Süddeutsche Zeitung

Aufregung um Laschet-Sohn:Nur ein kleiner Tipp von Joe

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet reagiert wütend auf den Vorwurf, der Tipp seines Sohnes habe einem Maskenhersteller eine Vorzugsbehandlung verschafft. Er habe nur helfen wollen.

Von Christian Wernicke, Düsseldorf

So wie an diesem Dienstag sieht man Armin Laschet selten. Zornig blickt der Ministerpräsident drein, zwei Fäuste wirbelt er durch die Luft und empört sich, wie "schäbig" die SPD "mit Dreck um sich schmeißt". Und nicht ihn, sondern ebenso seine Familie "diffamiere". Dabei, so schwört Laschet, habe sein ältester Sohn Johannes ("Joe") doch nur helfen wollen damals in der Not, als er kurz nach Ausbruch der Corona-Pandemie Ende Februar dem Herrn Papa und NRW-Landesvater einen Tipp gab: Es gebe da einen Modehändler, der wolle seine Produktion radikal umstellen - von Designerhemden auf Atemmasken und Schutzkittel.

Laschet ist sauer, weil die SPD-Fraktion (per Kleiner Anfrage im Landtag) Böses argwöhnt. Ob Laschet Jr., 31, der sich als Mode-Blogger auf Instagram und als "Botschafter" für die Modefirma van Laack verdingt, da etwa "Influencer-Marketing in der Staatskanzlei" ausgeübt habe, will die Opposition wissen. Und ob der Filius gar eine Provision kassiert habe.

Die Frage beantwortet der katholische Familienvater am Dienstagnachmittag beim Besuch eines geplanten Corona-Impfzentrums in der Düsseldorfer Arena gleich selbst. Mit Verve. Nein, der Sohn habe ihm "ohne jeden Lohn, ohne jeden Vorteil, ohne jeden Cent" nur die Telefonnummer von Christian von Daniels gegeben, dem Van-Laack-Chef. Und dann, so Laschet weiter, habe er da an einem Sonntagabend eben selbst kurz angerufen: "Können Sie liefern?"

Daniels erinnert sich, dass in dem Moment gerade ein James-Bond-Film im Fernsehen gelaufen sei. Er sagte zu - und er war beeindruckt, wie flink Laschets Beamte reagierten. Nur zwei Tage später saßen zwei Unterhändler aus der Landeshauptstadt bei ihm im Mönchengladbacher Büro, am 20. April war das Geschäft perfekt: Ohne Ausschreibung bestellte das NRW-Gesundheitsministerium "Schutzausrüstung" im Wert von 38,5 Millionen Euro.

Vorzugsbehandlung? Laschet bestreitet das. So wie van Laack habe er damals viele Unternehmen in NRW angerufen: "Wir haben uns die Hände wund telefoniert" auf der Suche nach fehlenden Masken, Handschuhen, Schutzanzügen, "wir haben gefragt, gedrängt, gebettelt". Das heute anders zu deuten, sei "unanständig".

Auch Laschet Junior meldet sich am Dienstag zu Wort, natürlich via Instagram. An seine "Community" gerichtet, schreibt er dort: "Selbstverständlich habe ich keinen Cent, keinen Vorteil und erst recht keine Provision erhalten. Und es gab auch keinen 'Deal'." Er habe in einer Zeit, in der Masken Mangelware und die Menschen verunsichert und ohne Schutz gewesen seien, den Kontakt eines Inhabers, mit dem er schon lange zusammenarbeite, an seinen Vater weitergegeben. "Es ging nicht um persönliche Vorteile, sondern um effektive Hilfe."

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