Süddeutsche Zeitung

Coronavirus:Rückkehrer aus Wuhan in Berlin gelandet

  • In Berlin sind am Sonntagnachmittag 20 Deutsche und Familienangehörige aus der besonders betroffenen Region Wuhan gelandet.
  • Die Zahl der Corona-Fälle in China steigt stetig an. Mit ihnen auch die Todesopfer: Weltweit sind bislang 813 Menschen an dem Virus gestorben. Bei der Sars-Epidemie in den Jahren 2002/2003 waren 774 Tote registriert worden.
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Insgesamt 20 deutsche Rückkehrer aus dem chinesischen Wuhan sind am Sonntagmittag in Berlin angekommen. Sie kamen im militärischen Teil des Flughafens Tegel an und wurden am frühen Nachmittag mit Bussen in die DRK-Kliniken Berlin-Köpenick gebracht, wie eine Sprecherin von Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) bestätigte. Die Passagiere wurden zunächst vom zuständigen Amtsarzt in Empfang genommen. Anschließend sollten sie in einem Isolierbereich der Köpenicker Kliniken untergebracht werden.

Gesundheitssenatorin Kalayci hatte im Vorfeld unterstrichen, dass sich Berlin gut vorbereitet sieht für die Aufnahme der Rückkehrer aus Wuhan. "Alle Abläufe stehen", erklärte sie am Samstag. Alle beteiligten Stellen befänden sich in engem Austausch. Die Abläufe in Berlin würden von der Senatsgesundheitsverwaltung koordiniert. Die Rückkehrer sollen 14 Tage isoliert untergebracht, untersucht und gegebenenfalls behandelt werden. Mit einem Ergebnis der Tests auf das Coronavirus werde am Montagmittag gerechnet.

Eine Kliniksprecherin betonte, dass die Rückkehrer vollkommen getrennt von der regulären Patientenbetreuung in einem Verwaltungsgebäude untergebracht würden. Das Betreuungspersonal wird vom Deutschen Roten Kreuz gestellt und gehört nicht zum Mitarbeiterstamm der DRK-Kliniken in Köpenick. "Diese strikte räumliche und personelle Trennung trägt maßgeblich zur Sicherheit des Personals, der Besucherinnen und Besucher sowie der Patientinnen und Patienten in Köpenick bei", sagte ein DRK-Sprecher.

Die Rückkehrer sollen nach den derzeitigen Plänen 14 Tage in dem Krankenhaus bleiben, untersucht und gegebenenfalls behandelt werden. Vor gut einer Woche waren bereits rund 100 deutsche Staatsbürger und Familienangehörige mit einer Maschine der Bundeswehr in Frankfurt am Main angekommen.

Die Zahl der Todesopfer durch das neue Coronavirus übersteigt nun die der Sars-Pandemie vor 17 Jahren. Mit 89 neuen Todesfällen erhöht sich die Gesamtzahl der Opfer weltweit auf 813. An dem Schweren Akuten Atemwegssyndrom (Sars) waren 2002/2003 laut WHO 8096 Menschen erkrankt und 774 gestorben. Die Zahl der bestätigten Infektionen durch das neue Coronavirus stieg am Sonntag in China um weitere 2656 auf 37 198 Fälle. Außerhalb Chinas sind bislang mehr als 300 Infektionen bestätigt.

Bis auf ein Opfer auf den Philippinen und eines in der chinesischen Sonderverwaltungsregion Hongkong haben sich alle Todesfälle auf dem chinesischen Festland ereignet - die meisten in der besonders schwer betroffenen Provinz Hubei, wo das Virus in der Stadt Wuhan ursprünglich ausgebrochen war. In der Provinz kamen bislang 780 Menschen ums Leben.

Ein auf Mallorca lebender Brite ist Spaniens zweiter Coronavirus-Fall. Er werde auf einer Isolierstation in Palma de Mallorca behandelt und seine Frau sowie seine zwei Töchter seien nicht infiziert, teilte das spanische Koordinationszentrum für Gesundheitswarnungen und Notfälle mit. Der Mann habe sich Ende Januar in einem französischen Ski-Ort angesteckt. Die Behörden arbeiteten am Aufspüren aller Menschen, die in Spanien zuletzt mit ihm in Kontakt standen. Spaniens erster Coronavirus-Fall war ein deutscher Urlauber auf den Kanaren gewesen.

China plant für den Kampf gegen die Epidemie umgerechnet fast zehn Milliarden Euro ein. Auf allen Ebenen der Regierung zusammen seien dafür knapp 72 Milliarden Yuan (rund 9,4 Milliarden Euro) vorgesehen, teilte das Finanzministerium mit. Mit dem Geld solle unter anderem sichergestellt werden, dass sich alle Chinesen einen Virustest und eine Behandlung leisten könnten. Auch solle verhindert werden, dass finanzielle Engpässe den Einsatz zur Eindämmung von Corona in den einzelnen Regionen behinderten.

Die Provinz Hubei rund um die besonders vom Virusausbruch betroffene Stadt Wuhan stellt den Unternehmen der Region Hilfen in Aussicht. Für Kleinunternehmen sollen Wasser- und Gaspreise sowie Miet- und Kreditkosten gesenkt werden. Bei kleinen bis mittelgroßen Firmen, die mit der Versorgung mit medizinischen Gütern betraut sind, werden demnach die Elektrizitätskosten zu 30 Prozent übernommen. Unternehmen, die von der Krankheitswelle stark betroffen seien, sollen Steuererleichterungen bekommen.

Die wachsende Zahl an Infektionen und Todesfällen durch das neue Virus sorgt für Ängste bei vielen Chinesen, die am Montag nach den verlängerten Neujahrsferien an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. In den sozialen Medien wurden Unmut gegenüber den Behörden und Zweifel an den offiziellen Fallzahlen laut. Die Ferien waren verlängert worden, um die Ausbreitung des zuerst in Wuhan aufgetretenen Virus einzudämmen.

Weniger chinesische Touristen in Deutschland

Der Deutschland-Tourismus bekommt die Folgen des Coronavirus inzwischen deutlicher zu spüren. Nach Angaben der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) zeichnet sich in verschiedenen Städten und bei touristischen Sehenswürdigkeiten ein zum Teil klarer Rückgang chinesischer Besucher ab. Peking hat Reisebeschränkungen verhängt, Veranstalterreisen aus dem Land wurden gestoppt. Zudem haben verschiedene Fluggesellschaften ihre Verbindungen von und nach China eingestellt. Die Folgen für den Deutschland-Tourismus lassen sich der DZT zufolge aktuell noch nicht genau beziffern.

Den Angaben zufolge kommen im Januar und Februar vergleichsweise wenig Reisende aus China nach Deutschland. Nur etwa sechs Prozent des jährlichen Übernachtungsvolumens entfielen auf diese Monate. Hauptreisezeit ist der Sommer. Allerdings rechnet die Branche auch in den nächsten Wochen mit spürbaren Rückgängen.

Die DZT verwies auf eine Analyse des Marktbeobachtungsunternehmen Forwardkey. Danach sind die Vorausbuchungen für Flüge von China nach Deutschland seit Januar stark eingebrochen. Für Februar wurde ein Minus von gut 50 Prozent und für März von etwa 49 Prozent verzeichnet (Stand 2. Februar). Die Branche hofft auf Nachholeffekte, wie es sie in der Vergangenheit nach Abflauen von vergleichbaren Epidemien gab.

Deutschland zählte zuletzt etwa drei Millionen Übernachtungen von Gästen aus China im Jahr. Das entspricht einem Anteil von 3,4 Prozent und Platz zwölf im Ranking ausländischer Reisender.

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