Was das Schwein so hinter sich hat, sieht man dem Nackensteak nicht an. Nicht die Enge, in der es geboren wurde, nicht das drangvolle Miteinander in dunklen Ställen, nicht den oft langen Transport zum Schlachthof. Und nicht die Bedingungen, unter denen seine Zerleger dort arbeiten, die Sammelunterkünfte, den niedrigen Lohn, von dem oft noch Miete abgezogen wird. Solches Fleisch hat mit Genuss nicht viel gemein.
Der Verdacht war berechtigt
Anfang Mai, als in einem ersten Schlachthof massenhaft Corona-Fälle auftraten, als damit plötzlich die Bedingungen in den Schlachtbetrieben im Rampenlicht standen, beklagte sich Clemens Tönnies über einen "Generalverdacht", unter den seine Branche gestellt werde. Deutschlands größter Schlachtbetrieb wollte damit nichts zu tun haben. Jetzt fällt die Klage auf ihn zurück: Der Verdacht war genau richtig, angesichts von mehr als 400 Corona-Fällen bei Tönnies.
Erst am Dienstag hatte der Ethikrat Stellung zur Tierhaltung bezogen. "Ökonomisches Kalkül kann mit der moralischen Vernunft in einen Widerstreit geraten", stellten die Wissenschaftler fest. Genau darum geht es. In Deutschlands hocheffizienter Fleischproduktion sind nicht nur die Tiere auf der Strecke geblieben, sondern auch diejenigen, die sie "verwerten". Das Fleisch ist billig, aber der Preis dafür ist zu hoch.