Hinter dem Podium thront die Air Force One, in der einst Ronald Reagan durch die Welt flog. Auf der Bühne wälzen sich die Kandidaten der Republikaner und werfen Schlamm aufeinander. Natürlich nur im übertragenen Sinne, doch die ersten Minuten der CNN-Debatte sind ein fröhliches Chaos.
Rand Paul: "Mr. Trump hat etwas Angeberhaftes, das unterhaltsam ist."
Donald Trump: "Ich habe noch nie etwas über das Aussehen von Rand Paul gesagt, obwohl es da einiges an Stoff gäbe." Und: "Praktisch alles, was ich angepackt habe, war erfolgreich."
Scott Walker: "Nur weil Donald Trump etwas sagt, heißt das nicht, dass es wahr ist."
John Kasich: "Wenn ich das hier zuhause anschauen würde, ich würde abschalten."
Die CNN-Zuschauer werden in diesen drei Stunden und 15 Minuten wahrscheinlich häufiger damit liebäugeln, abzuschalten. Elf Kandidaten debattieren, streiten und werfen häufig allzu wilde Behauptungen in den Raum. Und das Moderatoren-Team um Jake Tapper? Ordnet die Debatte nicht anhand von Fakten, sondern genießt es, die Kandidaten gegeneinander auszuspielen, um leicht verdauliche TV-Clips für später zu erzeugen. Wenn es einen Verlierer dieser Debatte gibt, dann ist es CNN.
Offensichtliche Schwächen bei Publikumsliebling Trump
Und doch lassen sich aus der Diskussion natürlich Schlüsse ziehen, gibt es Momente der Sachlichkeit. Genau in diesen wird die Schwäche von Donald Trump offensichtlich, der immer noch die Umfragen anführt.
Ob Außenpolitik oder konkrete Fragen zu seiner geplanten Abschiebung von Millionen Latinos: Wenn es um echte Vorschläge geht, hat er wenig zu sagen, auch wenn ihn seine schlechte Vorbereitung auf den Abend offenbar wenig kümmert.
"Ich werde mehr darüber wissen", verspricht er einmal für den Fall, dass er ins Weiße Haus einzieht. Ansonsten flüchtet er sich in Grimassen und das Versprechen, für alles Lösungen zu finden. Eigentlich müsste ihm dieser Auftritt in Umfragen schaden, doch die Wahrheit ist: Im Spätsommer 2015 weiß niemand, ob den konservativen Wählern das nicht einfach egal ist.
Starker Auftritt der einzigen Kandidatin
Der Gegenpol zu Trump ist Carly Fiorina. Die ehemalige Chefin von Hewlett-Packard wirkt konzentriert und - ja, das ist keine Selbstverständlichkeit an diesem Abend - auch über Details im Bilde. Innenpolitisch liegt sie auf der derzeit gängigen Linie der Kandidaten (Anti-Obamacare, Anti-Steuern, Anti-Abtreibung, Anti-Atomabkommen mit Iran), in der Außenpolitik gibt sie sich als Neokonservative - zur Abschreckung Russlands würde sie wieder Truppen in Deutschland stationieren.
Und auch mit Trump geht sie souverän um. Der hatte ihr Gesicht für unwählbar erklärt. "Ich glaube, dass alle Frauen in diesem Land sehr genau gehört haben, was Mr. Trump gesagt hat", entgegnet sie darauf angesprochen und erhält lauten Applaus. Der Immobilien-Unternehmer windet sich mit dem lahmen Kompliment heraus, sie habe ein "schönes Gesicht" und sei "eine schöne Frau". Dafür gibt es weder Lacher noch Applaus.