Betrugsverdacht:Razzien und Festnahmen bei Schnelltest-Betreibern

Betrugsverdacht: Ein von MediCan betriebenes Testzentrum in Bochum.

Ein von MediCan betriebenes Testzentrum in Bochum.

(Foto: Jana Stegemann)

Die Staatsanwaltschaft Bochum greift im Skandal um dubiose Abrechnungen bei Corona-Schnelltests hart durch. Es geht um zwei Geschäftsleute der Firma Medican, die unter Betrugsverdacht stehen und festgenommen wurden.

Von Markus Grill, Palina Milling und Klaus Ott

Die Ermittlungen gegen Verantwortliche der Firma Medican, die das Betrugs bei Schnelltest-Abrechnungen verdächtigt werden, haben am Freitag zu zwei Festnahmen im Ruhrgebiet geführt. Das bestätigte die Staatsanwaltschaft Bochum auf Anfrage.

Einer der beiden Beschuldigten wurde bei einer Razzia festgenommen, der andere stellte sich den Strafverfolgern. Die Festnahme zeige, so die Staatsanwaltschaft, dass sich der Anfangsverdacht erhärtet habe. Die Corona-Schnelltests privater Betreiber werden vom Staat großzügig bezahlt, mit bis zu 21 Euro pro Test.

Die Süddeutsche Zeitung, NDR und WDR hatten vergangene Woche berichtet, dass die Firma Medican offenbar deutlich mehr Corona-Schnelltests an das NRW-Gesundheitsministerium meldet als tatsächlich vor Ort stattgefunden hatten. Nur einen Tag danach leitete die Bochumer Staatsanwaltschaft für Wirtschaftsstrafrecht Ermittlungen gegen zwei Verantwortliche der Firma ein.

Anschließend wurden vor einer Woche Geschäftsräume und Privatwohnungen im Ruhrgebiet durchsucht und Unterlagen beschlagnahmt. Am heutigen Freitag folgten die nächste Razzia und nun sogar Festnahmen. Gegen einen der beiden verdächtigen Medican-Geschäftsleute liegt ein Haftbefehl vor. Bei dem anderen wird offenbar geprüft, ob ein Haftbefehl erfolgen soll.

Medican steht im Zentrum des Skandals um private Schnelltestbetreiber, die insgesamt hohe Millionenbeträge vom Staat kassieren. Mehrere Gesundheitsämter in Deutschland haben Medican in den vergangenen Wochen die Zulassung für Schnellteststationen entzogen. Auf der Website des Unternehmens sind nur noch fünf Teststandorte verzeichnet, in der vergangenen Woche waren es noch 54.

Auch in anderen Fällen und anderen Städten ermitteln Staatsanwaltschaften inzwischen gegen private Schnelltestbetreiber. Es geht um die so genannten Bürgertests, die Bundesgesundheitsminister Spahn eingeführt hatte.

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