Corona-Pandemie:Hunderttausende Impfdosen ungenutzt

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Die bisherigen Lieferungen des Herstellers Astra Zeneca bleiben in mehreren Bundesländern zu großen Teilen liegen. Das Robert-Koch-Institut legt einen Stufenplan für Lockerungen vor.

Von Christian Endt, Christina Kunkel und Jens Schneider, München, Berlin

In Deutschlands Impfzentren lagern Hunderttausende bislang ungenutzte Impfdosen des Herstellers Astra Zeneca. Bundesweit sind inzwischen 1,4 Millionen Dosen dieses Typs ausgeliefert, aber nur 211 886 verimpft, also fünfzehn Prozent. Das geht aus einem Abgleich der Impfstatistik des Robert-Koch-Instituts (RKI) mit den Liefermengen des Herstellers hervor. Die Mehrzahl der Bundesländer hat bisher noch nicht annähernd die Lieferungen aus der vorvergangenen Woche verbraucht, spätere Chargen liegen oft noch völlig ungenutzt in den Kühlschränken. Dass die Länder Dosen für künftige Zweitimpfungen aufbewahren, kann die Diskrepanz nur teilweise erklären. Ein Vergleich der Bundesländer zeigt, dass der Rückstand nicht unvermeidbar ist: Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und das Saarland haben bereits große Teile der Lieferungen verimpft. Schlusslichter sind Baden-Württemberg, Hessen und Sachsen, dort bleibt bislang ein Großteil der gelieferten Dosen ungenutzt.

Im Vorfeld der Zulassung von Astra Zeneca kursierten Meldungen, wonach der Impfstoff weniger wirksam und schlechter verträglich sei als der anderer Hersteller, weshalb eine geringere Akzeptanz in der Bevölkerung befürchtet wurde. Das scheint jedoch nicht ausschlaggebend für die schleppende Verimpfung zu sein. In Nordrhein-Westfalen liege die Quote nicht wahrgenommener Termine unverändert bei drei Prozent, teilt das Gesundheitsministerium des Landes mit.

Eine größere Rolle spielt offenbar, dass Astra Zeneca nur für Menschen bis 65 Jahre zugelassen ist. Das betrifft in der Gruppe mit höchster Impfpriorität vor allem medizinisches und pflegendes Personal, von dem jedoch bereits etwa zwei Drittel geimpft sind. Viele der verbleibenden Berechtigten sind vermutlich generell nicht impfwillig. "Wir gehen davon aus, dass die Zielgruppe unter 65 der Priorisierungsgruppe 1 in Thüringen weitgehend ausgeschöpft ist", heißt es aus dem Gesundheitsministerium von Thüringen. Mehrere Länder fangen nun an, Menschen mit zweithöchster Priorität einen Termin anzubieten.

Unterdessen hat das RKI unter dem Titel "ControlCOVID" einen Stufenplan für Lockerungen entwickelt, über den zuerst die Bild berichtete. Darin skizziert das RKI, unter welchen Voraussetzungen die geltenden Beschränkungen mit Blick auf einzelne Landkreise lokal gelockert werden könnten. Das Stufenkonzept solle als Hilfestellung verstanden werden, heißt es in der zwölfseitigen Strategie, die das RKI online veröffentlicht hat. Angesichts der Suche nach Lockerungsstrategien gebe es "die Notwendigkeit einer klaren Zielstellung und transparenten Perspektive für die nächsten Monate", heißt es.

Mögliche Lockerungen sollten sich nicht allein an der Inzidenz bei den Neuinfektionen ausrichten, sondern weitere Indikatoren einbeziehen. Dazu würden unter anderem die Belastung des Gesundheitssystems sowie auch die Möglichkeit der Nachverfolgung von Neuinfektionen zählen. Am 3. März wollen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder über Lockerungen beraten.

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