Süddeutsche Zeitung

CDU-Politiker über den CSU-Chef:"Das Desaster der Union hat vor allem eine Ursache: Horst Seehofer"

  • In der Union wächst der Druck auf CSU-Parteichef Horst Seehofer.
  • Seine Kritiker fordern: Nach dem Verzicht von Angela Merkel auf eine erneute Kandidatur für den CDU-Vorsitz solle auch Seehofer über Konsequenzen nachdenken.
  • Die CSU will eigentlich erst nach Abschluss der Regierungsbildung in Bayern über Konsequenzen diskutieren.

Nach der Ankündigung von Angela Merkel, im Dezember nicht wieder für den CDU-Parteivorsitz zu kandidieren, wächst der Druck auf CSU-Parteichef Horst Seehofer. Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans legte Seehofer einen Abgang als Parteivorsitzender nahe. Merkel habe ein Beispiel gegeben, "wie man nach einem schlechten Wahlergebnis Verantwortung übernimmt", sagte Hans der Welt. "Angela Merkel hat es geschafft, einen selbstbestimmten Abgang als Parteivorsitzende zu gehen, das wünsche ich auch dem Kollegen Horst Seehofer."

Der Landesgruppenchef der Hessen-CDU im Bundestag, Michael Brand, gibt Seehofer die Hauptschuld an den deutlichen Verlusten seiner Partei bei der Landtagswahl in Hessen. "Das Desaster der Union in Bayern und Hessen hat vor allem eine Ursache: Horst Seehofer", sagte Brand der Fuldaer Zeitung. "Wer sein Ego über die Verantwortung stellt und mehr nach pathologischen als nach politischen Maßstäben agiert, darf sich nicht wundern, wenn Leute sich mit Wut und Entsetzen abwenden." Das müsse personelle Konsequenzen haben. Ämter seien kein Privatbesitz.

Christian Baldauf, CDU-Fraktionschef im rheinland-pfälzischen Landtag, nannte Merkels Entscheidung richtig. "Mit dem bisherigen Personal punkten wir nicht mehr", sagte er dem privaten Radiosender RPR1. Baldauf legte auch CSU-Chef Horst Seehofer nahe, über seine Zukunft als Parteivorsitzender zu entscheiden. "Ich würde mir jetzt wünschen, dass auch Horst Seehofer nachdenkt und bin gespannt, wie sich die SPD und Frau Nahles verhalten."

Auch die Grünen-Vorsitzende Annalena Baerbock sagte mit Blick auf Seehofer: Vielleicht kämen ja auch andere auf die Idee, Konsequenzen zu ziehen.

Ursprünglich wollte die CSU erst nach Abschluss der Regierungsbildung in Bayern über Konsequenzen diskutieren. Im Bayerischen Rundfunk kündigte Seehofer am Montag an, bis Mitte November Vorschläge zur inhaltlichen, strategischen und personellen Zukunft der CSU vorzustellen. "Ich denke, das wird Ende nächster, allerspätestens übernächste Woche erfolgen", sagte der Bundesinnenminister am Montag im Bayerischen Rundfunk.

Die Aufarbeitung der Bayern-Wahl, die der CSU-Vorstand am Tag danach beschlossen hatte, werde nicht auf den "Sankt-Nimmerleinstag" verschoben, so Seehofer. Wie die Lösung für ihn persönlich aussehen könnte, ließ er allerdings offen. In der CSU wird seither über die Einberufung eines Sonderparteitages Anfang Dezember mit vorgezogenen Vorstandswahlen diskutiert. Seehofer hat sich bereits positiv zu einem solchen Sonderparteitag geäußert.

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