Coronavirus:Bayern führt Maskenpflicht ein

Ministerpräsident Söder und Kanzlerin Merkel warnen davor, die positive Entwicklung in der Corona-Pandemie zu gefährden.

Von Katja Auer und Boris Herrmann, München/Berlin

Bayern führt vom kommenden Montag an eine Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr und in Geschäften ein. Das kündigte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in seiner zweiten Regierungserklärung zur Corona-Krise am Montag in München an. Damit ist der Freistaat mit Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen das vierte Bundesland, in dem es Pflicht wird, Mund und Nase zu bedecken. Auch in Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt wird über eine Maskenpflicht nachgedacht. Söder sagte, selbstgenähte Masken und Schals reichten aus, medizinische Atemschutzmasken seien weiter knapp und sollten dem medizinischen Personal vorbehalten bleiben. Am 27. April dürfen Geschäfte mit einer Fläche bis zu 800 Quadratmetern wieder öffnen. Gastronomie und Schulen bleiben weiterhin geschlossen, die Notfallbetreuung für Kinder soll aber ausgeweitet werden. Zudem will Bayern den Eltern die Gebühren für die Kinderbetreuung für zunächst drei Monate erlassen. Söder kündigte außerdem weitere Hilfen für die Wirtschaft an. Mit 500 Millionen Euro soll den Einrichtungen geholfen werden, die nicht für Soforthilfen infrage kommen, wie Mutter-Kind-Einrichtungen und Privatkliniken. Extrageld will die Staatsregierung zudem für Künstler zur Verfügung stellen. Das sei eine Gruppe, "die durch jedes Raster fällt". Künstler sollen monatlich 1000 Euro bekommen, zunächst für drei Monate.

"Wir haben Bayern vor dem Schlimmsten bewahrt", sagte Söder und verteidigte erneut die weitreichenden Ausgangsbeschränkungen in Bayern, die früher begonnen hatten und wohl später enden werden als in anderen Bundesländern. Wegen der Nähe zu Österreich und Italien sei Bayern stärker vom Virus betroffen, sagte Söder. "Achtung und Vorsicht" seien weiterhin das Konzept. Die Ausgangsbeschränkungen gelten zunächst bis zum 4. Mai.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) warnt vor einem um sich greifenden Leichtsinn. "Wir dürfen uns keine Sekunde in Sicherheit wiegen", sagte sie am Montag nach einer Sitzung des Corona-Krisenkabinetts. Merkel fürchtet, dass die zuletzt positive Entwicklung bei den Infektionszahlen schnell wieder kippen könnte, falls sich die Menschen in Deutschland nicht weiterhin konsequent an die Kontaktbeschränkungen und Abstandsregeln halten würden. In einer Videoschalte des CDU-Präsidiums am Montagmorgen hat sie deshalb die Debatte über weitergehende Lockerungen der Maßnahmen in einigen Bundesländern ungewöhnlich scharf kritisiert. Nach Informationen von Teilnehmern sprach die Kanzlerin von "Öffnungsdiskussionsorgien". Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet, der auch CDU-Bundesvize ist, soll daraufhin die vorzeitige Öffnung von Möbelhäusern und Babyfachmärkten in seinem Land verteidigt haben.

Merkel dringt seit Wochen darauf, dass die von Bund und Ländern gemeinsam beschlossenen Maßnahmen auch gemeinsam wieder gelockert werden müssten. Ansonsten drohe die Akzeptanz in der Bevölkerung zu sinken

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