DDR-Geheimpolizei:Zweieinhalb Jahre warten auf Einsicht in Stasi-Akten

Pressekonferenz Roland Jahn

Der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Roland Jahn, präsentiert seinen Tätigkeitsbericht in Berlin.

(Foto: dpa)

"Es geht nicht allein um Akten, es geht um Menschen und ihre Schicksale": Immer mehr Menschen wollen einen Blick in die Papiere der DDR-Geheimpolizei werfen - doch müssen sie darauf oft mehrere Jahre warten. Vor allem Jüngere und Angehörige interessieren sich für die Stasi-Akten.

Wer Einsicht in Papiere der DDR-Geheimpolizei bekommen will, muss darauf mitunter mehrere Jahre warten. Insbesondere in Fällen, in denen umfangreiches Aktenmaterial vorliege, dauere es oft über zweieinhalb Jahre, sagte der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen Roland Jahn, am Dienstag bei der Vorstellung seines Tätigkeitsberichts in Berlin. Er wies darauf hin, dass die Politik bereits in den neunziger Jahren den Personalabbau in seiner Behörde beschlossen habe. Dennoch: "Wir wollen die Wartezeiten reduzieren", sagte er.

Indes stiegen die Anträge auf persönliche Einsicht im vergangenen Jahr um 9 Prozent auf 88.231, sagte Jahn. Das waren rund 7200 Anträge mehr als 2011. Rund zehn Prozent der Erst-Anträge kamen von Familienangehörigen Verstorbener.

Mehr als 23 Jahre nach dem Mauerfall gebe es ein steigendes Interesse einer neuen Generation, die frische Fragen stelle, sagte Jahn. So wollten erwachsene Kinder wissen, warum Eltern mitgemacht oder sich angepasst hätten oder welche Lehren in dieser Vergangenheit steckten. "Es geht nicht allein um Akten, es geht um Menschen und ihre Schicksale", sagte Jahn.

Die Akten sind indes noch nicht vollständig erschlossen. Von 111 Kilometern Papiere seien nun 93 Prozent zugänglich, heißt es in dem elften Bericht der Bundesbehörde. Jahn sprach sich dafür aus, die Akten der DDR-Staatssicherheit langfristig weiter zugänglich zu halten. Das Stasi-Unterlagen-Gesetz, das die Arbeit der Behörde regelt, läuft in Teilen 2019 aus. Danach könnten die Akten ins Bundesarchiv überführt werden.

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