
Gering. In Umfragen landet er sogar noch hinter dem weit links von der Mitte agierenden Bernie Sanders, landesweit erreicht er zwischen einem und drei Prozent. Im Wahlkampf kann er eigentlich nur gewinnen, sucht der linke Flügel der Partei doch eine Alternative zu Hillary Clinton - und da die beliebte Senatorin Elizabeth Warren wohl nicht antritt, könnte diese Rolle O'Malley zufallen. Mit einem Sieg rechnet allerdings niemand.
Warum O'Malley "The Wire" nicht mag
Als Martin O'Malley im Stadtrat saß, war David Simon noch Polizeireporter in Baltimore. O'Malley inspirierte Simon später zu der Figur Tommy Carcetti in seiner Kultserie "The Wire" - ein weißer Politiker, der mit geschönten Kriminalitätsstatistiken Karriere bis zum Gouverneur macht. Ähnliche Vorwürfe der Statistik-Biegung gab es auch gegen O'Malley, wurden aber nie mit Fakten belegt. Der Politiker weigert sich bis heute, "The Wire" anzusehen - die Serie habe Baltimore in einem viel zu schlechten Licht gezeigt.