Dalai Lama auf Amerika-Besuch:Kein Händedruck vom Präsidenten

Tibet-Konflikt vor Polit-Protokoll: Aus Angst, Beziehungen mit China zu belasten, verzichtet US-Präsident Obama auf ein Treffen mit dem Dalai Lama.

Der Dalai Lama reist in die USA, doch Präsident Barack Obama will das geistliche Oberhaupt der Tibeter nicht empfangen - noch nicht: Denn im kommenden Monat reist Obama erstmals nach China und trifft dort Staatschef Hu Jintao.

Dalai Lama auf Amerika-Besuch: Der Dalai Lama bei seiner Ankunft in Washington: US-Präsident Barack Obama gehörte nicht zum Empfangskommitee des geistigen Oberhaupts der Tibeter.

Der Dalai Lama bei seiner Ankunft in Washington: US-Präsident Barack Obama gehörte nicht zum Empfangskommitee des geistigen Oberhaupts der Tibeter.

(Foto: Foto: afp)

Republikaner halten Obama vor, er werfe sich der chinesischen Regierung zu Füßen - allerdings äußert der Dalai Lama selbst Verständnis für die Situation. Der Dalai Lama habe einer Verschiebung des ersten Treffens mit Obama nach dessen Amtsantritt in der Hoffnung zugestimmt, dass ein partnerschaftliches Verhältnis zwischen China und den USA auch gut für die Tibeter sei, erklärte sein Gesandter Lodi Gyari. Ein Treffen "zu einem angemessenen Zeitpunkt" stehe ja nicht in Frage.

Der frühere Präsidentenberater Douglas Paal unterstrich die Bedeutung von Obamas China-Besuch und der Begegnung mit Hu im November. "Man hat nur eine Möglichkeit für einen Beginn in der richtigen Art und Weise", sagte Paal, der für die früheren republikanischen Präsidenten George Bush senior und Ronald Reagan gearbeitet hat.

Unterstützung Pekings erwünscht

Die US-Regierung sucht derzeit die Unterstützung Pekings in wichtigen wirtschaftlichen, außen- und umweltpolitischen Fragen. Ein Empfang des Dalai Lamas im Weißen Haus hätte die China-Reise Obamas aber überschattet. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte vor zwei Jahren das geistliche Oberhaupt der Tibeter im Berliner Kanzleramt empfangen, was zu einer Krise in den deutsch-chinesischen Beziehungen führte.

Doch Obama wird nun dafür kritisiert, dass seine Regierung sich nicht genug für die Menschenrechte in China einsetze. Die ranghöchste Republikanerin im außenpolitischen Ausschuss des Repräsentantenhauses, Ileana Ros-Lehtinen, erklärte, die USA zeigten sich mit der Absage unterwürfig gegenüber Peking.

Kein Präzedenzfall

Die drei Vorgänger des derzeitigen US-Präsidenten waren mit dem Dalai Lama in Washington zusammengekommen. George W. Bush nahm 2007 trotz Protests aus Peking an einer öffentlichen Feierstunde teil, in der das US-Parlament das geistliche Oberhaupt der Tibeter für dessen Einsatz für Frieden und Menschenrechte auszeichnete. Anhänger des Dalai Lama hatten gehofft, dass dies ein Präzedenzfall für seine Behandlung in Washington werden könnte.

Der Dalai Lama wird bei seinem USA-Besuch in dieser Woche von der Präsidentin des Repräsentantenhauses, der Demokratin Nancy Pelosi empfangen und erhält einen Menschenrechtspreis.

China hat Tibet 1950 besetzt und betrachtet es als Teil seines Territoriums. Der Dalai Lama, das geistliche Oberhaupt der tibetischen Buddhisten, ging damals ins Exil. Der Friedensnobelpreisträger von 1989 fordert keine Unabhängigkeit für Tibet, tritt aber für eine "wirkliche Autonomie" ein. Der Regierung in Peking ist jeder Empfang durch Staats- und Regierungschefs ein Dorn im Auge.

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