Coronavirus weltweit:Studie: Hälfte der Genesenen ist wochenlang müde
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Bei vielen ehemaligen Patienten hält die Müdigkeit bis zu sechs, manchmal sogar zehn Wochen an. Österreich begibt sich am Dienstag in einen neuen, harten Lockdown.
Anhaltende Müdigkeit ist für viele Menschen nach überstandener Covid-19-Erkrankung ein Problem. In einer Studie mit knapp 130 Teilnehmern klagte mehr als die Hälfte der ehemaligen Patienten noch Wochen später über Müdigkeitssymptome. Das berichten irische Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Plos One. Ob jemand schwer erkrankt mit Covid-19 im Krankenhaus behandelt werden musste oder nicht, spielt den Forschern zufolge keine wesentliche Rolle für die nachfolgende Müdigkeit. Knapp 56 Prozent der Studienteilnehmer waren mit Covid-19 stationär behandelt worden.
Gut 52 Prozent der 128 Teilnehmer, die zum Zeitpunkt der Untersuchung alle die akute Krankheitsphase überstanden hatten, zeigten mindestens sechs Wochen nach der Infektion noch Müdigkeitssymptome, bei vielen war dies sogar noch nach zehn Wochen oder mehr der Fall. Gut 42 Prozent gaben nach dieser Zeit an, sich wieder vollständig gesund zu fühlen.
"Die Studie betont die Belastungen durch Post-Covid-Müdigkeit. Sie zeigt auch, dass Post-Covid-Müdigkeit nicht in Verbindung mit der Schwere der Erkrankung steht", sagte Liam Townsend vom Trinity College Dublin, der die Untersuchung mit mehreren Kollegen durchgeführt hat. "Daher ist es nicht leicht, Verläufe vorherzusagen."
Kurz verkündet Lockdown: "Treffen Sie niemanden"
Angesichts einer anhaltend hohen Zahl von Neuinfektionen verschärft Österreichs Regierung die Maßnahmen im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Das kündigte Kanzler Sebastian Kurz am Samstagnachmittag an. Von Dienstag an bis zum 6. Dezember werde es wieder "einen zweiten Lockdown wie im Frühling geben", sagte Kurz.
Seit dem 3. November war in Österreich bereits ein Teil-Lockdown in Kraft. Gastronomie, Tourismus, Kulturbetrieb und Freizeiteinrichtungen sind zum allergrößten Teil geschlossen. Bislang aber hätten sich nicht die erwarteten Erfolge eingestellt, sagt Kurz. Österreich verzeichne derzeit durchschnittlich mehr als 7000 Neuinfektionen pro Tag. Die Behörden könnten 77 Prozent der Neuansteckungen nicht mehr zurückverfolgen. In einzelnen Bundesländern wie Kärnten, Vorarlberg und Oberösterreich würden die Zahlen exponentiell steigen.
Für die kommenden zweieinhalb Wochen soll nun auch der Handel weitestgehend schließen, ausgenommen sind Geschäfte des täglichen Bedarfs. Körpernahe Dienstleister müssen ebenfalls zusperren, darunter Friseure und Kosmetikstudios. Jegliche Arbeit soll, wenn möglich, auf Home-Office umgestellt werden. Auch Schulen werden geschlossen: Nach Oberstufen und Universitäten müssen nun auch Schulen der jüngeren Jahrgangsstufen auf Fernunterricht umstellen.
Die bislang nur nachts geltenden Ausgangsbeschränkungen werden auf den ganzen Tag ausgeweitet. Ausnahmen für das Verlassen der Wohnung werden klarer und strenger definiert: Darunter fallen etwa Einkäufe von Grundgütern des täglichen Lebens, der Gang zur Arbeit oder zum Arzt. Auch der Aufenthalt im Freien zur körperlichen und psychischen Erholung bleibt wie schon im Frühjahr möglich. "Treffen Sie niemanden. Jeder soziale Kontakt ist einer zu viel", appelliert Kanzler Kurz. Wer alleine lebt, soll eine Person definieren, mit der weiter Kontakt gehalten werden kann.
Gottesdienste und religiöse Andachten sollen zunächst nicht mehr stattfinden. Die österreichische Regierung habe mit allen Religionsgemeinschaften das Gespräch gesucht, sagte Kurz. Sie hätten zugesagt, auf öffentliche Gottesdienste verzichten zu wollen.
Ziel sei es, dass am 7. Dezember die Pflichtschulen und der Handel als Erstes nach dem Lockdown wieder geöffnet werden könnten, betonte Kurz.
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Britischer Premierminister Johnson in Quarantäne
Der britische Premierminister Boris Johnson hat sich in Corona-Quarantäne begeben. Wie britische Medien am Sonntagabend berichteten, hat Johnson Kontakt zu einer Person gehabt, die später positiv auf Sars-CoV-2 getestet wurde. "Der Premierminister wird die Regeln befolgen und sich selbst isolieren", sagte ein Sprecher Johnsons. Der Schritt kommt kurz vor einer Woche mit möglicherweise entscheidenden Brexit-Gesprächen.
Im März hatte sich Johnson als einer der ersten Regierungschefs weltweit mit dem Coronavirus angesteckt. Der 56-Jährige lag im April zeitweise mit anhaltenden Covid-19-Symptomen auf der Intensivstation. Aktuell zeige Johnson aber keine Symptome einer Erkrankung, er arbeite vorerst weiter vom Amtssitz in der Downing Street aus, sagte sein Sprecher.
Mehrere Patienten sterben bei Brand auf Intensivstation in Rumänien
Zehn schwerkranke Covid-19-Patienten sind am Samstagabend in einem Krankenhaus der nordostrumänischen Stadt Piatra Neamț an schweren Verbrennungen gestorben. Das Feuer war auf der Intensivstation ausgebrochen, wo insgesamt 16 Patienten künstlich beatmet wurden. Sieben weitere Menschen erlitten schwere Verbrennungen, darunter auch der für die Intensivstation verantwortliche Arzt. Nach Angaben der Behörden dürfte ein Kurzschluss den Brand ausgelöst haben. Medien kommentierten, dass der Sauerstoff in den Beatmungsvorrichtungen das Feuer wohl noch verstärkt habe. Gesundheitsminister Nelu Tătaru reiste umgehend zum Unglücksort. Es wurde erwartet, dass die Staatsanwaltschaft zu den Ursachen ermitteln werde.
Erneut Rekordwert an Neuinfektionen in den USA
Die USA verzeichnen derzeit täglich immer neue Höchstwerte der Neuinfektionen mit dem Coronavirus. Die Anzahl der registrierten Fälle binnen 24 Stunden erreichte am Freitag 184 514, wie aus Daten der Johns-Hopkins-Universität (JHU) vom Samstagmorgen hervorgeht. Das ist der bisher höchste Tageswert der Neuinfektionen seit Beginn der Pandemie.
Insgesamt wurden nach jüngsten JHU-Angaben in den USA mit ihren etwa 330 Millionen Einwohnern seit Beginn der Pandemie rund 10,7 Millionen Coronavirus-Infektionen bestätigt. Mehr als 244 300 Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus - mehr als in jedem anderen Land der Welt. Die Johns-Hopkins-Webseite wird regelmäßig mit eingehenden Daten aktualisiert und zeigt daher einen höheren Stand als die offiziellen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). In manchen Fällen wurden Zahlen - auch die der Neuinfektionen binnen 24 Stunden - auch nachträglich korrigiert.
Trump erwartet schnelle Impfstoff-Zulassung
Der vom deutschen Unternehmen Biontech und dem amerikanischen Pharmakonzern Pfizer entwickelte Corona-Impfstoff soll nach Worten von US-Präsident Donald Trump in den Vereinigten Staaten "sehr, sehr schnell" zugelassen werden. Die jüngst von den Herstellern berichtete Wirksamkeit des Impfstoffs "übertrifft bei Weitem alle Erwartungen", sagte Trump im Rosengarten des Weißen Hauses. Die US-Regierung habe sich vertraglich bereits die Lieferung von 100 Millionen Impfdosen gesichert und habe die Option, schnell Millionen weitere Dosen zu bekommen. Einen erneuten landesweiten Lockdown unter seiner Regierung schloss US-Präsident Trump kategorisch aus.
Die Forscher wollen dem Vernehmen nach noch im Lauf des Monats bei der Lebens- und Arzneimittelbehörde FDA eine Notfallzulassung für den Impfstoff beantragen. Ein Regierungsvertreter kündigte mit Blick auf die Notfallzulassung an, bereits im Dezember sollten etwa 20 Millionen Menschen geimpft werden.
Biontech und Pfizer hatten jüngst mitgeteilt, dass ihr Impfstoff nach ersten Erkenntnissen einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor einer Coronavirus-Infektion biete. Sie wollen in diesem Jahr 50 Millionen und 2021 etwa 1,3 Milliarden Impfdosen zur Verfügung stellen - weltweit.
Die Kriterien für eine Notfallzulassung der FDA sind nicht sehr anspruchsvoll. Grob gesagt muss dafür nachgewiesen werden, dass ein Medikament oder eine Impfung mehr hilft als schadet. Für eine volle Zulassung der FDA hingegen gelten deutlich höhere Hürden - dies dürfte daher noch deutlich länger dauern.
Infektionen gehen in Frankreich stark zurück
In Frankreich ist die Zahl der neuen Positiv-Tests deutlich gefallen. Wie das Gesundheitsministerium mitteilte, waren es 23 794. Das ist noch immer eine große Zahl, aber am Donnerstag waren es noch 33 172 Fälle, vor einer Woche sogar 60 486. Die Zahl der positiv getesteten Menschen, die ins Krankenhaus kamen, ist ebenfalls stark gesunken, von 737 Fällen am Donnerstag auf heute noch 24.
Frankreichs Premierminister Jean Castex hatte zuvor noch angekündigt, dass die Regierung die im März geplanten Regionalwahlen wegen der Corona-Pandemie um drei Monate verschieben will. Castex werde eine Verlegung auf Juni vorschlagen, teilt sein Büro am Freitag mit.
Bereits am Donnerstagabend wurde angekündigt, dass Frankreich an seinen strengen Ausgangsbeschränkungen für noch mindestens zwei Wochen festhalten wird - trotz einer leichten Verbesserung der Situation. Es wäre "unverantwortlich", die Regeln jetzt zu lockern oder aufzuheben, sagte Castex. Es handle sich bisher nur um einen fragilen Trend. Der Druck in den Krankenhäusern sei extrem hoch, und der Spitzenwert bei den Krankenhauseinweisungen habe sogar die Zahlen vom April übertroffen. Einer von vier Todesfällen im Land werde derzeit mit Covid-19 in Verbindung gebracht.
In Frankreich gelten seit rund zwei Wochen strenge Ausgangsbeschränkungen. Präsident Emmanuel Macron hatte angekündigt, dass die Maßnahmen zunächst rund einen Monat bis zum 1. Dezember befristet sein sollten. Nach den ersten zwei Wochen sollte es eine erste Überprüfung der Lage geben. Beobachter hatten nicht damit gerechnet, dass es bereits Lockerungen geben könnte. Die Menschen dürfen in Frankreich nur aus triftigem Grund auf die Straße - das wird polizeilich kontrolliert. Der Einzelhandel und Restaurants sind geschlossen. Anders als im Frühjahr sind Schulen aber geöffnet.
Die Infektionszahlen in dem Land waren zuletzt massiv gestiegen - Frankreich weist mittlerweile weltweit die viertmeisten bestätigten Ansteckungen mit dem Coronavirus auf - nach den USA, Indien und Brasilien.