Großbritannien:Gab es noch eine zweite Gartenparty?

Großbritannien: Boris Johnson wird die Probleme nicht los.

Boris Johnson wird die Probleme nicht los.

(Foto: PETER CZIBORRA/REUTERS)

Die "Partygate"-Affäre von Premier Johnson geht in die nächste Runde. Per Mail lud dessen Büroleiter offenbar 100 Personen zu "Drinks mit Abstand" - mitten im strengen Lockdown.

Hielt sich da jemand nicht an die eigenen Regeln? In Großbritannien sieht sich Premierminister Boris Johnson genau einem solchen Vorwurf ausgesetzt. Diesmal geht es um neue Berichte über eine Gartenparty in seinem Amtssitz während strikter Corona-Maßnahmen im Mai 2020. Die Opposition bezichtigt ihn deswegen der Lüge. Der Regierungschef habe das Parlament und die Öffentlichkeit mehrmals getäuscht, hieß es von der Labour-Partei.

"Dies passt ins Muster, dass sie die Wahrheit verheimlichen und dann anfangen zu lügen, wenn die Dinge ans Licht kommen", sagte die Labour-Politikerin Emily Thornberry der BBC. Vizeparteichefin Angela Rayner forderte Johnson auf, sich dem Parlament zu stellen und "reinen Tisch" zu machen. Angehörige von Corona-Opfern zeigten sich empört.

Zuvor hatte der Sender ITV eine E-Mail von Johnsons Büroleiter veröffentlicht, in der er etwa 100 Beschäftigte der Downing Street am 20. Mai 2020 zu "Drinks mit Abstand" im Garten des Amtssitzes einlud. Letztlich nahmen etwa 30 bis 40 Menschen an der Veranstaltung teil, darunter auch Johnson und seine Ehefrau, wie mehrere britische Medien berichteten. Damals waren in England nur Treffen mit einer anderen Person im Freien erlaubt, wie der damalige Kulturminister Oliver Dowden am selben Tag betont hatte. Die Regeln waren damals so streng, dass Personen wegen Partys strafrechtlich verfolgt wurden. Die Londoner Polizei kündigte an, die Medienberichte zu prüfen.

Gegen Johnson und seine Mitarbeiter gibt es seit Wochen Vorwürfe, sie hätten die Corona-Regeln gebrochen. Nachdem es zunächst um mutmaßliche Weihnachtsfeiern im Dezember 2020 ging, stehen nun zwei Veranstaltungen im Garten der Downing Street im Fokus. Zuerst war ein Foto aufgetaucht, das Johnson, seine Frau und mehrere Mitarbeiter am 15. Mai 2020 bei Käse und Wein zeigen soll. Dabei habe es sich um ein Geschäftstreffen gehandelt, verteidigte sich der Regierungssitz.

Danach erwähnte Johnsons ehemaliger Berater Dominic Cummings, der im Streit gegangen war, das Treffen am 20. Mai. Dafür legte ITV nun einen Beweis vor. Die Downing Street wollte die Berichte nicht kommentieren und verwies auf laufende interne Ermittlungen. Labour-Vize Angela Rayner kritisierte, Johnson zeige keinen Respekt für selbst erlassene Regeln.

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