Süddeutsche Zeitung

Coronavirus:Testpflicht für Reiserückkehrer soll bleiben

Die Gesundheitsminister wollen so den Eintrag von Mutanten verhindern - auch weiter Tests in Schulen und Büros.

Von Christina Kunkel, München

Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern setzen trotz sinkender Infektionszahlen weiter auf breit angelegte Tests. An der generellen Testpflicht für Flugreisende aus dem Ausland vor dem Abflug solle festgehalten werden, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Mittwoch nach Beratungen mit den Gesundheitsministern der Länder. "Reisen ja, aber bitte weiterhin mit Vorsicht und Umsicht", sagte Spahn.

Denn obwohl immer mehr Menschen gegen das Coronavirus geimpft werden, ist die Sorge groß, dass durch Urlaubsreisen Virusvarianten nach Deutschland eingeschleppt werden. Im Fokus ist dabei aktuell vor allem die Delta-Variante des Virus, die zunächst in Indien entdeckt wurde und sich zuletzt etwa in Großbritannien stark ausgebreitet hat. Erste Studien legen nahe, dass sie ansteckender ist als die bislang vorherrschende Alpha-Variante (B.1.1.7) und möglicherweise auch vermehrt zu schweren Krankheitsverläufen führt. Zudem bieten nach neuesten Daten erst zwei Dosen eines Impfstoffs einen guten Schutz gegen die Delta-Variante - noch ist ein Großteil der Menschen aber höchstens mit einer Spritze versorgt worden. "Wir wollen so lange wie möglich keinen Eintrag nach Deutschland haben", sagte Spahn.

Deshalb sollen auch die Quarantäneregeln für Rückkehrer aus Gebieten mit hohen Infektionszahlen sowie aus Gebieten mit neuen Virusvarianten bestehen bleiben. Für vollständig Geimpfte oder Genesene entfallen Testpflicht und Quarantäne - außer bei Virusvariantengebieten. Im Straßen- und Bahnverkehr an den Grenzen soll es verstärkt Kontrollen geben. Auch im Alltag sind weiter Schnelltests vorgesehen - etwa zweimal pro Woche in Schulen und Kitas. Auch Firmen sollen weiterhin verpflichtet werden, in Präsenz arbeitenden Mitarbeitern zunächst bis Ende September regelmäßig Tests anzubieten. Zudem wollen Bund und Länder über den Sommer ein Konzept erarbeiten, um kostenlose Bürgertests gegebenenfalls auch im Herbst und Winter fortzusetzen.

Besonders in den Blick genommen werden sollen auch die Folgen der Pandemie für Kinder und Jugendliche. Ersten Studien zufolge fühlten sich viele junge Menschen psychisch belastet, sagte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU): "Kinder dürfen nicht durch Lockdown und Schutzmaßnahmen zu Corona-Verlierern werden." Die Gesundheitsminister bitten daher den Bundestag, eine Kommission dazu einzurichten. Ziel ist demnach unter anderem ein Bericht zu Spät- und Langzeitfolgen der Corona-Schutzmaßnahmen. Zudem soll ein Nationaler Aktionsplan "Post-COVID-Syndrom" Nachsorge und Rehabilitation nach einer Corona-Erkrankung verbessern. Die Minister sprachen sich weiterhin dafür aus, in den nächsten Wochen ein Konzept zur Zukunft der Impfzentren zu erarbeiten. Deren Finanzierung durch den Bund ist vorerst bis 30. September gesichert, einige Länder haben jedoch bereits angekündigt, die Zentren noch länger betreiben zu wollen, etwa für mögliche Auffrischungsimpfungen.

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