Süddeutsche Zeitung

Corona:Mutiertes Corona-Virus beunruhigt Behörden

Die neue Variante ist deutlich ansteckender. Weil sie in Großbritannien bereits verbreitet ist, schränken Deutschland und weitere EU-Staaten den Reiseverkehr mit dem Königreich ein.

Von Henrike Roßbach, Berlin

Eine in Großbritannien entdeckte neue Variante des Coronavirus sorgt kurz vor Weihnachten für Unruhe in Europa. Mehrere EU-Staaten stellten am Sonntag den Flug- und Zugverkehr mit der Insel ein, um eine Ausbreitung der Virus-Mutation auf dem europäischen Festland zu verhindern. Auch Deutschland schränkte die Reisemöglichkeiten ein und stoppte weitgehend den Flugverkehr. Von Mitternacht an waren Landungen aus Großbritannien untersagt, wie das Verkehrsministerium mitteilte. Ausnahmen galten etwa für Frachtflüge.

Am Samstag hatte der britische Premier Boris Johnson bekanntgegeben, dass die in Südengland festgestellte Erregervariante deutlich ansteckender sei als das bisher bekannte Virus. Für die Region ordneten die Behörden einen Shutdown an. Am Sonntag hatten deshalb Kanzlerin Angela Merkel, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und EU-Ratspräsident Charles Michel über das weitere Vorgehen beraten.

Gesundheitsminister Jens Spahn sagte, die mutierte Variante sei bisher noch nicht in Deutschland nachgewiesen worden. Aber man nehme die Meldungen aus Großbritannien sehr ernst. "Wir sind im intensiven Austausch auf allen Ebenen, auch mit den europäischen Kollegen", sagte der CDU-Politiker in der ARD. Es sei "wichtig, den Eintrag nach Deutschland, auf Kontinentaleuropa zu unterbinden". Deswegen werde die Regierung am Montag mit einer Verordnung alle Einreisen aus Großbritannien und Südafrika, wo ebenfalls eine mutierte Variante des Virus aufgetreten war, beschränken.

Zudem sagte ein Sprecher Spahns der SZ, dass die Testpflicht für Einreisende aus Risikogebieten weiterhin gelte. "Die Bundesländer entscheiden, wie intensiv sie überprüft wird. Wir gehen davon aus, dass angesichts der Meldungen an allen Flughäfen mit direkten Verbindungen aus Großbritannien diese Testpflicht nunmehr verstärkt kontrolliert wird."

Mehr Impfstoff für Deutschland

Derweil zeichnet sich eine bessere Impfstoffversorgung für Deutschland ab. Insbesondere von dem Impfstoff der Unternehmen Biontech und Pfizer, der an diesem Montag von der EU-Arzneimittelbehörde freigegeben werden soll, sowie vom Impfstoff der Firma Moderna, der in den USA eine Notzulassung bekommen hat, konnte Deutschland sich laut Gesundheitsministerium weitere Dosen sichern. Von dem Biontech-Impfstoff bekommt Deutschland demnach 55,8 Millionen Dosen aus der EU-Bestellung und weitere 30 Millionen Dosen, die national bestellt wurden. Von dem Moderna-Impfstoff, der als zweiter eine EU-Zulassung erhalten dürfte, hat Deutschland sich nun 50,5 Millionen Dosen gesichert.

Weil von beiden Vakzinen jeweils zwei Impfungen notwendig sind, würden die bestellten 136,3 Millionen Dosen rechnerisch für 68,2 Millionen Bürger reichen. Allerdings werden die Dosen erst nach und nach zur Verfügung stehen. Auch für weitere Impfstoffe, die sich in den entscheidenden Phase-III-Studien befinden, gibt es Bestellungen: 62 Millionen Dosen für den Impfstoff von Curevac, 56,2 Millionen für den von Astra Zeneca und 37,25 Millionen für den von Johnson & Johnson. Insgesamt addieren sich alle Bestellungen auf mehr als 300 Millionen Dosen.

Das Robert-Koch-Institut meldete am Sonntag 22 771 Neuinfektionen und 409 Todesfälle binnen eines Tages. Die Zahl der Neuinfektionen je 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche erreichte mit 192,2 einen Höchststand. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov sind 50 Prozent der Deutschen angesichts der Infektionszahlen dafür, auch Gottesdienste zu verbieten. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte im Tagesspiegel angekündigt, "noch einmal Gespräche mit den Kirchen" führen zu wollen.

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