Corona:Mütze zur Maske

Wieder mal sind es die Schüler, die sich warm anziehen können.

Von Meredith Haaf

Neben Trinkflasche, Pausenbrot, Maske, Seife, Handtuch und Desinfektionsmittel sollen die Eltern von Schulkindern morgens jetzt auch an "Decken und Schals" denken. Das empfiehlt die Vorsitzende des Philologenverbandes. Die Schulen sollen über den Winter Covid-frei bleiben, indem man die Fenster viel öffnet. Es dürfte also in den kommenden Monaten eher frisch werden in deutschen Klassenräumen.

Man kann das zynisch und lächerlich finden: Statt neue Belüftungssysteme in Schulen einzubauen, wie in Schweden geschehen, oder Plexiglaswände zwischen die Tische zu ziehen, verlangt dieser moderne Staat, dass sich wieder die Kinder (und natürlich auch Lehrkräfte) mit technisch archaischen Zuständen begnügen.

In diesem Fall ist aber Pragmatismus statt Schelte angezeigt. Erstens ist bei Coronaviren - und vielen anderen luftreisenden Viren auch - die archaische Methode recht effektiv. Zweitens sitzen die meisten Schulkinder sicher lieber mit einer Mütze im Klassenraum als durch Plexiglaswände getrennt. Drittens zeigt ein Blick etwa in die USA oder nach Lateinamerika: Offene Schulen sind derzeit keine Selbstverständlichkeit, wenn sich Behörden jeglicher Verantwortung verweigern. Hierzulande ist das anders. Morgens an einen Extraschal denken zu müssen, ist dafür ein hinnehmbarer Preis.

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