Debatte um Lebensarbeitszeit:Wirtschaftsweise plädieren für Rente mit 69

Arbeiten bis fast 70? Während die Politik noch über die Anhebung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre streitet, wagen führende Ökonomen bereits den nächsten Vorstoß: Die Lebensarbeitszeit müsse langfristig um weitere zwei Jahre steigen, sagt der Rat der Wirtschaftsweisen voraus.

Arbeiten bis ins hohe Alter: Was für heutige Senioren vielfach noch Kür ist, könnte für kommende Generationen zur Pflicht werden. Nach Ansicht des Rats der Wirtschaftweisen muss die Rente mit 67 langfristig in eine Rente mit 69 übergehen. "Der Sachverständigenrat geht davon aus, dass die weiter steigende Lebenserwartung etwa ab dem Jahr 2045 ein gesetzliches Renteneintrittsalter von 68 Jahren und im Jahr 2060 von 69 Jahren erforderlich macht", sagte der Chef des Rats, Wolfgang Franz, der Rheinischen Post.

Themenpaket: Rente mit 67

Abschied vom schönen Lebensabend? Kommende Generationen müssen nach Ansicht führender Wirtschaftswissenschaftler damit rechnen, bis fast 70 zu arbeiten.

(Foto: dpa)

Ohne eine weitere Verlängerung der Lebensarbeitszeit seien die Herausforderungen der alternden Gesellschaft finanziell nicht zu meistern. Gleichwohl gehe er davon aus, dass sich die Jobchancen für Ältere angesichts des hohen Fachkräftebedarfs in Zukunft "merklich verbessern" werden, sagte der Chef des Sachverständigenrats der Zeitung.

"Wir Liberale stehen dazu"

Derzeit steht bereits die zum Jahreswechsel in Kraft getretene Regelung zur Rente mit 67 in der Diskussion: CSU-Chef Horst Seehofer hatte diese am Wochenende in Frage gestellt und gesagt, wenn sich die Situation für ältere Arbeitnehmer nicht rasch ändere, werde die Verlängerung der Lebensarbeitszeit zur faktischen Rentenkürzung. Eine massenhafte Rentenkürzung sei mit ihm aber nicht zu machen.

Arbeitsministerin Ursula von der Leyen verteidigte die Anhebung der Lebensarbeitszeit hingegen: Die Alternative zur Rente mit 67 seien höhere Beitragssätze für junge Menschen oder auf Dauer Rentenkürzungen, sagte die CDU-Politikerin im Deutschlandfunk. Zwei Jahre länger zu arbeiten, sei dagegen eine der gerechtesten Lösungen.

Scharfe Kritik an Seehofers Debattenbeitrag kam vom Koalitionspartner: "Ich bezweifle, dass Herr Seehofer mit dieser Antäuschung nach links sich und vor allem den Bürgern einen Gefallen tut", sagte der designierte FDP-Generalsekretär Patrick Döring der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung. Die schrittweise Einführung der Rente mit 67 bis zum Jahr 2029 sei richtig und sozial. "Wir Liberale stehen dazu."

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