Süddeutsche Zeitung

Dänemark:Zur Belohnung ein Kurzbesuch

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Das skandinavische Land sieht die USA als seinen engsten Verbündeten. US-Außenminister Pompeo lobt Dänemarks harte Linie gegenüber China, unter anderem im Umgang mit Huawei - und kommt zum Zwischenstopp.

Von Kai Strittmatter, Kopenhagen

US-Außenminister Mike Pompeo hat am Mittwoch bei seinem Besuch in Kopenhagen gesagt, er wünsche sich Dänemark als Partner in einer "gemeinsamen Front gegen China". China untergrabe und bedrohe nämlich "unsere nationale Sicherheit". Die USA vertrauten darauf, "dass Dänemark uns bei dieser Herausforderung helfen wird". Pompeo lobte Dänemark als "starken Partner", der "stets an der Seite der USA" gestanden habe. Dänemark ist neben Großbritannien einer von nur zwei Stopps der Europareise Pompeos.

Dass der US-Außenminister sich als zweiten Stopp ausgerechnet Dänemark ausgesucht hat, ist kein Zufall. Dänemark sieht die USA in den Worten seines Außenministers Jeppe Kofod noch immer als "absolut engsten Verbündeten". Dänemark entsandte in der Vergangenheit Truppen zu US-geführten Nato-Missionen in Afghanistan, im Irak oder in Libyen. Es ist eines der wenigen Länder Europas, das sich lange querlegte bei der Nord-Stream-2-Gaspipeline von Russland nach Deutschland.

Beim Ringen um die Arktis mischt Washington in Grönland mit

Vor allem aber zählen bei dem Besuch zwei Dinge: Dänemark hat sich nach Jahren wirtschaftsbetonter freundlicher Beziehungen mit China zu einem Schwenk hin zu einer härteren Linie entschieden. So kündigte Ministerpräsidentin Mette Frederiksen im Mai ein Gesetz an, das strengere Sicherheitsanforderungen beim Bau des 5-G-Netzes fordert. Dies wird von Beobachtern im Wesentlichen als Absage an den chinesischen Telekom-Ausrüster Huawei verstanden. Sehr zum Gefallen der USA, die es gerne sähen, wenn alle europäischen Länder Huawei die Türe weisen würden.

Und dann ist da die Arktis. Zum Königreich Dänemark gehören auch die beiden autonomen Nationen Grönland und Faröer. Mit dem neu entbrannten geopolitischen Ringen um Einfluss in der Arktis-Region, wo auch Russland und China mit einem Mal wieder versuchen, ihre Positionen auszubauen, ist die Region wieder ins Zentrum amerikanischer Aufmerksamkeit gerückt. Das zeigt nicht zuletzt die Posse um den Versuch von US-Präsident Trump, der im vergangenen Jahr versucht hatte, Grönland den Dänen abzukaufen. Mette Frederiksen hatte den Vorschlag "absurd" genannt, Trump sie daraufhin "fies". Damals war es Mike Pompeo gewesen, der in einem Telefonat mit seinem Kollegen Kofod Schadensbegrenzung betrieb.

Die USA wollen auf Grönland ganz offensichtlich eine weit aktivere Rolle spielen als in den zurückliegenden Jahren: Im vergangenen Monat eröffneten sie ein Konsulat in der grönländischen Hauptstadt Nuuk, und brachten gleich ein Hilfspaket für zwölf Millionen Dollar mit. Von den Dänen fordern sie ein weit größeres Engagement in der Region; die USA wollen, dass Kopenhagen mehr Geld und militärische Ressourcen für die Arktis bereitstellt. Aus der Opposition in Kopenhagen kommen viele kritische Stimmen, die die Einmischung der USA in dänische Angelegenheiten beklagen. Außenminister Kofod versucht jedoch, mögliche Spannungen stets herunterzuspielen. Und auch auf Grönland wird ein größeres Engagement der USA zwar begrüßt, zugleich stoßen den Grönländern aber die Belehrungen aus Washington auf, die vor jeglichem chinesischen Investment auf der Insel warnen.

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SZ vom 23.07.2020
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