Süddeutsche Zeitung

Coronavirus weltweit:Slowakei: Künftig negativer Corona-Test für Weg zur Arbeit notwendig

Der slowakischen Regierung zufolge soll es schon ab diesem Montag wieder Corona-Massentests im ganzen Land geben. In Brasilien haben die Impfungen begonnen - was für Präsident Bolsonaro allerdings eine Niederlage bedeutet.

Die Slowakei verschärft im Kampf gegen die Corona-Pandemie ihre Ausgangsbeschränkungen. Wie Ministerpräsident Igor Matovič am Sonntagabend nach einer Sondersitzung der Regierung bekannt gab, soll es schon ab diesem Montag wieder Corona-Massentests im ganzen Land geben. Danach werde auch der Weg zur Arbeit nur mehr mit einem negativen Corona-Test erlaubt sein. Bisher zählte der Weg zur Arbeit zu den wichtigsten Ausnahmen von einem grundsätzlichen Verbot, die eigene Wohnung zu verlassen.

Gesundheitsminister Marek Krajčí konkretisierte, die Verschärfung der Ausgangsbeschränkungen für Personen ohne negativen Corona-Test trete ab dem 27. Januar in Kraft und gelte vorerst bis 7. Februar.

Ein regierungsinterner Streit über die Zweckmäßigkeit landesweiter Massentests war nach Medienberichten der Hauptgrund dafür, dass sich die Vier-Parteien-Koalition eine ganze Woche nicht auf das Maßnahmenpaket einigen konnte, das sie eigentlich schon am vergangenen Montag verkünden wollte. Die Ärztekammer und andere Gesundheitsorganisationen hatten wie der nun offenbar unterlegene Teil der Koalition kritisiert, durch landesweite Tests an größtenteils gesunden Menschen würden Kapazitäten des kurz vor dem Kollaps stehenden Gesundheitssystems ineffizient eingesetzt. Besser wäre es, nur Risikogruppen und Hotspots zu testen, sich dafür aber stärker auf die Vorbereitung von Corona-Impfungen zu konzentrieren.

Die Slowakei hatte im Oktober und November mit Massentests fast aller über zehn Jahre alten Einwohner für internationales Aufsehen gesorgt. Während Österreich und andere Länder dieses Experiment nachahmten, war es in der Slowakei selbst wegen einer chaotischen Abwicklung stets umstritten.

Erste Impfung in Brasilien

Eine Krankenschwester in Sao Paulo hat am Sonntagnachmittag (Ortszeit) die erste Corona-Impfung Brasiliens erhalten. Nur Minuten, nachdem die zuständige Behörde Anvisa die Notfallzulassung für den chinesischen Impfstoff Coronavac erteilt hatte, startete Sao Paulos Gouverneur Joao Doria, die Impfkampagne. Die Zentralregierung von Präsident Jair Messias Bolsonaro verurteilte den Impfstart in Sao Paulo als "Marketing-Putsch".

Sao Paulos Regierung hatte ein eigenes Abkommen mit dem chinesischen Unternehmen Sinovac über die Herstellung von Coronavac abgeschlossen. Bolsonaro, der sich mehrfach gegen die chinesische Impfung ausgesprochen hatte, setzte derweil auf eine Zusammenarbeit mit dem Hersteller Astrazeneca/Oxford. Anvisa hatte neben Coronavac auch dem Impfstoff aus Oxford eine Notfallzulassung erteilt. Allerdings scheiterte am Freitag der Versuch der Zentralregierung, zwei Millionen Dosen des Impfstoffs aus Indien zu importieren. Eine Zeremonie mit Bolsonaro musste abgesagt werden. Nun verlangt die Zentralregierung die Herausgabe der rund sechs Millionen chinesischen Impfdosen, die in Sao Paulo lagern. Am Mittwochmorgen soll dann landesweit gleichzeitig mit den Massenimpfungen gestartet werden.

Sao Paulos Gouverneur Joao Doria kündigte an, ein Fünftel der Impfdosen in Sao Paulo zu behalten und sie sofort an die Krankenhäuser verteilen zu lassen. Das entspricht dem Bevölkerungsanteil Sao Paulos an Brasiliens Gesamtbevölkerung. Voraussichtlich am Montag wird die Zentralregierung rechtliche Schritte einleiten, um die Herausgabe aller Dosen zu erzwingen.

Der frühere Impfbeginn in Sao Paulo bedeutet eine empfindliche politische Niederlage für Bolsonaro und einen Triumph für Doria. Der hatte Bolsonaros Regierung die Schuld für die chaotische Situation in der Amazonas-Metropole Manaus gegeben. Dort fehlt den überfüllten Krankenhäusern seit Tagen Sauerstoff für Corona-Patienten. Mit rund 210.000 Corona-Toten hat Brasilien hinter den USA weltweit die offiziell zweitmeisten Pandemie-Opfer.

Chinas Wirtschaft wächst im Coronajahr 2020 um 2,3 Prozent

Die chinesische Wirtschaft ist 2020 wegen der Corona-Krise so langsam gewachsen wie seit über vier Jahrzehnten nicht mehr. Das Bruttoinlandsprodukt legte um 2,3 Prozent zum Vorjahr zu, wie das Statistikamt am Montag in Peking mitteilte. 2019 hatte es noch zu einem Plus von 6,1 Prozent gereicht. Allerdings ist die Volksrepublik damit die einzige große Wirtschaftsnation weltweit, die im vergangenen Jahr ein Wachstum geschafft hat. Zum Vergleich: Die deutsche Wirtschaft ist um 5,0 Prozent eingebrochen.

Zuletzt hatte sich die Konjunkturerholung in der nach den USA zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt belebt: Im vierten Quartal 2020 schaffte China ein Wachstum von 6,5 Prozent zum Vorjahreszeitraum, nachdem es im Sommerquartal noch 4,9 Prozent waren. Von Reuters befragte Ökonomen hatten hier nur ein Plus von 6,1 Prozent erwartet.

Der Exportweltmeister profitiert derzeit von einer steigenden Nachfrage nach seinen Produkten. Das Land stellt viele Güter her, die in der Corona-Pandemie weltweit gefragt sind - etwa Medizinausrüstung wie Masken oder Laptops und Bildschirme für das Home Office. Auch die Binnennachfrage hat sich erholt, wozu die Regierung mit Konjunkturprogrammen beitrug. In diesem Jahr dürfte sich der Aufschwung erheblich verstärken: Der Internationale Währungsfonds (IWF) sagt China ein kräftiges Wachstum von 7,9 Prozent voraus.

Lockdown in Österreich bis 7. Februar verlängert

Österreich verlängert den Corona-Lockdown um weitere zwei Wochen. Bundeskanzler Sebastian Kurz begründete dies am Sonntag in Wien damit, dass Mutationen des Virus nun auch in Österreich angekommen seien.

Die Lage habe sich nochmals deutlich verschärft. Ziel sei nun, vom 8. Februar an Handel und Museen unter strengen Sicherheitsvorkehrungen wieder zu öffnen. Allerdings müssten die täglich gemeldeten Neuinfektionen deutlich sinken, sagte Kurz. So lange blieben Ausgangsbeschränkungen in Kraft und Schulen im Fernunterricht.

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Ursprünglich waren Lockerungen zum 25. Januar geplant. Aufgrund der neuen, in Großbritannien entdeckten Virus-Mutation hatten Experten jedoch davor gewarnt, zu früh zu öffnen. Die hoch ansteckende Virus-Variante B.1.1.7 sei nach ersten Erkenntnissen bereits relativ stark in Österreich verbreitet.

Zudem wird der Sicherheitsabstand, den Menschen in Österreich einhalten sollen, von einem auf zwei Meter ausgedehnt. In Geschäften und öffentlichen Verkehrsmitteln müssen nun - wie in Bayern - FFP2-Masken getragen werden. Darüber hinaus appellierte die Regierung an Firmen, Beschäftigte möglichst von zu Hause arbeiten zu lassen.

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Mehrere Festnahmen nach Protesten gegen Corona-Maßnahmen in Wien

Etwa 10 000 Menschen, darunter viele aus der rechten Szene, haben am Samstag in Wien gegen die Maßnahmen der österreichischen Regierung zur Eindämmung der Corona-Pandemie demonstriert. Die Polizei teilte mit, dass es bis zum frühen Abend fünf Festnahmen gab. Zudem wurden zahlreiche Teilnehmer angezeigt, weil sie sich nicht an Abstandsregelungen gehalten und keinen Mund-Nasen-Schutz getragen haben.

Die Demonstration begann friedlich, später kam es teilweise zu Tumulten. Die Polizei konnte einen Zusammenstoß mit Gegendemonstration verhindern. Medienvertreter berichteten davon, angepöbelt und bedroht worden zu sein. Sie bekamen erstmals Polizisten zum Schutz beigestellt. Unter den Teilnehmern befand sich auch der zurückgetretene Ex-Vizekanzler und frühere FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache.

Bars und Restaurants in Italien machen fast überall wieder zu

Erst geschlossen, dann wieder auf, dann wieder geschlossen: Im Hin und Her der Corona-Beschränkungen müssen ab Sonntag Tausende Wirte in Italien ihre Bars, Restaurants und Pizzerien für Gäste wieder zumachen. Etwa 70 Prozent der gastronomischen Betriebe seien landesweit davon betroffen, teilte der italienische Landwirtschaftsverband Coldiretti am Samstag mit. Essen darf dann in 15 der 20 Regionen und Autonomen Provinzen nur noch zum Mitnehmen verkauft werden.

Vor dem Jahreswechsel galten wegen der Feiertage in Italien strenge Corona-Regeln, um etwa Feiern mit vielen Menschen zu verhindern. Im Restaurant essen gehen war nicht möglich. Im neuen Jahr lockerte die Regierung die Beschränkungen in vielen Regionen wieder für kurze Zeit, so dass man seine Pizza oder den Aperitif in den Bars und Gaststätten zu sich nehmen konnte. Zuletzt machte sich jedoch die Angst vor einer dritten Corona-Welle breit und die Regierung verschärfte die Regelungen wieder.

Pakistan erteilt Notfallzulassung für Astra-Zeneca-Impfstoff

Der Impfstoff des britischen Herstellers Astra Zeneca hat in Pakistan eine Notfallzulassung erhalten. Dies bestätigte Gesundheitsminister Faisal Sultan am Samstag in Islamabad. Mitarbeiter im Gesundheitswesen, ältere Bürger und Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes oder Herzkrankheiten sollen als erste die Impfung gratis bekommen. Pakistan hofft außerdem darauf, Gratisdosen von Covid-19-Impfstoffen über Gavi zu erhalten, die Impfinitiative der Weltgesundheitsorganisation WHO. Vergangenen Monat hatte Pakistan angekündigt, den Impfstoff von Sinopharm aus China zu beschaffen, doch wurde dieser bisher noch nicht zugelassen.

In der EU ist der von Astra Zeneca gemeinsam mit der Universität Oxford entwickelte Impfstoff noch nicht zugelassen. Damit wird für den 29. Januar gerechnet.

Indien startet weltweit größte Impfaktion

Indien hat seine Corona-Impfkampagne begonnen. Bis zum Sommer sollen rund 300 Millionen Menschen in dem Riesenland geimpft werden. Premierminister Narendra Modi sagte, es handele sich um die größte Impfaktion der Welt. "Kein Land hat jemals in der Geschichte eine Impfkampagne dieses Ausmaßes durchgeführt", betonte Modi in einer Fernsehansprache. Als erster wurde am Samstag ein Mitarbeiter eines staatlichen Krankenhauses in Neu Delhi geimpft.

Nach Behördenangaben sollen nun zunächst 30 Millionen Menschen geimpft werden, nämlich Mitarbeiter aus dem Gesundheitsbereich sowie Angehörige der Polizei, des Militärs, Gefängnispersonal und Bedienstete von Behörden, die mit der Corona-Eindämmung zu tun haben. Bis Juli sollen dann weitere 270 Millionen Menschen über 50 Jahre sowie Risikogruppen an die Reihe kommen. Damit wären im Sommer knapp ein Viertel der 1,3 Milliarden Einwohner Indiens geimpft. Indien ist das zweitbevölkerungsreichste Land der Welt nach China. Die Gesamtzahl der indischen Geimpften entspräche dann fast der Bevölkerung der USA (330 Millionen).

Doch einer der beiden Impfstoffe, die in Indien zunächst gespritzt werden, hat eine Kontroverse ausgelöst. Er wurde von der einheimischen Firma Bharat Biotech mit Unterstützung der Regierung entwickelt. Diese hatte ihm eine Zulassung erteilt, obwohl er sich noch in Phase drei der klinischen Studien befand und noch keine Daten zur Wirksamkeit vorlagen. Außerdem ist in Indien der von Astra Zeneca gemeinsam mit der Universität Oxford entwickelte Impfstoff zugelassen. Beide Impfstoffe werden jedoch in Indien hergestellt und kosten zunächst zwischen rund 2,30 bis 3,30 Euro pro Dosis. In Indien wurden bisher mehr als 10,5 Millionen Corona-Infektionen verzeichnet. Nur in den USA gab es bislang mehr Fälle.

Biden will Impfungen beschleunigen

Angesichts einer dramatischen Ausbreitung des Coronavirus in den Vereinigten Staaten will der künftige US-Präsident Joe Biden das Tempo der Corona-Impfungen deutlich beschleunigen. "Wir sind weiter in einem sehr dunklen Winter. Wir sind im Krieg mit diesem Virus", sagte Biden. Er hat als Ziel ausgerufen, dass innerhalb der ersten 100 Tage nach seinem Amtsantritt mindestens 100 Millionen Impfdosen verabreicht werden.

Die Impfungen in den USA gehen nur schleppend voran. Nach Angaben der US-Regierung von Freitag wurden bisher mehr als 30 Millionen Impfdosen im Land verteilt. Nach einer Aufstellung der New York Times wurden bislang aber nur gut zwölf Millionen Impfdosen verabreicht. Biden sagte: "Es gibt zig Millionen Impfstoff-Dosen, die unbenutzt in Gefrierschränken lagern, während Menschen, die den Impfstoff wollen und brauchen, ihn nicht bekommen können." Das müsse sich dringend ändern.

Am Donnerstag hatte Biden seine Pläne für ein weiteres 1,9-Billionen-Dollar-Hilfspaket für die Corona-Krise vorgestellt. Sein Plan sieht unter anderem weitere Direkthilfen an die US-Bürger von jeweils 1400 Dollar vor. Verlängert werden soll die zusätzliche Arbeitslosenunterstützung - und zwar bis September. Die Zahlung soll zudem von bislang 300 auf 400 Dollar pro Woche angehoben werden. Insgesamt sind etwa eine Billion Dollar an direkten Hilfen für private Haushalte vorgesehen. Weitere 415 Milliarden Dollar sollen für den Kampf gegen das Virus und für die Impfkampagne mobilisiert werden. 440 Milliarden Dollar sollen an kleinere Unternehmen und Kommunen fließen, die besonders von der Pandemie betroffen sind.

Zwei Millionen Menschen nach Coronainfektion gestorben

Mehr als zwei Millionen Menschen sind seit dem Beginn der Pandemie nach einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben. Das geht aus Daten der Johns Hopkins University in Baltimore hervor. Weltweit gab es der Universität zufolge bislang mehr als 93 Millionen bestätigte Infektionen mit dem Virus. Die Webseite der Universität zeigt zum Teil andere Daten als die Weltgesundheitsorganisation. Der WHO zufolge gab es bis Freitag 1,98 Millionen bestätigte Todesfälle.

UN-Generalsekretär António Guterres sagte: "Hinter dieser erschütternden Zahl stehen Namen und Gesichter: das Lächeln, das nur noch eine Erinnerung ist, der für immer leere Platz am Esstisch, der Raum, in dem das Schweigen eines geliebten Menschen widerhallt". Guterres kritisierte, die tödlichen Auswirkungen der Pandemie seien durch das Fehlen weltweiter koordinierter Anstrengungen noch verschlimmert worden. Die führenden Wirtschaftsnationen trügen eine besondere Verantwortung. "Impfstoffe erreichen schnell die einkommensstarken Länder, während die Ärmsten der Welt überhaupt keine haben." Einige Länder beschafften sich mehr Impfstoff, als sie benötigten. Staaten müssten überschüssige Impfstoffdosen teilen. Das würde helfen, alle Mitarbeiter des Gesundheitswesens auf der Welt zu impfen und die Gesundheitssysteme vor dem Zusammenbruch zu bewahren.

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