Künftig sollen für Kinder bundesweit einheitliche Quarantäneregeln "mit Augenmaß" gelten. Vor allem sollen keine ganzen Schulklassen mehr in Quarantäne geschickt werden. Darauf verständigten sich die Gesundheitsminister der Länder am Montagabend mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Im Interesse eines möglichst verlässlichen Schulunterrichts und zur Gewährleistung der Kinderbetreuung sollen künftig nur noch möglichst wenige Kontaktpersonen in Quarantäne müssen, wenn ein Schul- oder Kitakind sich mit dem Coronavirus infiziert hat. Die Quarantäne soll zudem nach fünf Tagen mit einem negativen Test beendet werden können. Bislang schicken die Gesundheitsämter zum Teil ganze Klassen für 14 Tage nach Hause.
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) sagte nach der Videokonferenz, die Beschlüsse sollten als "Leitplanken" an die Gesundheitsämter weitergegeben werden. Ziel sei ein guter Infektionsschutz und so viel Präsenzunterricht wie immer möglich.
Corona bei Kindern:Mehr Infektionen zulassen?
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In dem Beschluss der Gesundheitsminister heißt es wörtlich: "Gibt es einen Infektionsfall in einer Schulklasse, soll grundsätzlich nicht mehr der gesamte Klassenverband eine Quarantäneanordnung erhalten." Die Anordnungen sollten mit Augenmaß erlassen werden, abhängig davon, ob die allgemeinen Hygienemaßnahmen eingehalten wurden, also lüften, testen und Masken. Schüler, die keine engen Kontaktpersonen des infizierten Kindes sind, sollen zudem "für eine gewisse Zeit" intensiver getestet werden.
In Kitas soll der Regelbetrieb ebenfalls "oberste Priorität" haben. Auch hier soll es bei einem Infektionsfall "Quarantäne nur mit Augenmaß unter Berücksichtigung der Belange der Kinder und Kinderbetreuungseinrichtungen" geben; das Freitesten nach fünf Tagen soll genau wie in der Schule auch in der Kita möglich sein.
Zuvor hatte Spahn für exakt diese Linie geworben. "Es geht darum, die richtige Balance zu finden zwischen Alltagstauglichkeit für den Schulbetrieb und dem, was eben dann auch einen guten Schutz für die Kinder, für die Jugendlichen, für alle in der Schule bedeutet", sagte er. Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hatte betont, dass eine gemeinsame Linie der Länder auch unter Akzeptanzgesichtspunkten wichtig sei. "Das würde für viel Akzeptanz bei den Eltern sorgen."
Spahn appellierte zudem an die Solidarität der Erwachsenen. Kinder und Jugendliche hätten auf vieles verzichten müssen und hätten harte Zeiten hinter sich, um Ältere zu schützen. "Ich finde, jetzt haben es andersherum die Kinder und Jugendlichen verdient, dass wir auf sie Rücksicht nehmen." Jeder, der sich impfen lassen könne, solle sich impfen lassen. Nicht zuletzt, um die mehr als neun Millionen Kinder unter zwölf Jahren mit zu schützen, für die es noch keine Impfung gebe. "Es sollten nicht die Impfmuffel am Ende auch noch die unter Zwölfjährigen damit in eine schwierige Situation bringen."
Neben den Quarantäneregeln beschlossen die Gesundheitsminister ebenfalls, dass sich nun auch alle über 60-Jährigen ein drittes Mal impfen lassen können.