Süddeutsche Zeitung

Coronavirus weltweit:Österreich und weitere Länder keine Corona-Risikogebiete mehr

Die Bundesregierung rät vom 1. Juli an auch nicht mehr generell von touristischen Reisen ins Ausland ab. Die US-Gesundheitsbehörde verordnet Entsorgung von Millionen Impfdosen.

Ganz Österreich sowie zahlreiche andere Länder und Regionen gelten seit Sonntag nicht mehr als Corona-Risikogebiete. Die Bundesregierung strich auch die verbliebenen zwei österreichischen Bundesländer Tirol und Vorarlberg, beliebte Reiseziele der Deutschen, von der Risikoliste, ebenso wie Teile Griechenlands, Kroatiens und der Schweiz. Auch die portugiesische Insel Madeira, Zypern sowie zwölf weitere Länder auf dem Balkan, in Osteuropa, Asien und Nordamerika gelten nach sinkenden Corona-Infektionszahlen nicht mehr als Risikogebiete, darunter die USA und Kanada.

Wer aus einem dieser Gebiete auf dem Landweg nach Deutschland kommt, muss künftig keinerlei Einreisebeschränkungen wegen Corona mehr beachten. Flugpassagiere müssen noch einen negativen Test vorweisen. Regeln anderer Staaten für die Einreise aus Deutschland bleiben davon allerdings unberührt. Wer etwa aus Deutschland nach Österreich einreist, muss auch weiterhin einen negativen Corona-Test vorweisen können. Davon ausgenommen ist, wer eine Impfung mit genügend Vorlaufzeit nachweisen kann oder bereits von Corona genesen ist. In den USA und Kanada gilt etwa nach wie vor eine Einreisesperre für Deutsche, die nicht dort leben. Einige der Änderungen der Corona-Risikoliste, die am Sonntag in Kraft traten, weisen allerdings auch in die andere Richtung: Die portugiesische Hauptstadt Lissabon und die spanische Exklave Ceuta in Nordafrika gelten wieder als Corona-Risikogebiete.

In Kroatien sind seit Sonntag nur noch zwei Regionen im Landesinneren auf der Risikoliste, alle Urlaubsgebiete an der Adria-Küste sind "risikofrei". In Griechenland werden die Peloponnes und die Inseln der nördlichen Ägäis - dazu zählen unter anderen Lesbos und Samos - von der Risikoliste gestrichen. Außerdem sind folgende Staaten seit Sonntag keine Risikogebiete mehr: Armenien, Aserbaidschan, Bosnien, Kosovo, Libanon, Moldau, Montenegro, Nordmazedonien, Serbien und die Ukraine. Hinzu kommen zwei Regionen in Norwegen.

Für alle diese Länder und Regionen entfällt auch die Reisewarnung des Auswärtigen Amts. Die Bundesregierung rät ab 1. Juli auch nicht mehr generell von touristischen Reisen ins Ausland ab. Für EU-Länder sowie Island, Liechtenstein, Norwegen und die Schweiz, die nicht mehr als Risikogebiet eingestuft sind, wird künftig in den Reisehinweisen des Auswärtigen Amts nur noch "um besondere Vorsicht gebeten". In einer Woche beginnen in den ersten Bundesländern die Sommerferien.

Gelockert werden die Einreisebeschränkungen auch für Georgien, Katar und Mexiko. Diese drei Länder werden vom Hochinzidenz- zum Risikogebiet zurückgestuft. Damit entfällt die generelle Quarantänepflicht von fünf bis zehn Tagen bei Einreise nach Deutschland. Wer einen negativen Test vorweisen kann, muss sich nicht mehr selbst isolieren. Sri Lanka, Malaysia, Namibia und Mongolei wurden dagegen mit den Änderungen zum Sonntag zum Hochinzidenzgebiet hochgestuft mit Quarantänepflicht bei Einreise nach Deutschland.

Als Hochinzidenzgebiete werden in der Regel Länder eingestuft, in denen die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche (Sieben-Tage-Inzidenz) über 200 liegt. Als Risikogebiete gelten Länder mit einer Inzidenz über 50. (13.0621)

US-Gesundheitsbehörde verordnet Entsorgung von Millionen Impfdosen

Die US-Gesundheitsbehörde FDA ordnet den Wegwurf von Millionen Impfdosen des Herstellers Johnson & Johnson an, die in einer Fabrik in Baltimore hergestellt wurden. In einer Pressemitteilung macht die FDA keine genauen Angaben über die Anzahl der zu vernichtenden Impfdosen. Zwei Ladungen könnten mit angepassten Regelungen in den USA zum Einsatz kommen oder exportiert werden, mehrere weitere seien jedoch nicht zur Verwendung geeignet.

Die New York Times meldet unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen, dass etwa 60 Millionen Dosen davon betroffen seien. Zwei mit der Situation vertraute Personen sagten der Nachrichtenagentur Reuters, die Behörde habe etwa zehn Millionen Dosen aus der von Problemen geplagten Fabrik freigegeben.

Die Fabrik in der Ostküstenmetropole Baltimore war zuvor von Astra Zeneca an den Konkurrenten Johnson & Johnson gegangen. Medienberichten zufolge hatte die US-Regierung Johnson & Johnson in einem ungewöhnlichen Schritt in die Verantwortung gedrängt, nachdem wegen eines Produktionsfehlers an dem Standort Millionen Impfdosen entsorgt werden mussten. Auslöser war den Berichten zufolge, dass Inhaltsstoffe der beiden Impfstoffe vermischt worden waren.

Bei einer Überprüfung der vom US-Biopharma-Unternehmen Emergent Biosolutions betriebenen Produktionsstätte hatte die FDA zahlreiche Mängel entdeckt. Derzeit pausiert die Produktion. Die Fabrik sei noch nicht wieder freigegeben, hieß es am Freitag von der FDA. (12.06.2021)

Lockerungen in Großbritannien werden wohl um vier Wochen verschoben

Angesichts eines starken Anstiegs von neuen Infektionen mit der Delta-Variante des Coronavirus will der britische Premierminister Boris Johnson britischen Medienberichten zufolge die Einschränkungen im Land verlängern. Diese könnten nicht wie geplant am 21. Juni, sondern erst am 19. Juli vollständig aufgehoben werden, berichteten der Guardian und die Sun am Freitag. Bei einer niedrigen Zahl von Krankenhausfällen könne es auch eine Öffnung bereits am 5. Juli geben, hieß es.

Eine Aufschiebung des Lockdown-Endes soll demnach dazu dienen, die Auswirkung der Neuinfektionen auf die Krankenhäuser besser einschätzen zu können. Zudem sollen mehr Menschen ihre Zweitimpfung erhalten, so dass sie auch vor der neuen Corona-Variante besser geschützt sind. Premier Johnson will die Entscheidung über ein Ende der Maßnahmen am Montag bekanntgeben.

Im Vereinigten Königreich haben inzwischen mehr als drei Viertel der Bevölkerung mindestens eine Impfdosis erhalten. Trotzdem stieg neuesten Daten zufolge die Zahl der täglichen Neuinfektionen auf 8125. Das ist der höchste Wert seit Ende Februar. Nach Angaben der Gesundheitsbehörde macht die zuerst in Indien nachgewiesene Mutante inzwischen mehr als 90 Prozent der neuen Fälle auf der Insel aus. Sie ist britischen Experten zufolge 60 Prozent ansteckender als die zunächst vorherrschende Alpha-Variante des Virus. (12.06.2021)

Niederlande erlauben Großveranstaltungen ohne Masken

Die Niederlande wollen ab Ende Juni wieder Massenveranstaltungen ohne Schutzmasken zulassen. Voraussetzung ist allerdings, dass Teilnehmer einen Impfbeweis oder ein negatives Testergebnis vorweisen. Das teilte die Regierung in Den Haag mit. Besucher müssten dann auch nicht mehr 1,5 Meter Abstand halten. Damit wären ab Ende Juni auch wieder volle Stadien für Konzerte oder Fußballspiele möglich.

Zunächst sollen Veranstaltungen mit bis zu 25 000 Besuchern erlaubt werden, die höchstens 24 Stunden dauern. Ab Ende Juli sollen dann auch mehrtägige Veranstaltungen ohne eine maximale Besucherzahl möglich sein. Dann wären auch wieder Festivals möglich. Die Regierung stützt ihre Entscheidung auf die Ergebnisse von einer Reihe von Feldversuchen in den vergangenen Monaten. (11.06.2021)

G-7-Staaten wollen eine Milliarde Impfdosen zur Verfügung stellen

Im Kampf gegen die Corona-Pandemie wollen die G-7-Staaten mindestens eine Milliarde Impfdosen für andere Länder zur Verfügung stellen. Dazu sollen sowohl bereits hergestellte Impfdosen verteilt als auch die Herstellung weiterer finanziert werden, teilte die britische Regierung mit. Die Staats- und Regierungschefs wollen demnach auch einen Plan ausarbeiten, um die Impfstoffproduktion auszuweiten. Großbritannien hat in diesem Jahr den Vorsitz in der Gruppe sieben führender Industriestaaten inne, die sich von Freitag bis Sonntag im südwestenglischen Cornwall treffen.

Der britische Premierminister Boris Johnson kündigte an, dass sein Land 100 Millionen Impfdosen aus seinem Überschuss beisteuern werde, den Großteil über die Impfstoffinitiative Covax. Bis Ende September würden 5 Millionen Dosen für die ärmsten Länder bereitgestellt, die übrigen 95 Millionen dann im Verlaufe des kommenden Jahres. Großbritannien hatte sich derart mit Impfstoff eingedeckt, dass es seine Bevölkerung damit mehrfach durchimpfen könnte. Bisher hat das Land kaum Impfstoffe exportiert - das rief scharfe Kritik hervor.

"Wegen des erfolgreichen britischen Impfprogramms sind wir nun in der Lage, einige unserer überzähligen Dosen mit denen zu teilen, die sie benötigen", sagte Johnson. Dies sei ein wichtiger Schritt zum Sieg über das Virus. Großbritannien habe mit der Entwicklung und Finanzierung des Impfstoffs von Astra Zeneca die Führung im Kampf gegen die Pandemie übernommen, sagte Johnson. Bisher seien mehr als eine halbe Milliarde Dosen, zum Selbstkostenpreis verteilt, in 160 Ländern weltweit gespritzt worden.

Entwicklungsorganisationen haben den Vorstoß unterdessen als unzureichend kritisiert. "Eine sofortige Weitergabe von Impfdosen ist momentan dringend erforderlich und die Milliarde Impfdosen sind daher willkommen", sagte Jörn Kalinski von Oxfam. Aber wenn das alles sei, "muss dies als Fehlschlag gewertet werden". Die G7 müsse dafür sorgen, dass die Monopole einiger Pharmaunternehmen gebrochen werden.

Zuvor hatte US-Präsident Joe Biden angekündigt, die Vereinigten Staaten würden bis spätestens Ende Juni 2022 insgesamt 500 Millionen Impfdosen spenden. Aus deutschen Regierungskreisen hieß es zu möglichen zusätzlichen Angeboten von Impfdosen-Spenden für ärmere Länder, Deutschland habe in dem Bereich bereits sehr viel getan und sei "einer der großen Unterstützer". Geld sei vorhanden, nun müsse die Logistik ermöglicht werden, um die Impfstoffe "in die Arme der Menschen" zu bekommen. Wichtig sei dafür, eine lokale Produktion aufzubauen, etwa in Afrika, auch damit bei einer möglichen neuen Pandemie ausreichend Kapazitäten vor Ort vorhanden seien.

Der deutsche Entwicklungshilfeminister Gerd Müller verlangte vor dem Gipfel stärkere Hilfen für ärmere Länder. Diese bräuchten nicht nur mehr Impfstoff, sondern auch Milliardenhilfen für die nötige Logistik, sagte Müller der Augsburger Allgemeinen. "Wir brauchen mehr globale Impfgerechtigkeit", so Müller. "Nur zwei Prozent aller Impfungen fanden bislang in armen Ländern statt." Für die Logistik fehlten 16 Milliarden US-Dollar in diesem Jahr - etwa für Kühlketten, Tests und Medikamente zur Behandlung von Infektionsfolgen. (11.06.2021)

Privatvermögen im Corona-Jahr auf Rekordhoch

Die Menschen rund um den Globus haben einer Studie zufolge im Corona-Krisenjahr 2020 in der Summe so viel Reichtum angehäuft wie nie. Das private Finanzvermögen stieg gegenüber dem Vorjahr um gut acht Prozent auf den Rekordwert von 250 Billionen Dollar (rund 205 Billionen Euro), wie aus der am Donnerstag veröffentlichten Analyse der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) hervorgeht. Dazu trugen steigende Börsenkurse und wachsende Ersparnisse bei.

Erstmals berücksichtigte BCG auch Sachwerte wie Grundbesitz oder Gold. Das Gesamtvermögen abzüglich Schulden belief sich so auf 431 Billionen Dollar. Das Vermögen ist jedoch ungleich verteilt. Vor allem der Club der Reichen und Superreichen mit einem Finanzvermögen von mehr als 100 Millionen Dollar wuchs kräftig, nämlich weltweit um 6000 auf rund 60 000 Mitglieder. Diese besitzen den Angaben zufolge 15 Prozent des weltweit investierbaren Vermögens. In Deutschland leben demnach 2900 Superreiche, Platz drei im globalen Ranking. An der Spitze stehen die USA, gefolgt von China.

In Deutschland stieg das private Finanzvermögen unter anderem aus Bargeld, Kontoguthaben, Aktien, Pensionen und Lebensversicherungen den Angaben zufolge um sechs Prozent auf rund neun Billionen Dollar. Das Sachvermögen erhöhte sich um fünf Prozent auf 13 Billionen Dollar. Abzüglich der Schulden besaßen die privaten Haushalte in Deutschland insgesamt knapp 20 Billionen Dollar.

"Traditionell investieren die Deutschen lieber in Immobilien als in Wertpapiere, das zeigt die Sachwertquote von knapp 60 Prozent deutlich", analysierte Anna Zakrzewski, BCG-Partnerin und Autorin der Studie. "Gleichzeitig sparen Anlegende in Deutschland überdurchschnittlich stark." Viele Menschen hielten in der Krise ihr Geld zusammen, zudem bremsten die zeitweisen Schließungen im Einzelhandel und Reisebeschränkungen den Konsum.

Die Zahl der Dollar-Millionäre hierzulande erhöhte sich um 35 000 auf 542 000. Das Beratungsunternehmen führte den Anstieg auch auf die Entwicklung des Eurokurses zurück, der im Vergleich zum Dollar zulegte. Das machte sich bei der Umrechnung in die US-Währung bemerkbar. Weltweit besaßen laut der Studie 26,6 Millionen Menschen ein Finanzvermögen von einer Million Dollar und mehr, das waren 1,8 Millionen mehr als im Vorkrisenjahr. (10.06.2021)

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