Süddeutsche Zeitung

Coronavirus-Pandemie:Jede zweite Intensivstation schränkt Betrieb ein

Mehr Covid-19-Patienten und weniger Personal wegen hohen Krankenstands: In den deutschen Kliniken macht sich Corona wieder bemerkbar - und nicht nur dort.

Steigende Coronazahlen und ein hoher Krankenstand belasten den Betrieb der Intensivstationen in Deutschland. Etwas mehr als die Hälfte von ihnen könne im Moment nur eingeschränkt arbeiten, sagte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Gernot Marx, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Vor allem die hohe Zahl kranker Mitarbeiter mache ihnen zu schaffen - und einige Beschäftigte träten "auch endlich noch ihren verdienten Urlaub" an, "um mit neuer Kraft in die Wintermonate zu starten".

Von den 736 Intensivstationen in den deutschen Kliniken arbeiten laut Marx 55 Prozent im teilweise eingeschränkten oder eingeschränkten Betrieb. "Das ist leider schon eine sehr hohe Zahl, die wir sonst nur in den kälteren Jahreszeiten und einer höheren Covid-Belastung gesehen haben." Intensivmedizinisch behandelt werden nach dem Divi-Tagesreport vom Freitag 1072 Corona-Patienten. Das seien etwa doppelt so viele wie zur gleichen Zeit im vergangenen Jahr und knapp viermal so viele wie 2020, sagte Marx.

Zugleich stünden vor allem wegen Personalmangels fast 2000 Intensivbetten weniger zur Verfügung als im vergangenen Jahr. Insgesamt sind laut Divi-Register derzeit gut 18 000 Intensivbetten in Deutschland belegt und knapp 3000 Betten frei. Zwar sei die Versorgung der lebensbedrohlich erkrankten Patienten und Notfallpatienten überall gesichert, sagte Marx. "Aber in den Krankenhäusern werden schon wieder zahlreiche Operationen verschoben und Personal muss umgesetzt werden."

Ausfälle wegen hohen Krankenstands auch im Nahverkehr

Die Zahl der offiziell bestätigten Corona-Infektionen steigt in Deutschland derweil. Die Sieben-Tage-Inzidenz überschritt am Samstag die Marke von 700: Sie lag nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) bei 700,3 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen der vergangenen sieben Tage. Experten gehen allerdings davon aus, dass die tatsächlichen Zahlen weit höher liegen als die offiziell erfassten.

Die hohe Zahl von Corona-Infizierten, die - auch wenn nicht ernster erkrankt - zumindest zu Hause in Isolation bleiben müssen, belastet nicht nur die Krankenhäuser. Auch im Nahverkehr sind die Folgen zu spüren. Beim Bahnunternehmen Metronom beispielsweise, das in Hamburg und Niedersachsen unterwegs ist, fielen nach eigenen Angaben allein am Freitag etwa 60 Zugverbindungen aus. In Göttingen sind bis auf Weiteres drei Buslinien komplett gestrichen. Und in Bayern meldet die Deutsche Bahn, dass es bei den Regionalzügen rund um Würzburg "aufgrund von kurzfristigen krankheitsbedingten Personalausfällen" das ganze Wochenende über zu Ausfällen kommen könne.

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