Süddeutsche Zeitung

DDR-Staatssicherheit:42 Stasi-Spitzel unter westdeutschen Neonazis

  • Die DDR-Staatssicherheit hatte mindestens 42 Spitzel unter westdeutschen Rechtsextremen geführt.
  • Das geht aus Erkenntnissen der Stasi-Unterlagenbehörde hervor, schreibt die Berliner Zeitung.
  • Die noch im Archiv vorhandenen Akten könnten auch neue Informationen zum Oktoberfest-Attentat von 1980 liefern.

Mindestens 42 Stasi-Spitzel unter westdeutschen Neonazis

Die Stasi hatte die rechtsextreme Szene in Westdeutschland stärker unterwandert als bisher bekannt. Aus einem Bericht der Berliner Zeitung geht hervor, dass der frühere DDR-Staatssicherheitsdienst mindestens 42 Spitzel unter Neonazis in der Bundesrepublik und in deren unmittelbarem Umfeld platziert hatte. Bei weiteren fast 30 Rechtsextremisten sei die Anwerbung als Spitzel vorbereitet worden.

Hinzu seien noch vier weitere Informanten gekommen, die einen loseren Kontakt zum Ministerium für Staatssicherheit (MfS) unterhielten, das damals von Erich Mielke geleitet wurde. Die Berliner Zeitung bezieht sich in ihrem Bericht auf Erkenntnisse der Stasi-Unterlagenbehörde.

Das Hauptaugenmerk der Stasi bei der Aufklärung der westdeutschen Naziszene habe der Verhinderung von Anschlägen gegen die innerdeutsche Grenze gegolten. Entsprechende Pläne kursierten in der rechtsextremen Szene und wurden zum Teil auch umgesetzt. Außerdem wollte die Stasi verhindern, dass die in den späten 1980er Jahren entstehende rechte Szene der DDR Kontakte zu Gleichgesinnten in der BRD aufbaut, so die Berliner Zeitung.

Neue Erkenntnisse zum Oktoberfest-Attentat?

Die im Stasi-Archiv noch vorhandenen Akten über die Spitzel könnten auch für die aktuellen Ermittlungen der Bundesanwaltschaft zu möglichen Hinterleuten und Mittätern des Oktoberfest-Attentats von 1980 von Belang sein. Nicht alle Akten sind bereits ausgewertet. Es ist denkbar, dass sich Aussagen zu möglichen Hintergründen des Anschlags finden.

Beim Oktoberfest-Attentat am 26. September 1980 waren 13 Menschen getötet und weitere 211 Personen zum Teil lebensgefährlich verletzt worden. Ende 2015 hat die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen wieder aufgenommen, weil Zeugenaussagen starke Zweifel an der Theorie aufkommen ließen, der mutmaßliche Bombenleger Gundolf Köhler habe allein gehandelt.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2597997
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Süddeutsche.de/dpa/fued/kjan
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.