Corona-Krise in Deutschland:Viele Firmen fürchten um ihre Existenz

Dienstleister sind von der Wirtschaftskrise besonders betroffen. In der Industrie bessert sich die Auftragslage langsam.

Von Bastian Brinkmann

Die Corona-Krise bedrohe die Existenz der eigenen Firma - das sagt jedes fünfte deutsche Unternehmen in einer Umfrage des Ifo-Instituts. Vor allem Dienstleister haben demnach Angst um ihre Firmen, 27 Prozent der befragten Dienstleistungsunternehmen bewerten die Beeinträchtigungen durch die Corona-Krise als existenzbedrohend. Bei den Einzelhändlern sind es 21 Prozent, unter Baufirmen wiederum äußerten sich nur zwei Prozent auf diese Weise.

Innerhalb des Dienstleistungssektors haben Reisebüros und Reiseveranstalter am häufigsten Angst vor dem geschäftlichen Aus, 85 Prozent gaben dies an. Es folgen die Hotellerie mit 76 Prozent und die Gastronomie mit 67 Prozent.

Sorgen gibt es auch in der Industrie. Im Metall erzeugenden Gewerbe bewertet jede zweite Firma die Lage als existenzbedrohend. Unter Autokonzernen und Zulieferern liegt der Wert bei 26 Prozent. Immerhin sind die Aufträge der Industrie im Mai wieder deutlich gestiegen, meldete das Statistische Bundesamt ebenfalls am Montag. Der Auftragseingang lag 10,4 Prozent über dem Niveau des Vormonats. Aber die Bestellungen liegen immer noch fast 30 Prozent unter dem Wert des Vorjahresmonats. In der Autoindustrie lagen die Bestellungen sogar nur halb so hoch wie vor der Krise. Die Aufträge aus der Euro-Zone erholten sich stärker als die aus dem Inland, doch war die Nachfrage in Europa zuvor auch stärker eingebrochen. Auftragseingänge aus dem restlichen Ausland erholten sich kaum.

Der Anstieg der Industriebestellungen ist insgesamt der stärkste seit Beginn der Datenerhebung 1991. Im April waren die Aufträge um 26,2 Prozent eingebrochen. "Die jüngsten Daten sprechen dafür, dass die Industrierezession ihren Tiefpunkt durchschritten hat", teilte das Bundeswirtschaftsministerium mit. Das immer noch niedrige Niveau zeige aber auch, dass der Aufholprozess noch lange nicht abgeschlossen sei.

Wenn es Unternehmen reihenweise schlecht geht, kann das in der Folge auch die Banken unter Druck setzen. Darauf haben zu Wochenbeginn Ökonomen des Forschungsinstituts IWH in Halle hingewiesen. Risiken sehen die Forscher besonders bei Sparkassen und Volksbanken, weil diese Institute auch an kleinere Firmen Geld verleihen, die besonders krisengefährdet sein könnten. Zudem seien viele Einzelhändler und Gastronomen unter den Kunden, die von den Einschränkungen besonders betroffen sind. Dauert die Corona-Krise lange an und fallen Kredite in Milliardenhöhe aus, könnte dies das Eigenkapital von Hunderten Banken empfindlich treffen, mahnen die IWH-Forscher.

Von den Verbrauchern dagegen kamen zuletzt positive Daten. Nach Befragungen von Nielsen und dem Finanzinstitut Safe haben 80 Prozent der deutschen Haushalte durch Corona keine wesentlichen finanziellen Einbußen. Der Anteil der Arbeitnehmer, die in den nächsten Monaten eine Kündigung befürchten, ist seit Mai von 17 auf zwölf Prozent geschrumpft.

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