Covid-19:Kein Abschied von den Liebsten

Coronavirus - Klinikum Schwerin

Nur mit Kittel, Mundschutz und Brille: Eine Schwester und ein Arzt sprechen mit einem Corona-Patienten auf einer Isolierstation in Schwerin.

(Foto: Jens Büttner/dpa)

Es ist angeblich immer zum verflucht Besten, wenn Härten gefordert werden. Doch eine der bittersten Lehren der Corona-Krise lautet: Die Kommerzialisierung unseres Gesundheitswesens war und ist falsch.

Kommentar von Heribert Prantl

Die Corona-Krise stellt nicht nur die Welt auf den Kopf. Sie stellt auch den Kopf auf den Kopf: Sie bringt einen auf verrückte Gedanken, die man vorher nie gedacht hat und die man auch nie denken wollte. In meinem Fall betreffen sie meine Eltern. Ich habe sie geliebt. Aber jetzt bin ich froh, dass sie schon tot sind, gestorben vor der Corona-Krise. Die Vorstellung, die Mutter im Altersheim nicht besuchen zu dürfen, die Vorstellung, dass sie verzweifelt wartet und in der Einsamkeit an Einsamkeit stirbt - die bloße Vorstellung treibt mich um. Ich hätte bei Gericht eine einstweilige Verfügung beantragt, um eine Umarmung zu erwirken. Ich hätte am Rechtsstaat gezweifelt, wenn er diese elementare Geste der Menschlichkeit verweigert hätte.

Zur SZ-Startseite
Kolumne von Heribert Prantl

Heribert Prantl ist seit 1. März 2019 Kolumnist und ständiger Autor der Süddeutschen Zeitung. Zuvor leitete er das Ressort Meinung sowie die Innenpolitik und war Mitglied der Chefredaktion. Alle seine Kolumnen finden Sie hier.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: