Süddeutsche Zeitung

Corona-Impfstoff:Staatschefs geloben gerechte Verteilung

Bei einer Geberkonferenz versprechen Regierungen Milliarden für die Entwicklung und Produktion der Mittel.

Von Karoline Meta Beisel, Stefan Braun und Hanno Charisius

Der 4. Mai werde ein "Wendepunkt im Kampf gegen das Coronavirus" sein, sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen; Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach von einer "Stunde der Hoffnung": Am Montag hat die EU-Kommission Staats- und Regierungschefs aus aller Welt per Videoschalte zu einer Geberkonferenz zusammengerufen, um Geld für Entwicklung und Produktion von Impfstoffen, Arzneien und Tests zu sammeln. Vor Beginn hatte von der Leyen 7,5 Milliarden Euro als Zielmarke ausgegeben. Am Ende wurden es 7,4 Milliarden Euro.

Von der Leyen moderierte die Konferenz, zu der sie gemeinsam mit den Vereinten Nationen, der Weltgesundheitsorganisation und Staaten wie Deutschland, Frankreich oder Japan eingeladen hatte. Etwa 40 Regierungsvertreter ergriffen das Wort, außerdem Vertreter von Organisationen und Verbänden. Fast alle mahnten, die Pandemie könne nur gemeinsam bezwungen werden. "Solange das Virus irgendwo aktiv ist, sind wir alle in Gefahr", sagte etwa die norwegische Premierministerin Erna Solberg. Cyril Ramaphosa, der als Präsident von Südafrika derzeit der Afrikanischen Union vorsitzt, forderte Unterstützung für jene an, die "unter Armut und schwachen Gesundheitssystemen" leiden.

Die Staatschefs nannten in ihren Beiträgen konkrete Summen, die sie einsetzen wollen. Da gewisse zugesagte Mittel aber auch rückwirkend angerechnet werden können, geht nur ein Teil der Zusagen tatsächlich auf den Aufruf der EU-Kommission zurück. So sind zum Beispiel die 388 Millionen Pfund, die der britisch e Premier Boris Johnson für die gemeinsame Initiative zahlen will, Teil einer bereits vorher gegebenen Zusage. Kanzlerin Merkel kündigte einen Beitrag von 525 Millionen Euro an; darin sind 195 Millionen Euro enthalten, die Deutschland bereits in den vergangenen Wochen zugesagt hatte.

Ohnehin dürfte sich die politische Dimension der Konferenz als wichtiger erweisen als die eingesammelte Summe. Denn die Sorge ist groß, dass beim Zugang zu einem möglichen Impfstoff ein Wettrennen zwischen den Nationen beginnt. Der französische Präsident Emmanuel Macron forderte, dass ein Impfstoff ein globales öffentliches Gut sein solle: "Der ganze Planet muss Zugang bekommen", sagte er. Wie genau und unter welchen Bedingungen das nun gesammelte Geld eingesetzt wird, sollen "Partnerschaften" aus Gebern, Forschern und Institutionen wie der Impfallianz Gavi festlegen.

Experten schätzen, dass es noch mindestens zwölf Monate dauern wird, bis es einen Impfstoff gegen das neue Coronavirus Sars-CoV-2 gibt. Zwar werden bereits erste Impfstoffkandidaten an Menschen getestet, acht solcher Studien sind bislang bekannt. Daran schließen sich weitere Prüfungen an. Im besten Fall könnten im Spätherbst die ersten Ergebnisse vorliegen. Danach müsste der Impfstoff in großen Mengen produziert werden. Je nach Verfahren kann es einige Monate dauern, bis die Herstellung im industriellen Maßstab funktioniert.

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SZ vom 05.05.2020
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