COVID-19 und Körperkontakt:Nix "Free Hugs"

Kürzlich fand unser Kolumnist Berühungsaktivismus auf der Straße noch ziemlich befremdlich. Doch in Zeiten Corona-bedingter Kontaktarmut könnte es sein, dass er sich sogar bald die Umarmung von Fremden wünschen wird.

Von Karl-Markus Gauß

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Aber jetzt knuddeln? Nein danke. Eine Aktivistin bietet Gratis-Umarmungen an.

(Foto: Günther Reger)

Ach, wie rasch sich alles ändert! Kaum drei Wochen ist es her, dass ich arglos in meiner Stadt flanierte und sich mir unversehens einige Männer und Frauen in den Weg stellten, die von mir die Erlaubnis erbaten, mich umarmen zu dürfen. Mein Erschrecken war natürlich groß, sodass ich mich mit affenartigen Hüpfern in sichere Distanz zu retten versuchte. Das schien wiederum die mir gänzlich Unbekannten zu erschrecken, jedenfalls begannen sie begütigend auf mich einzureden, bis ich verstand: Heute, am Valentinstag, dem Tag der Liebenden, waren einige der Nächstenliebe besonders verpflichtete Mitglieder der katholischen Gemeinde unterwegs, um vereinsamte, unglückliche Mitmenschen mittels geschwisterlicher Umarmungen spüren zu lassen, dass auch sie der Zuneigung wert und würdig seien.

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Karl-Markus Gauss

Karl-Markus Gauß, 65, ist österreichischer Schriftsteller und Essayist. Er lebt in Salzburg. Zeichnung: Bernd Schifferdecker

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