Corona-Folgen:Kinderärzte fordern Öffnung von Kitas und Schulen

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Betreuung und Unterricht sollen rasch und "ohne massive Einschränkungen" wieder gewährleistet werden.

Von Henrike Rossbach, Berlin

Derzeit bestimmt in Deutschland die "erweiterte Notbetreuung" den Alltag von Eltern mit Kita-Kindern, und auch viele Schulkinder gehen höchstens tageweise zur Schule. Die Debatte, wie lange das noch so bleiben soll, nimmt Fahrt auf - auch durch einen gemeinsamen Vorstoß mehrerer medizinischer Fachgemeinschaften, die eine schnelle und vollständige Öffnung der Kitas und Grundschulen fordern.

"Aus Sicht des Kindeswohls wäre es das Beste, wenn alle Kinder so schnell wie möglich wieder wie gewohnt in ihre Kitas und Schulen gehen könnten", sagte Familienministerin Franziska Giffey (SPD) der SZ. Kinder bräuchten Kinder, sie litten unter der Situation und könnten Schaden nehmen, je länger diese andauere. Eine weitere Öffnung und der Gesundheitsschutz müssten aber nach wie vor miteinander abgewogen werden.

Zuvor hatten unter anderen die pädiatrischen Fachgesellschaften, die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin und der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte in einem Papier betont, verschiedene Untersuchungen ergäben "ein zunehmend schlüssiges Bild", dass Kinder in der Pandemie "keine herausragende Rolle in der Ausbreitungsdynamik" spielten. Sie verweisen dabei auf teilweise schon länger diskutierte Studien aus den Niederlanden, Norwegen, Großbritannien, Island, Frankreich, China und Deutschland.

Kitas und Grundschulen sollten deshalb "zeitnah" wieder eröffnet werden, und zwar "ohne massive Einschränkungen" - also ohne Kleinstgruppen und Abstandsgebote, die derzeit dazu führen, dass in den Kindergärten höchstens eine Halbtagsbetreuung für einen Teil der Kinder möglich ist und Grundschüler teilweise nur einen Tag in der Woche für wenige Stunden unterrichtet werden. Für entscheidender als die Gruppengröße halten die Mediziner konstante Gruppen, die sich nicht mit anderen Gruppen mischen.

Giffey forderte, die weitere Entwicklung müsse wissenschaftlich begleitet werden. Das geschehe bereits in mehreren Ländern; zudem werde an einer "bundesweiten Corona-Kita-Studie" gearbeitet. Dafür werde gerade ein Kita-Register aufgebaut, das wöchentlich Informationen zum Infektionsgeschehen zusammentragen und auch auswerten solle. So könnten "hoffentlich sehr zeitnah" fundierte Schlüsse für die "zügige, aber auch verantwortungsvolle weitere Öffnung" gezogen werden, sagte die Familienministerin.

Andere Länder gehen längst schon andere Wege. In Dänemark etwa wurden bereits vor Wochen als Erstes Grundschulen und Kitas geöffnet, inzwischen sind auch ältere Schüler zurück, was der Lehrerverband begrüßte. Auch Norwegen hat die Grundschulen und Kitas wieder geöffnet. In Deutschland gilt in Sachsen seit dieser Woche in Grundschulen und Kitas ein "eingeschränkter Regelbetrieb": Die Kinder gehen dabei in ihre normalen Gruppen und Klassen, getrennt nur von den jeweils anderen Gruppen. Nordrhein-Westfalen will den "eingeschränkten Regelbetrieb" in den Kitas auf Juni vorziehen, Rheinland-Pfalz ebenfalls.

© SZ vom 22.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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