Süddeutsche Zeitung

Corona-Pandemie in Deutschland:"Als Gesellschaft sind wir dankbar für diesen Einsatz"

Gesundheitsminister Jens Spahn kündigt eine neue Prämie für die Beschäftigten auf Intensivstationen an. Außerdem hat das sogenannte Corona-Kabinett zwei weitere Entscheidungen getroffen.

Im sogenannten Corona-Kabinett sind heute drei Entscheidungen getroffen worden, wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn im Anschluss auf einer Pressekonferenz verkündete. Demnach wird es erneut eine Corona-Prämie für die auf Intensivstationen Beschäftigten geben, der Bund wird auch für die kommende Grippesaison zusätzlich Impfstoff bestellen und das Unterstützungsprogramm für den öffentlichen Gesundheitsdienst wird aufgestockt.

Spahn würdigte die Arbeit, die Ärzte, Reinigungspersonal, aber vor allem die Pflegekräfte auf den Intensivstationen in den vergangenen Monaten versehen hätten. Dies seien "harte Schichten", sowohl psychisch, angesichts der schwer erkrankten Patientinnen und Patienten, wie auch körperlich. "Als Gesellschaft sind wir dankbar für diesen Einsatz", sagte der Gesundheitsminister. Daher stelle der Bund 450 Millionen Euro bereit - mehr als doppelt so viel wie beim letzten Mal.

Das Geld werde an Krankenhäuser gegeben, in denen eine Mindestanzahl an Corona-Patienten behandelt worden sei und dort an die Mitarbeiter verteilt. Beschäftigte könnten so bis zu 1500 Euro steuerfrei erhalten. Es hatte allerdings Kritik an dieser Methode gegeben, weil Pflegekräfte die erste Prämie nicht erhalten hatten, wenn die Zahl der Patienten in ihren Krankenhäusern gerade unterhalb der Grenze geblieben war.

Effekte auf das Grippevirus

Als gute Nachrichten wies Spahn darauf hin, dass ein ein anderes Virus in dieser Saison so gut wie keine Chance zur Ausbreitung habe: das Grippevirus. Die Maßnahmen gegen das Coronavirus hätten natürlich auch gegen diesen Erreger gewirkt. Der Maske sei es schließlich egal, welches Virus sie abhält. So habe das RKI jüngst nur 20 bis 30 Grippefälle pro Woche gemeldet. Das sei Nichts im Vergleich zu den vergangenen Jahren, wo die Zahlen in die Tausende gegangen seien.

Vor allem sei so viel gegen Grippe geimpft worden wie noch nie. Noch immer aber sei es sinnvoll, sich impfen zu lassen. Für dieses Jahr habe die Regierung bereits fünf bis acht Millionen zusätzliche Grippe-Impfdosen bestellt.

Als Dreh- und Angelpunkt im Kampf gegen die Corona-Pandemie bezeichnete Spahn den Öffentlichen Gesundheitsdienst. Es sei der Arbeit der Gesundheitsämter, die die Infektionsketten verfolgen und zu unterbrechen versuchten, zu verdanken, wenn wieder über Lockerungen nachgedacht werden könne. Spahn wies insbesondere auf den Einsatz der Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten, die der Bund zur Verfügung gestellt hat, hin, sowie auf sogenannte "Containment Scouts" des Innenministeriums, die helfen, Kontaktpersonen von Infizierten aufzuspüren, um die Infektionswege nachzuverfolgen. Hier solle weiter aufgestockt werden. Darüber hinaus sollten weitere Medizinstudierende angeworben werden, die im Gesundheitsdienst mit anpacken sollen.

Ältere Menschen, so Spahn, könnten auch Dank des Impfstoffes von Astra Zeneca früher geimpft werden, weil dieser zwar nur für Menschen im Alter von 18 bis 64 Jahre eingesetzt würde, dadurch würden aber Impfstoffdosen der anderen Hersteller für Ältere verfügbar. Die Möglichkeit auszusuchen, welches Vakzin man erhält, wird Spahn zufolge "absehbar bis in den Sommer hinein" nicht möglich sein.

Zum Thema Kita und Schulöffnungen sagte Spahn, dass es "aller Mühen wert" zu schauen, wie es Zug um Zug wieder losgehen könne. Der Minister dämpfte allerdings Hoffnungen auf schnelle Änderungen. Bis zum Mittwoch werde der Bund mit den Ländern darüber sprechen, aber es werde mit Sicherheit nicht so schnell wieder so werden wie im Oktober. Man müsste jetzt über Test- und Raumkonzepte nachdenken, brauche flexible und pragmatische Ansätze.

Auf Nachfrage äußerte sich Spahn auch zu den Coronafällen in einen Altenheim nahe Osnabrück, wo das Virus auch bei einer nicht geringen Zahl bereits geimpfter Bewohnerinnen und Bewohner nachgewiesen wurde. "Das beschäftigt uns sehr", so der Gesundheitsminister. RKI und Paul-Ehrlich-Institut seien bereits dabei, die Fälle zu untersuchen. Spahn bot einige denkbare Erklärungen an, die nun überprüft würden - etwa dass die Betroffenen bereits zuvor infiziert gewesen seien oder dass die Zeit noch nicht verstrichen sei, die die Impfstoffe bräuchten, um ihre Wirkung zu entfalten.

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