Anschlag auf israelische BotschaftDänemark verschärft Grenzkontrollen

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Militärpolizisten in der Nähe der israelischen Botschaft in Kopenhagen. Dort sind zwei Handgranaten explodiert.
Militärpolizisten in der Nähe der israelischen Botschaft in Kopenhagen. Dort sind zwei Handgranaten explodiert. (Foto: Emil Nicolai Helms/dpa)

Teenagern einer schwedischen Verbrecherbande wird vorgeworfen, einen Anschlag auf die israelische Botschaft in Kopenhagen verübt zu haben. Anscheinend steckt Iran dahinter.

Von Alex Rühle

Die dänische Regierung hat am Wochenende angekündigt, die Grenzkontrollen zu Schweden und Deutschland zu verschärfen. 

Am vergangenen Mittwoch waren in unmittelbarer Nähe der israelischen Botschaft in Kopenhagen zwei Handgranaten explodiert. Die Polizei konnte zwei Teenager im Alter von 16 und 19 Jahren mit schwedischem Pass verhaften, die drei weitere Handgranaten bei sich hatten. Nur wenige Stunden zuvor war mehrfach auf die israelische Botschaft in Stockholm geschossen worden; dort konnten die Täter flüchten. 

Sowohl die dänische als auch die schwedische Polizei vermuten, dass hinter beiden Anschlägen die sogenannte Foxtrott-Gang steckt, ein Verbrecherkartell unter Führung eines Mannes namens Rawa Majid. Majid entstammt einer irakisch-kurdischen Familie, die 1986 nach Schweden geflohen ist. Majid, genannt der „kurdische Fuchs“, zog von Uppsala aus ein großes Drogenkartell auf, ging mit äußerster Brutalität gegen rivalisierende Banden vor und setzte sich 2018 in die Türkei ab, von wo aus er regelmäßig Anschläge und Morde in Schweden beauftragt haben soll.

Anklage wegen Terrorismus

Mehrere in Schweden lebende Verwandte Majids sollen Foxtrott weiterhin mit leiten. Als die schwedische Polizei die türkischen Behörden 2023 endlich dazu brachte, gegen Majid vorzugehen, setzte der sich nach Iran ab, wo er vorübergehend festgenommen, aber bald wieder freigelassen wurde. Der israelische Geheimdienst Mossad ist überzeugt, dass Majid als Gegenleistung für diese Freilassung seither verschiedene Anschläge in Schweden in Auftrag gegeben hat.

Ein Mitarbeiter des schwedischen Geheimdienstes erklärte am Donnerstag, dass es eine „objektive Hypothese“ sei, dass Iran an den beiden Attentaten in Stockholm und Kopenhagen beteiligt gewesen sein könnte, schließlich ähnelten sie anderen Anschlägen in der jüngsten Vergangenheit: Im Januar wurde eine Handgranate über den Zaun der israelischen Botschaft in Stockholm geworfen, im Mai fielen dort mehrere Schüsse, kurz darauf war ein Sprengsatz vor dem Sitz des israelischen Waffenherstellers Elbit Systems in der Nähe von Göteborg entdeckt worden. Anscheinend wurden vergangene Woche nun zwei Gang-Mitglieder aus Schweden nach Kopenhagen geschickt, um die dortige israelische Botschaft mit Granaten zu attackieren. Die beiden Teenager sind seit Samstag wegen Terrorismus angeklagt.

Der dänische Justizminister Peter Hummelgaard sagte am Samstag, der Anschlag unterstreiche „mit aller Klarheit, dass die terroristische Bedrohung gegen Dänemark ernst ist. Leider gibt es dunkle Mächte, die uns Schaden zufügen wollen“. Premierministerin Mette Frederiksen schrieb auf Instagram, die Regierung sei bereit, der Polizei bei Bedarf mehr Ressourcen zur Verfügung zu stellen: „In Dänemark herrscht eine hohe Bedrohungslage. Das ist beschämend. (…) Wenn die Polizei mehr Mittel braucht, um die Situation zu bewältigen, hat die Regierung ein offenes Ohr.“

Die Tatsache, dass die Attentäter aus Schweden kamen, sendet auch deshalb starke Schockwellen durch Dänemark, weil dortige Gangs länger schon Jugendliche aus Schweden für Verbrechen bis hin zu Auftragsmorden rekrutieren. Der Sozialdemokrat Hummelgaard sagte im Sommer, die Regierung müsse sich dagegen wehren, dass „Kindersoldaten aus dem schwedischen Bandenmilieu in Dänemark herumlaufen und versuchen, auf Befehl Verbrechen zu begehen“. Im August wurden auf der Öresundbrücke, die das schwedische Malmö mit Kopenhagen verbindet, erste Grenzkontrollen eingeführt. Die sollen nun verschärft werden: Hummelgaard kündigte an, Pendler zwischen Schweden und Dänemark müssten sich fürs Erste bei ihren Fahrten auf längere Wartezeiten gefasst machen.

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