Costa Rica:Siegeszug eines Außenseiters

Costa Rica: Wahlsieger Rodrigo Chaves spricht zu seinen Anhängern.

Wahlsieger Rodrigo Chaves spricht zu seinen Anhängern.

(Foto: Jose Cordero/dpa)

Lange lag Rodrigo Chaves ganz hinten im Rennen um die Präsidentschaft von Costa Rica. Nun hat der von Skandalen belastete Ökonom überraschend triumphiert.

Von Christoph Gurk, Buenos Aires

Ein von Skandalen belasteter Außenseiter hat in Costa Rica die Präsidentschaftswahlen gewonnen: Laut vorläufigen Ergebnissen hat der konservative Rodrigo Chaves Robles bei der Stichwahl vom Sonntag etwa 53 Prozent der Wählerstimmen bekommen. Costa Ricas Ex-Präsident José María Figueres, der sich ebenfalls um das Amt bemüht hatte, erkannte Chaves' Sieg bereits an. In einer Rede vor Anhängern sagte Chaves am Sonntagabend, er werde die Wahl "in tiefster Demut" annehmen: "Dieses Ergebnis ist für mich weder eine Medaille noch eine Trophäe, sondern eine enorme Verantwortung."

Costa Rica galt bislang als eines der politisch stabilsten Länder in Zentralamerika. Die Region ist von Krisen und Gewalt geprägt, Costa Rica aber kommt seit Jahrzehnten ohne Streitkräfte aus und ist mit Regenwäldern und malerischen Stränden ein beliebtes Ziel für Touristen aus aller Welt. Doch die Pandemie hat das Land schwer getroffen. Vor allem die Wirtschaft litt unter dem Ausbleiben der ausländischen Urlauber.

Inzwischen lebt fast ein Viertel der fünf Millionen Einwohner unterhalb der Armutsgrenze. Dazu kommt eine seit Jahren schwelende politische Krise. Viele Menschen haben das Vertrauen verloren in die etablierten Parteien und ihre Politiker, die sie als abgehoben und korrupt empfinden.

Genau hier setzte der Wahlsieger Rodrigo Chaves an. Er ist in Costa Rica geboren und aufgewachsen, den größten Teil seines Erwachsenenlebens hat der 60-Jährige aber im Ausland verbracht. Der ausgebildete Ökonom hat für die Weltbank in mehreren Dutzend Ländern gearbeitet und war erst 2019 zurückgekommen nach Costa Rica, um Finanzminister unter der Regierung des amtierenden Präsidenten Carlos Alvarado Quesada zu werden. Nach Streitigkeiten trat Chaves aber bereits nach nur etwa einem halben Jahr wieder zurück. Er blieb im Land und wurde zu einem erklärten Kritiker der Regierung. Im Juli vergangenen Jahres gab er schließlich seine Kandidatur für das Präsidentenamt bekannt.

Vom letzten auf den ersten Platz

Zunächst lag er in den Umfragen auf einem weit abgeschlagenen hintersten Platz. Dazu wurden bald Skandale öffentlich: So soll Chaves in seiner Zeit bei der Weltbank über Jahre hinweg immer wieder unangemessene Bemerkungen gemacht haben über das Aussehen von Mitarbeiterinnen. In einem Fall soll er sogar versucht haben, eine Kollegin zu küssen.

Chaves stritt alle Vorwürfe ab. Gleichzeitig attackierte er die Medien in Costa Rica und prangerte die Macht von Unternehmern und alten politischen Eliten an. Seine Kritik richtete sich auch gegen seinen bis dahin aussichtsreichsten Mitbewerber, José María Figueres, Spross einer alteingesessenen Politikerfamilie. Figueres hatte in den 90er-Jahren schon einmal als Präsident das Land regiert und arbeitete später beim Weltwirtschaftsforum, das er 2004 aber nach einem Schmiergeldskandal wieder verließ.

Nach einem immer schmutziger werdenden Wahlkampf schienen viele Menschen in Costa Rica das Interesse an der Politik verloren zu haben. In der ersten Wahlrunde lag Figueres noch vor Chaves, die Wahlbeteiligung aber war extrem niedrig. Auch in der zweiten Runde lag sie nun kaum über 55 Prozent.

Im Kongress verfügt Costa Ricas neu gewählter Präsident über wenig Rückhalt. Er muss mit einem knappen Haushalt klarkommen und wird nun ein politisch gespaltenes Land regieren. Sein Amt tritt er am 8. Mai an.

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