CSU:Die Partei rauft sich zusammen

CSU-Parteitag

Der bayerische Finanzminister Markus Söder gratuliert Horst Seehofer (links) zu seiner Wiederwahl zum CSU-Vorsitzenden. Foto: Nicolas Armer/dpa

(Foto: dpa)

Die Doppelspitze Söder und Seehofer sieht sich als "Verantwortungs­gemeinschaft". Zwei neue Frauen wurden in die Parteiführung gewählt.

Von Robert Roßmann, Nürnberg

Die CSU hat am Wochenende nach einem monatelangen, zeitweise erbittert ausgetragenen Führungsstreit die Reihen geschlossen. Auf einem Parteitag in Nürnberg wurde Bayerns Finanzminister Markus Söder mit überwältigender Mehrheit zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl im kommenden Jahr gekürt. Bei der offenen Abstimmung gab es nur vier Nein-Stimmen. Zuvor hatten die Delegierten Horst Seehofer für weitere zwei Jahre zum CSU-Chef gewählt. Seehofer erhielt 83,7 Prozent der Stimmen, bei seiner letzten Wahl 2015 war er noch auf 87,2 gekommen. Allerdings galt angesichts der Umstände schon vor der Abstimmung jedes Ergebnis über 80 Prozent als ordentlich.

Damit wird die CSU jetzt praktisch von einer Doppelspitze geführt. Seehofer hatte lange versucht, den Aufstieg Söders zu verhindern. Söder wiederum hatte mit aller Macht nach oben gedrängt. Seehofer will im kommenden Frühjahr sein Amt als Ministerpräsident an Söder abgegeben. Er selbst könnte in einer neuen Bundesregierung Minister werden.

Seehofer sicherte Söder seine Solidarität zu. "Er kann sich auf meine Unterstützung total verlassen", sagte der CSU-Chef. Söder habe in allen seinen bisherigen Ämtern "vorzügliche, bravouröse, fehlerfreie Arbeit" abgeliefert. Bei den anstehenden Sondierungsgesprächen von Union und SPD in Berlin werde er sich eng mit Söder abstimmen. Der designierte Ministerpräsident sprach von einer "Verantwortungsgemeinschaft", in der sich Seehofer und er jetzt befänden. Auf die Verteidigung der absoluten Mehrheit als Ziel bei der Landtagswahl wollte sich Söder nicht festlegen.

In Nürnberg wurde auch die restliche Parteispitze neu bestimmt. Zu stellvertretenden CSU-Vorsitzenden wurden der Augsburger Oberbürgermeister Kurt Gribl (90,4 Prozent), die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml (87,6), der Chef der EVP-Fraktion im Europaparlament, Manfred Weber (84,6), die Europa-Abgeordnete Angelika Niebler (80,5) sowie die Bundestagsabgeordnete und Staatssekretärin Dorothee Bär (79,2) gewählt. Bär und Huml sind neu in der Riege. Landtagspräsidentin Barbara Stamm und Bundesagrarminister Christian Schmidt hatten nicht mehr kandidiert. Damit liegt der Frauenanteil an der CSU-Spitze zum ersten Mal bei 50 Prozent.

Die CSU zeigte sich auf ihrem Parteitag bemüht, den Streit um die Flüchtlingspolitik mit der CDU hinter sich zu lassen. "Wir sind geschlossen wie schon lange nicht mehr", sagte Seehofer. Er verwies darauf, dass CDU-Chefin Angela Merkel und er bei den Jamaika-Sondierungen bei diesem Thema bis zum Ende zusammen gestanden hätten. Merkel hatte am Freitagabend den CSU-Parteitag besucht.

An diesem Montag kommt in Berlin die Führung der CDU zusammen, um über die anstehende Sondierung mit der SPD zu beraten. Am Dienstag wollen sich die Spitzen von CDU und CSU zu einem Vorgespräch treffen. Und am Mittwoch setzen sich dann Union und SPD zusammen. Dabei wird mit einer langen Sitzung gerechnet.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: