Evangelische Kirche:Bedford-Strohm kritisiert CSU für Flüchtlingspolitik

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Kardinal Reinhard Marx (links), Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, und Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland, mahnen beide christliche Werte im Umgang mit der Flüchtlingsthematik an. (Foto: picture alliance / Julian Strate)
  • Die CSU muss sich in der Flüchtlingsdebatte deutliche Kritik der Kirchen gefallen lassen.
  • Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, sagt, man habe eine "humanitäre Verpflichtung zur Aufnahme" von Flüchtlingen.
  • Das Verschieben des Grundtons in der Debatte in Richtung der AfD sei "erfolglos" und "unangemessen" zugleich.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat der CSU eine einseitige Haltung in der Flüchtlingspolitik vorgeworfen. "In den letzten Monaten hat man aus der CSU im Hinblick auf die Flüchtlingspolitik immer nur davon gehört, wie man Flüchtlinge von uns fernhalten kann", sagte Bedford-Strohm, der auch bayerischer Landesbischof ist, der Tageszeitung Die Welt. "Davon, dass wir auch eine humanitäre Verpflichtung zur Aufnahme haben, war wenig die Rede."

Hierüber sei es zwischen der Kirche und der Partei zu Auseinandersetzungen gekommen: "Es hat kontroverse Gespräche mit CSU-Politikern über die Art gegeben, in der mit dem Thema Migration in der Öffentlichkeit umgegangen wurde", sagte der bayerische Landesbischof. Manche Äußerungen hätten Anlass zu der Sorge gegeben, dass die Empathie verloren geht. Bedford-Strohm betonte: "Es darf nie aus dem Blick geraten, dass es sich bei den Flüchtlingen um Menschen handelt, von denen wir als Christen sagen, dass sie zum Bilde Gottes geschaffen sind."

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Von Sara Maria Behbehani

Auch innerhalb der CSU, insbesondere in kirchlich engagierten Kreisen, sei zu Recht beklagt worden, dass in den vergangenen Monaten der Grundton in der öffentlichen Debatte verändert worden sei, um Wähler der AfD zurückzugewinnen, fügte Bedford-Strohm hinzu. "Das aber hat sich nicht nur als erfolglos erwiesen, sondern war auch inhaltlich unangemessen."

Tatsächlich hat die CSU durch einen verstärkten Rechtskurs in den vergangenen Monaten versucht, ein Abwandern von Wählern zur AfD zu verhindern. In jüngsten Umfragen steht diese in Bayern jedoch stabil bei zwölf Prozent und würde damit bei der Wahl am 14. Oktober sicher den Sprung in den Landtag schaffen. Die CSU unter Ministerpräsident Markus Söder ist mit 38 Prozent in den Umfragen derzeit weit von einer absoluten Mehrheit entfernt, die sie im aktuellen Landtag innehat.

Der EKD-Ratsvorsitzende betonte, er bejahe "die Notwendigkeit zur Steuerung der Migration". Aber diese entbinde nicht von der Verantwortung für die Menschen, die sich in Not befinden. "Daher geht es nicht, dass man die Menschen an den Grenzen abweist, ohne klare Regelungen vereinbart zu haben, was mit ihnen dann passiert."

In der Zeit hatte auch der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, Kritik an der Position der CSU in der Flüchtlingsfrage geübt. "Eine Partei, die sich für das C im Namen entschieden hat, geht eine Verpflichtung ein - im Sinne der christlichen Soziallehre besonders in der Haltung gegenüber den Armen und Schwachen", sagte der Erzbischof von München und Freising.

© SZ.de/dpa/KNA/epd/mane - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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