Trauerschwäne sind in der Natur eher selten zu finden. Die schwarze Vogelart gilt zwar nicht als gefährdet, aber in Europa und in Nordamerika ist sie so gut wie nicht verbreitet. In diesen Regionen gibt es allerdings den Black Swan, der gerade zu einer Art Vogel des Jahres avanciert. Das Tier kann zwar weder fliegen noch paddeln, dafür löst es veritable Angstgefühle aus.
Black Swans sind Fantasiegeburten, bislang unvorhergesehene Ereignisse, potenzielle Katastrophen, apokalyptische Zuspitzungen. Nachdem sie bisher vor allem in der Finanzindustrie gesichtet wurden, machen sie sich jetzt in der internationalen Politik breit. Sie infiltrieren das Leben vor allem in digitaler Form und versprechen nichts als Unheil.
Der moderne schwarze Schwan schwimmt auf den Datenkanälen des Netzes
Zum Lieblingsspiel außenpolitischer Denker gehört es, sich Black-Swan-Szenarien auszumalen: Massenunruhen nach einer heftigen Falschnachrichten-Attacke; Panik nach einem Cyber-Angriff auf das Versorgungsnetz einer Großstadt; nuklearer Schlagabtausch nach einer Datenmanipulation zwischen Atommächten. Reine Fantasiegeburten sind das allerdings nicht mehr - der moderne Trauerschwan schwimmt längst auf den Datenkanälen des Netzes.
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Eine Milliarde gehackter Konten: Was über die jüngste Daten-Katastrophe der Firma bekannt ist und was Nutzer jetzt wissen müssen. Fragen und Antworten.
Der gewaltige Datenklau beim Internet-Provider Yahoo, die Hackerangriffe im US-Wahlkampf, die Fake-News-Manipulationen in Deutschland - das Netz wandelt sich in rasantem Tempo zum eigentlichen Schlachtfeld der Geopolitik. Es geht um Destabilisierung von Systemen, um die Zerstörung von Glaubwürdigkeit, um die Manipulation von realen Ereignissen, konkret: von Wahlen.
Ausmaß und Schnelligkeit dieser "Ereignisse" (Netz-Sprech) stehen im krassen Gegensatz zur Wehrlosigkeit der Opfer. Die Manipulation der US-Präsidentschaftsentscheidung mithilfe gestohlener Daten kann bei diesem knappen Abstimmungsergebnis durchaus als wahlentscheidend angesehen werden. Die lautstarke Warnung der deutschen Geheimdienste vor der zu erwartenden Manipulation zur Bundestagswahl mithilfe gestohlener Parlamentsdaten lässt Düsteres ahnen.
Die übliche Abschreckungsdoktrin funktioniert im Netz nur beschränkt
Weil der technische Wettlauf im Cyberkrieg so rasant beschleunigt, ist der Schutz von heute oft schon morgen überholt. Die übliche Abschreckungsdoktrin (wie du mir, so ich dir) funktioniert auch nur beschränkt, weil entweder die (kriminellen) Täter im Dunkeln bleiben oder die staatlichen Akteure nicht in gleicher Münze heimzahlen wollen. Die Eskalation wäre vermutlich nur schwer zu kontrollieren.
Bleiben zwei Möglichkeiten zur Antwort: Sollte sich eine staatliche Urheberschaft (auch öffentlich) belegen lassen, wie wohl im US-Wahlkampf, dann sind strafrechtliche und diplomatische Antworten angemessen, etwa Sanktionen oder möglicherweise sogar ein angekündigter und begrenzter digitaler Gegenschlag etwa gegen die Infrastruktur des Aggressors. Ansonsten hilft nur die Immunisierung der Opfer. Wer tarnt und täuscht, muss enttarnt und enttäuscht werden. Wer ins Netz geht muss wissen: Achtung, Lügengefahr.