Süddeutsche Zeitung

Dänemark:Nichts zu verschenken

Die Regierung in Kopenhagen lehnt den Vorschlag aus Berlin und Paris vehement ab. In den nordischen Ländern ist es nicht mehr populär, allzu viel Großzügigkeit gegenüber südeuropäischen Ländern zu zeigen.

Von Kai Strittmatter

Dänemark und Schweden waren schon während der Debatte um die Euro-Bonds Anfang April im Lager der Nein-Sager. Und aus Dänemark kommt nun auch ein erstes starkes Signal des Missfallens in Richtung Angela Merkel und Emmanuel Macron. Die größte Zeitung des Landes, Politiken, bezeichnet deren Plan als "Herausforderung für Dänemark". Das Land lehne jeglichen Geldtransfer an die südlichen EU-Länder weiter ab, sagte der sozialdemokratische Finanzminister Nicolai Wammen, wenn es dazu eine große gemeinsame Schuldenaufnahme über den EU-Haushalt brauche. Sein Land sei sich dabei einig mit Schweden, Österreich und den Niederlanden. Die Haushaltsbelastung in der EU dürfe nicht zu hoch sein. "Weil wir das Geld auch national brauchen."

In den nordischen Ländern ist es seit dem Erstarken der Rechtspopulisten in den letzten Jahren nicht sehr populär, allzu viel Großzügigkeit gegenüber den südeuropäischen Ländern zu zeigen. Es gab allerdings schon bei der Euro-Bonds-Debatte Stimmen in Dänemark und Schweden, die mehr Solidarität forderten. So schrieb Politiken im April, gerade jetzt sei die Zeit, in der die EU "ihre Hand ausstrecken" müsse. Das dänische Wirtschaftsblatt Børsen nannte den deutsch-französischen Vorschlag am Dienstag "einen großen Schritt in Richtung einer gemeinsamen Finanzpolitik". Wenn der Fonds Realität werden sollte, dann sei er historisch, hieß es in dem Blatt, der Kampf habe jedoch gerade erst begonnen. Merkel und Macron müssten "als erste Hürde" den Widerstand von Dänemarks Premierministerin Mette Frederiksen und ihrer Kollegen aus Schweden, Österreich und den Niederlanden überwinden, "in der EU auch bekannt als die sparsamen Vier".

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Quelle:
SZ vom 20.05.2020
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