Corona-Lockdown:Zumindest Kinder dürfen auf Lockerungen hoffen

Grundschule in Stuttgart

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) stellte am Montag einen Stufenplan vor, der bei einer Schulöffnung Orientierung geben soll.

(Foto: dpa)

In der Diskussion um ein Ende des Lockdowns sind sich Regierungsmitglieder in einem einig: Schulen und Kitas sollen so bald wie möglich wieder öffnen.

Von Werner Bartens, Kristiana Ludwig und Viktoria Spinrad, Berlin /München

Vor den Beratungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten am kommenden Mittwoch haben sich mehrere Kabinettsmitglieder zurückhaltend gegenüber Lockerungen der Pandemie-Maßnahmen gezeigt. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte, das mühsam Erreichte dürfe jetzt nicht leichtfertig verspielt werden. Auch von Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hieß es, es sei "zu früh" für solche Vorstöße. Dennoch stellte sie am Montag einen Stufenplan vor, der bei einer Schulöffnung Orientierung geben soll.

Dieser sieht unter anderem Masken, regelmäßiges Lüften, die Bildung fester Gruppen, einen entzerrten Schülerverkehr und andere Infektionsschutzmaßnahmen vor. Familienministerin Franziska Giffey (SPD) sagte mit Blick auf Schulen und Kitas: "Wenn es weiter in diesem positiven Sinne geht, dann finde ich schon, dass auch im Februar noch zumindest eine schrittweise Lockerung passieren sollte." In einem offenen Brief nannten Kinder- und Jugendpsychologen eine sichere Öffnung von Kitas, Schulen und Freizeitangeboten "unaufschiebbar".

Die gegenwärtigen Regelungen, darunter die weitgehende Schließung von Schulen und Kindertagesstätten, gelten noch bis zum kommenden Sonntag. Mehrere Ministerpräsidenten haben bereits Entwürfe vorgelegt, wie stufenweise Lockerungen verabredet werden könnten. Spahn sagte: "Wenn und sobald wir öffnen, dann zuerst bei Kitas und Schulen." Die Forderung, Lehrerinnen und Erzieher in der Impfpriorität vorzuziehen, wies er allerdings zurück. Die vorhandenen Impfdosen müssten auf diejenigen konzentriert werden, die aufgrund ihrer Vorerkrankung oder ihres Alters am stärksten gefährdet seien.

Zu den Virusmutationen sagte der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, die neuen Varianten würden inzwischen vermehrt in Deutschland nachgewiesen, seien aber noch nicht dominant. Wie in anderen europäischen Ländern sei aber damit zu rechnen, dass sich die Mutanten weiter ausbreiten und die Pandemiebekämpfung dadurch erschwert wird. Insbesondere die zuerst in Großbritannien nachgewiesene Mutation B.1.1.7 bereitet dem RKI Sorge. Sie sei ansteckender als bisherige Formen des Virus, und es gebe erste Hinweise darauf, dass sie auch zu schwereren Covid-19-Erkrankungen führe. Derzeit seien knapp sechs Prozent der Infektionen in Deutschland auf die Variante B.1.1.7 zurückzuführen.

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Die EU-Kommission teilte am Montag mit, dass sie sich 300 Millionen zusätzliche Impfstoffdosen von Biontech/Pfizer gesichert habe. Das Kollegium der EU-Kommissare stimmte einem Vertrag mit dem Hersteller über 200 Millionen Dosen und eine Option auf 100 Millionen weitere zu, sagte ein Sprecher. Insgesamt kann die EU damit bis zu 600 Millionen Impfstoff-Dosen von Biontech/Pfizer beziehen.

In Südafrika hat die Regierung derweil die Impfung mit dem Vakzin von Astra Zeneca gestoppt, weil es zu wenig Schutz vor milden und moderaten Verläufen biete. Etliche Wissenschaftler weisen allerdings darauf hin, dass es vor allem darauf ankomme, durch den Impfstoff die Behandlung in Kliniken oder Todesfälle verhindern zu können. Die Vakzine, die bisher verfügbar sind oder kurz vor der Zulassung stehen, schützen nach Einschätzung von Experten sehr wirksam vor den schweren Verläufen. "Ich bin optimistisch, dass die Impfstoffe trotz der Mutationen weiterhin gegen schwere Verläufe helfen", sagt Impfstoffexperte Peter Openshaw vom Imperial College London. Falls dennoch Bedarf bestehen sollte, werde es nicht kompliziert sein, Impfstoffe entsprechend weiterzuentwickeln.

Weiterhin bleibt aber ungewiss, ob und wie gut die Impfstoffe davor schützen, dass Geimpfte das Virus an andere weitertragen können. Dies könnte die Infektion von 14 bereits geimpften Bewohnern eines Pflegeheims im Landkreis Osnabrück erklären. Die Senioren sind allesamt offenbar nur leicht erkrankt oder haben gar keine Symptome. Dafür gibt es zwei mögliche Erklärungen: Entweder war ihre Impfung noch nicht voll wirksam gewesen - oder die Senioren haben es der Impfung zu verdanken, dass sie trotz der Infektion keine heftigeren Symptome entwickelt haben. Obwohl die Vakzine der ersten Generation weitgehend vor schweren Verläufen schützen, verhindern sie offenbar nicht vollständig, dass auch weiterhin Infektionen auftreten. Gesundheitsminister Spahn sagte, er habe am Montagmorgen das RKI und das für Impfstoffe zuständige Paul-Ehrlich-Institut gebeten, den Ausbruch in Osnabrück genauer zu untersuchen.

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