Die US-Regierung hat eine Notfallgenehmigung für die Behandlung Covid-19-Erkrankter mit Blutplasma erteilt, das Antikörper gegen das Coronavirus enthält. Das gab US-Präsident Donald Trump am Sonntagabend (Ortszeit) im Weißen Haus bekannt. Bei der sogenannten Immunplasma-Therapie bekommen Patienten Plasma von Menschen, die nach einer natürlichen Infektion Antikörper gebildet hatten. Plasma wird seit mehr 100 Jahren genutzt und gilt als sicher für Patienten. Bislang ist allerdings unklar, wie wirksam Plasma tatsächlich ist, um die Covid-Sterblichkeitsrate zu senken.
Trump feierte die Notfallgenehmigung der Lebens- und Arzneimittelbehörde (FDA) als "historischen Durchbruch", obwohl die Behandlungsmethode in den USA bereits weit verbreitet ist. Im Rahmen einer klinischen Sondergenehmigung haben bereits etwa 70 000 Menschen Plasma erhalten, wie die führende Mayo Clinic auf ihrer Webseite erklärt. Die Notfallgenehmigung entspricht zudem keiner formellen Zulassung, für die wesentlich höhere Hürden gelten. Zudem ist das Plasma-Angebot begrenzt, da es nur aus den Blutspenden Genesener gewonnen werden kann.
Die Idee hinter der Plasma-Behandlung: Weil es noch keinen Impfstoff gibt, der die Bildung von Antikörpern gegen Sars-CoV-2 anregt, verabreicht man Patienten Antikörper von Menschen, die diese nach einer natürlichen Infektion gebildet haben. Zu dem Verfahren laufen weltweit Studien, auch in Deutschland. Bislang gibt es aber keinen überzeugenden Nachweis, ob und wie sehr Plasma Covid-Patienten tatsächlich hilft.
Bereits mehr als 800 000 Corona-Tote weltweit
Seit Beginn der Corona-Pandemie sind US-Wissenschaftlern zufolge weltweit bereits 800 000 Menschen nach einer Infektion mit dem Virus gestorben. Das ging am Samstag aus Daten der Universität Johns Hopkins in Baltimore hervor. Damit ist die Zahl der Todesopfer seit dem 5. August um 100 000 angestiegen. Die Zahl der bestätigten Infektionen stieg im gleichen Zeitraum von 18,5 Millionen auf 23 Millionen an. Diese Zunahme um gut 24 Prozent in relativ kurzer Zeit zeigt, dass sich die Pandemie in einigen Ländern weiter rasch ausbreitet.
Die Webseite der Johns Hopkins Universität wird fortlaufend mit eingehenden Daten aktualisiert und zeigt daher einen höheren Stand als die offiziellen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Diese sprach am Samstag von weltweit bislang 22,8 Millionen bestätigten Infektionen und 794 000 Todesfällen.
Südkorea führt wieder drastische Beschränkungen ein
Nach einer stetigen Zunahme an Corona-Neuinfektionen gelten in Südkorea ab Sonntag wieder große Einschränkungen im öffentlichen Leben. Die Regierung kündigte unter anderem die landesweite Schließung von Kirchen, Bars, Nachtclubs und Stränden und ein Verbot von Großveranstaltungen an. Fußball- und Baseballspiele würden nach wenigen Wochen mit limitierter Zuschauerzahl wieder vor leeren Rängen stattfinden, sagte Gesundheitsminister Park Neung Hoo.
Die südkoreanische Gesundheitsbehörde KCDC hatte zuvor 332 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden gemeldet. Es war damit der neunte Tag in Folge mit dreistelligen Zahlen. Landesweit sind bisher mehr als 17 000 Fälle bestätigt.
Die meisten Neuinfektionen gibt es im dicht bevölkerten Großraum Seoul, aber es wurden auch Fälle aus fast jeder größeren Stadt gemeldet. Die Sorge ist deshalb groß, dass Südkorea nach einem glimpflichen Verlauf der ersten Welle eine zweite bevorsteht. In Seoul wurden bereits vor einigen Tagen neue Beschränkungen eingeführt, die nun auf das ganze Land ausgedehnt werden.
Gesundheitsminister Park betonte aber, dass die einzelnen Kommunen eigenständig entscheiden könnten, ob sie etwa eine Schließung von Geschäften nur empfehlen wollen anstatt anzuordnen, wenn die örtlichen Infektionszahlen niedrig seien.
Forscher befürchten 310 000 Tote in den USA bis Dezember
Forscher befürchten einem weithin beachteten Modell zufolge in den USA noch mehr Corona-Tote als zuletzt prognostiziert. Bis Anfang Dezember könnten insgesamt fast 310 000 Menschen nach einer Infektion mit dem Virus sterben, rund 15 000 mehr als noch vor zwei Wochen angenommen. Das ging am Freitag aus einer Aktualisierung des Modells der Forscher des Instituts IHME der Universität Washington in Seattle hervor.
Wenn 95 Prozent der Menschen in der Öffentlichkeit stets Masken trügen, könnte die Zahl der Opfer bis 1. Dezember mit rund 240 000 deutlich geringer ausfallen, erklärten die Forscher.
Bislang sind in den USA rund 175 000 Menschen nach einer Infektion mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 gestorben. Zuletzt starben etwa 1000 Menschen pro Tag. Das IHME-Modell prognostiziert mit Beginn der kalten Jahreszeit, ab etwa Mitte Oktober, einen Anstieg der Todeszahlen auf rund 2000 Opfer pro Tag Ende November.
In den USA gibt es bislang rund 5,6 Millionen bestätigte Corona-Infektionen. Täglich wurden zuletzt zwischen 40 000 und 50 000 Neuinfektionen gemeldet. Der Erreger Sars-CoV-2 kann die Erkrankung Covid-19 auslösen, die vor allem bei älteren oder immungeschwächten Patienten tödlich verlaufen kann.
Polen verzeichnet Höchstwert bei nachgewiesenen Neuinfektionen
Polen hat so viele neue Corona-Fälle registriert wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Am Freitag verzeichneten die Behörden 903 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden, wie das Gesundheitsministerium in Warschau mitteilte. Der Schwerpunkt der nachgewiesenen Neuinfektionen lag mit 168 erneut in Schlesien. Der bisherige Rekordwert wurde am 8. August erfasst, er betrug 843 Neuinfektionen.
Ein Sprecher des Ministeriums sagte, es gebe keine großen Epidemieherde, die ihren Einfluss auf die Werte hätten. Vielmehr gebe es eine Häufung von Fällen in zwei Pflegeheimen in Schlesien, in mehreren kleineren Betrieben in Südpolen sowie in der Region um Posen nach Hochzeitsfeiern. Er appellierte an die Bürger, sich auch bei Feiern an die Schutzmaßnahmen zu halten.
In Polen haben sich nach offiziellen Angaben bislang 60 281 Menschen mit Sars-CoV-2 infiziert. 1938 Menschen starben demnach in Zusammenhang mit dem Virus. Polen hat rund 38 Millionen Einwohner.
Merkel: Erneute Grenzschließungen in EU vermeiden
Deutschland und Frankreich dringen bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie auf eine engere Absprache in der EU. "Wir wollen auf jeden Fall vermeiden, dass wir wieder Grenzen schließen", sagte Kanzlerin Angela Merkel nach einem Treffen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron an dessen Sommersitz in Brégançon. Sie spielte damit auf die erste Welle der Pandemie an, in der etwa Deutschland seine Grenzen zu westlichen Nachbarstaaten bis auf wenige Ausnahmen wie Pendler geschlossen hatte. "Wir haben verabredet, dass wir sehr viel enger zusammenarbeiten", fügte sie hinzu.
Wie Macron betonte Merkel, dass es wichtig sei, im Umgang mit der Pandemie ähnliche Kriterien zu entwickeln, etwa für die Einstufung von Risikogebieten. Schon in Deutschland verstünden viele Menschen nicht, dass unterschiedliche Bundesländer unterschiedliche Corona-Maßnahmen verhängten. Dasselbe gelte für Europa. Es gehe auf Dauer nicht gut, wenn etwa deutsche Abiturienten in andere Staaten reisten, um dort so zu feiern, wie es in Deutschland derzeit untersagt sei. "Ich spüre in Europa den Willen zu einem gemeinsamen Handeln, auch wenn wir viel lernen müssen", sagte sie. Macron erklärte, dass die EU auch bei der Entwicklung eines Impfstoffes und der Produktion von Anti-Corona-Medikamenten eng zusammenarbeiten müsse.