Corona-Schnelltests:Kölner Testzentrum mit verdächtigen Zahlen

Corona-Schnelltests: Franz-Josef Wernze will durchgreifen, sollte sich der Verdacht bestätigen.

Franz-Josef Wernze will durchgreifen, sollte sich der Verdacht bestätigen.

(Foto: Eduard Bopp/Imago)

Eine Station des Hauptgeldgebers von Viktoria Köln hat an manchen Tagen wenig Besucher, meldet aber viele Proben. Und die fallen kaum positiv aus. Profit auf Kosten des Staates?

Von Markus Grill und Klaus Ott, Köln

Solidarität, füreinander da sein, etwas für das Gemeinwohl tun, auch beim Kampf gegen Corona, das sind die Werte von Viktoria Köln. Doch was sich im Umfeld des Drittligisten abgespielt haben soll, dürfte mit den sozialen Projekten des rheinischen Fußballklubs kaum in Einklang zu bringen sein. Das Corona-Testzentrum Höhenberg unweit des Viktoria-Stadions gerät nach Recherchen von Süddeutscher Zeitung, WDR und NDR in Verdacht, weit mehr Proben abgerechnet zu haben, als tatsächlich vorgenommen worden waren. Profit auf Kosten des Staats? Das wird zu klären sein. Gegen Viktoria Köln selbst gibt es keine Verdachtsmomente.

Betrieben wird die Teststelle von einer Firma aus der weitläufigen Unternehmensgruppe des Multimillionärs Franz-Josef Wernze, des Hauptsponsors von Viktoria Köln. Dem 73-Jährigen gehört die European Tax and Law-Group (ETL). Das ist ein Kanzleiverbund, der mit Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung, Anwaltsdiensten und Beratung mehr als eine Milliarde Euro im Jahr umsetzt. Die ETL-Gruppe agiert in mehr als 50 Ländern und hat alleine in Deutschland mehr als 200 000 Mandanten.

Die ETL-Gruppe lebt davon, für korrekte Zahlen zu sorgen. Aber gilt das auch für die von der Wernze-Firma "Das Team Service GmbH" vor gut einem Jahr eröffnete Schnellteststelle am Sportpark Höhenberg, der Heimat der Viktoria? Viele Spieler und Fans haben die Teststelle über Monate hinweg aufgesucht. Dem Gesundheitsministerium in Nordrhein-Westfalen hat die Teststelle für viele Tage hohe Zahlen von Besuchern gemeldet, die sich dort angeblich auf das Virus untersuchen ließen.

1000 Tests, aber nur einer positiv?

Positiv ausgefallen sein soll den Zahlen zufolge oft nur eine von tausend Proben. Als ob das Virus um das Gebiet rechts des Rheins in Köln, wo die Viktoria ansässig ist, einen großen Bogen machen würde. Noch merkwürdiger: WDR-Reporter haben die Teststelle zwei Tage lang beobachtet. Am 13. Mai kamen 52 Leute zu Fuß zum Testen vorbei, 101 Autos fuhren vor. Gemeldet hat das Höhenberger Testzentrum für diesen Tag dem NRW-Gesundheitsministerium jedoch 2670 Proben. Am 16. Mai kamen 55 Leute zu Fuß vorbei, 123 Autos fuhren vor. Gemeldet wurden 2186 Tests.

Wernzes Medienanwalt antwortet auf Anfrage, sein Mandant habe sich "schon länger aus dem operativen Geschäft zurückgezogen" und könne folglich zu der aktuellen Situation nichts sagen. Wernzes Anwalt schreibt weiter, sollten sich die in der Anfrage "angedeuteten Vorwürfe bestätigen, wird mein Mandant nicht zögern, die gebotenen rechtlichen, insbesondere dienstvertraglichen, Konsequenzen zu ziehen". Wernze ist nach Angaben aus seinem Umfeld ziemlich krank. Einer, der ihn ganz gut kennt, nimmt ihn in Schutz. Der ETL-Millionär hätte es nicht nötig zu betrügen.

Die Betreiberfirma der Höhenberger Teststelle, Wernzes "Das Team Service GmbH", antwortet ausweichend. Um vernünftig und belastbar zu recherchieren, wie sich die geringen Besucherzahlen an den beiden genannten Tagen und die angeblich hohen Testzahlen erklären lassen, brauche man einen "längeren Zeitraum". Und die geringe Anzahl an positiven Testergebnissen lasse sich "mit unseren medizinischen Kenntnissen" nicht erklären.

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