Corona-Pandemie:Das Virus befällt die ganze Welt

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Die WHO registriert 106 000 Corona-Neuinfektionen binnen 24 Stunden - so viele wie noch nie. Vor allem in den Schwellenländern breitet sich der Erreger rasant aus.

Von Christoph Gurk und Dunja Ramadan, Buenos Aires/München

Ein Mann arbeitet in einem Massengrab auf dem Friedhof Nossa Senhora Aparecida in Manaus, Brasilien. (Foto: Lucas Silva/dpa)

Während europäische Länder die ersten Lockerungen beschließen, steigen die Infektionen in einigen Schwellenländern rasant an. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden binnen 24 Stunden weltweit 106 000 Neuinfektionen registriert - so viele neue Corona-Fälle gab es noch nie an einem einzigen Tag. Allein zwei Drittel der neuen Fälle traten in vier Ländern auf, wie WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Mittwochabend bekannt gab. Dabei handelt es sich um die USA, Russland, Brasilien und Großbritannien. "Wir haben bei dieser Pandemie noch einen langen Weg vor uns", sagte Ghebreyesus in Genf.

Besonders besorgt zeigte sich der WHO-Generaldirektor im Hinblick auf die steigenden Fallzahlen in ärmeren Ländern - jene mit "niedrigem und mittlerem Einkommen". In den Favelas von Rio de Janeiro oder in den Slums von Mumbai ist Social Distancing oder die Einhaltung von Hygienevorschriften nahezu unmöglich. Davon abgesehen können es sich Millionen Menschen gar nicht leisten, zu Hause zu bleiben. Sie verdienen ihr Geld als Tagelöhner. In Lateinamerika steht der große Ausbruch der Seuche noch bevor. Schon jetzt ist klar, dass Covid-19 die Region hart treffen wird. Viele Länder haben zwar frühzeitig Maßnahmen eingeleitet, doch in Brasilien und Mexiko spielten die Regierungen die Gefahr lange herunter. Mexikos linkspopulistischer Staatschef Andrés Manuel López Obrador hat mittlerweile eingelenkt, in Brasilien aber agiert der rechtsextreme Jair Bolsonaro weiterhin gegen jede Form von Isolationsmaßnahmen. Dabei stieg in Brasilien die Zahl der Neuinfektionen zuletzt binnen 24 Stunden auf fast 20 000 Fälle an. Damit rückt das Land an die dritte Stelle bei den Infektionszahlen weltweit, das Gesundheitssystem steht vor dem Kollaps, es werden Massengräber ausgehoben. Auch in beinahe allen anderen Ländern der Region nehmen die Infektionen zu. In Kolumbien hängen Menschen Fahnen vor die Tür, um Hilfe gegen den Hunger zu erflehen.

Die Ärmsten der Armen haben sich auch in reichen Staaten am Persischen Golf vor allem mit dem neuartigen Virus infiziert. Ausländische Gastarbeiter leben meist in beengten Wohnverhältnissen und sind deshalb besonders gefährdet. Kurz vor Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan steigt die Zahl der Infektionen in Saudi-Arabien stark an. Bislang haben sich dort mehr als 62 000 Menschen infiziert. Das Emirat Katar meldete bisher mehr als 37 000 Fälle, die Vereinigten Arabischen Emirate mehr als 25 000 und Kuwait fast 18 000. Die große Mehrheit der Infizierten sind Arbeitsmigranten aus Asien.

Einen weiteren Negativrekord meldeten Wissenschaftler der Johns-Hopkins-Universität (JHU) am Donnerstag: Ihnen zufolge haben sich weltweit mehr als fünf Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Knapp jede dritte Infektion wurde in den USA nachgewiesen. Etwa 328 000 Menschen starben bislang an den Folgen des Virus. Doch es gibt auch gute Nachrichten: Fast 1,9 Millionen Menschen sind wieder genesen.

© SZ vom 22.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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