Das Kabinett von George W. Bush:Die alte, neue Ministerriege

Das Kabinett des wiedergewählten Präsidenten ist immer der erste Fingerzeig für den Kurs der Regierung, und so schaut Amerika gebannt auf die Personalien der zweiten Amtszeit von George W. Bush.

Von Marc Hujer

Zwei Änderungen an entscheidender Stelle sind schon weitgehend ausgemacht, eine dritte, im Außenministerium, wird eigentlich schon seit Monaten erwartet.

So wird voraussichtlich Heimatschutzminister Tom Ridge gehen müssen, der Herr der Terrorwarnungen; ebenso verlässt offenbar Justizminister John Ashcroft, der die religiöse Rechte verkörperte, das Kabinett.

Wahrscheinlich wird auch Außenminister Colin Powell nicht mehr der Regierung angehören - der Mann, der lange Zeit die letzte Hoffnung der politischen Linken war und als Gegenspieler von Verteidigungsminister Donald Rumsfeld galt.

Powells Mitarbeiter wiesen zwar Spekulationen über einen möglichen Wechsel zurück, aber hinter verschlossenen Türen werden längst die entscheidenden Gespräche geführt.

Für Powells Nachfolge ist unter anderen der frühere Senator und heutige UN-Botschafter John Danforth im Gespräch.

Rumsfeld keine komplette Amtszeit

Bei seinem wichtigsten politischen Thema, dem Irak-Krieg, will Bush vorerst auf Kontinuität setzen. Vor allem soll Verteidigungsminister Rumsfeld noch einige Monate bleiben, obwohl es schon jetzt heißt, er wolle nicht mehr eine volle Amtszeit von vier Jahren bestreiten. Er dürfte noch ein Jahr, im Zweifel zwei Jahre bleiben.

Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice, eine der Schlüsselfiguren der ersten Amtszeit Bushs, deutete zwar an, dass sie einen neuen Job sucht und auch in die Wissenschaft zurückkehren würde.

Sie könnte der Regierung jedoch auch erhalten bleiben, entweder als neue Außenministerin oder, wenn Rumsfeld nach einer Übergangsfrist doch geht, als nächste Verteidigungsministerin.

Ihre Berater ließen verbreiten, dass sie im Zweifel lieber Verteidigungsministerin wäre. Die Favoriten für ihre Nachfolge sind ihr Stellvertreter Stephen Hadley und der umstrittene Vize-Verteidigungsminister Paul Wolfowitz, der zu den entschiedensten Befürwortern des Irak-Kriegs gehört.

Eine Neubesetzung wird auch im Verkehrsministerium erwartet. Minister Norman Y. Mineta, ein Demokrat, der unter Präsident Bill Clinton schon Minister war, wird sein Amt voraussichtlich abgeben müssen. Ein Nachfolger ist noch nicht bekannt.

Keine Änderungen sind dagegen im Wirtschafts- und im Finanzministerium geplant. Wirtschaftsminister Donald Evans, ein Jugendfreund von Bush, soll ebenso bleiben wie Finanzminister John Snow.

Beide Minister haben bislang einen eher geringen Einfluss auf die Politik gehabt. Wie bisher dürfte die Wirtschafts- und Finanzpolitik daher im Weißen Haus gesteuert werden.

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