Larry Hogan:Der aufmüpfige Gouverneur von Maryland

Larry Hogan, Gouverneur von Maryland, während der Corona-Krise

Larry Hogan, studierter Politikwissenschaftler, ist 63 Jahre alt und seit 2015 Gouverneur des Bundesstaates Maryland

(Foto: AP)

Larry Hogan ist Republikaner wie Donald Trump, aber viel von dem, was der US-Präsident derzeit über das Coronavirus erzählt, hält Hogan offensichtlich für Blödsinn. Das sagt er auch - allerdings sehr vorsichtig.

Von Hubert Wetzel, Washington

Wenn Politiker A offensichtlichen Blödsinn erzählt, dann sollte es eigentlich normal sein, dass Politiker B darauf hinweisen und sich die Freiheit nehmen darf, bei diesem Blödsinn nicht mitzumachen, auch wenn beide zur gleichen Partei gehören. Wenn der Politiker A jedoch Donald Trump heißt und seinen Blödsinn inmitten einer lebensgefährlichen Pandemie verzapft, dann wird es kompliziert.

Politiker B ist in diesem Fall ein Mann namens Lawrence Joseph Hogan Junior. Der studierte Politikwissenschaftler, dessen Vater Kongressabgeordneter war, ist 63 Jahre alt und seit 2015 Gouverneur des Bundesstaates Maryland. Mit Trump verbindet Hogan, dass er wie der Präsident Mitglied der Republikanischen Partei ist. Doch sehr viel von dem, was Trump in diesen Tagen über das Virus, den Kampf dagegen und seine eigene heldenhafte Rolle in diesem Kampf erzählt, hält Larry Hogan offensichtlich für Blödsinn.

Zum Beispiel Trumps Behauptung, die US-Bundesregierung - sprich: er persönlich - habe den Bundesstaaten alles Nötige gegeben, um die Pandemie in den Griff zu bekommen, ihre Bürger zu schützen und zu testen und die Tausenden Kranken zu versorgen. Hogan bemühte sich am Wochenende in einem Interview zwar, höflich zu sein. Aber er ließ keinen Zweifel daran, dass er die Lage längst nicht so entspannt sieht wie Trump: "Ich denke, zu sagen, dass alle vollkommen zufrieden sind und wir alles haben, was wir brauchen - das ist nicht ganz korrekt."

Hogan versteht die Verfassung "etwas anders" als Trump

Ein anderes Beispiel: Als Trump vor einigen Tagen behauptete, er - und nur er - könne als Präsident darüber entscheiden, wann die Bundesstaaten ihre Ausgangssperren wieder aufheben müssten, widersprach Hogan erneut; wieder höflich, aber wieder sehr entschieden: "Ich verstehe die Verfassung da etwas anders", sagte er. Und natürlich hatte er recht.

Hogans Widerspenstigkeit speist sich aus zwei Quellen. Die eine ist politisch: Der Gouverneur ist Republikaner, aber er ist kein eifernder Trumpist. Hogan gilt als pragmatischer, unideologischer Konservativer. Andernfalls wäre er auch nicht der Regierungschef von Maryland geworden - der Staat wählt bei Präsidentschaftswahlen seit drei Jahrzehnten zuverlässig demokratisch. Das liegt vor allem daran, dass die US-Hauptstadt Washington D. C. an Maryland grenzt, viele Regierungsmitarbeiter leben in dem Bundesstaat.

Der zweite Grund dafür, dass Hogan es mit dem Präsidenten aufnimmt, hat mit dem Amt zu tun: Hogan ist seit 2019 auch Vorsitzender der National Governors Association, der Dachorganisation der Gouverneure in den USA. Zu seinen Aufgaben in der Corona-Krise gehört es, sicherzustellen, dass nicht nur die großen Bundesstaaten wie Kalifornien und New York Aufmerksamkeit und Hilfe bekommen, sondern auch die kleineren.

Maryland etwa steht mit etwa 10 000 bekannten Infektionen und um die 300 Toten noch am Anfang des Ausbruchs. Aber wenn die Pandemie im Großraum Washington sich so dramatisch ausweiten würde wie in New York City, stünde schnell die Arbeitsfähigkeit der gesamten US-Regierung infrage. Mit Trumps rosigem Gerede darüber, dass alles gut läuft, kann Hogan, der das Virus schon viel früher als der Präsident und andere Gouverneure ernst genommen hat, daher wenig anfangen - er erlebt täglich das Gegenteil.

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Für Hogan ist sein Verhalten politisch nicht ohne Risiko. Den vielen demokratischen Wählern in seinem Staat gefällt es sicher, wenn er sich Trump widersetzt. Allerdings muss der Gouverneur aufpassen, dass seine eigene Partei bei der nächsten Wahl nicht meutert und einen rechteren Kandidaten aufstellt. Anders als sein demokratischer Kollege aus New York, Andrew Cuomo, sucht Hogan daher keinen offenen Streit mit dem Präsidenten. "Ich will an niemanden Schuld verteilen", sagte Hogan kürzlich der New York Times. Aber das muss er auch nicht - der Unterschied zu seinem Parteifreund Trump ist auch so eklatant.

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